SRF: Blinde loben Renato Kaisers Witze über Behinderungen
SRF Komiker Renato Kaiser wagte sich am Sonntag auf dünnes Eis. Mit Witzen über Behinderungen kommt er aber sogar bei Betroffenen gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- Comedian Renato Kaiser reisst Witze über Blinde, Fettleibige und Homosexuelle.
- Seine neue SRF-Comedy-Show kommt sogar bei Blinden gut an.
So geht Mut: Komiker Renato Kaiser (34) wagt in seiner SRF-Comedy-Show «Tabu» das bisher Undenkbare. Der St. Galler reisst Witze über Homosexuelle, Menschen mit Behinderungen und Fettleibige. Also: «Über Mensch, über die man nicht lacht», wie er sagt.
Das klingt dann so: «Behindert als Schimpfwort ist so wie ein Rollstuhlgänger … Geht gar nicht!» Oder: «Als Blinder kannst du durch die Strassen laufen und schreien: Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!»
Kaisers Tabu-Bruch im SRF ist nicht nur sehr mutig. Er kommt sogar bei Behinderten-Organisationen gut an.
SRF: Blinde loben Renato Kaiser für Humor
«Witze können tatsächlich auch tabubrechend und für alle Seiten befreiend sein». Das sagt Nobert Schmuck vom Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen zu Nau.
Er lobt: Kaiser mache zwar Witze über diejenigen Gruppen von Menschen mit Behinderung, mit denen er zusammen war. «In diesem Kontext empfinde ich die Witze, die er im Rahmen seines Auftrittes macht, auch eher als Neckereien. Zumal die Protagonistin und die Protagonisten im Publikum sitzen und herzhaft darüber lachen.»
Kaiser, der bislang der Sidekick beim «Late Update» von Michael Elsener (33) war, macht sich aber nicht nur lustig. Er gibt den Menschen auch eine Stimme.
Das kommt bei Betroffenen gut an. Schmuck lobt die zentralen Themen aus den Leben, die aufgegriffen werden. «Respektvoll, offen, unverkrampft und ehrlich. Und vor allem: Die drei betroffenen Personen kommen selber ausgiebig zu Wort.»
Renato Kaiser spricht auf Augenhöhe mit Betroffenen
Ins gleiche Horn bläst Susanne Stahel von Pro Infirmis. «Kaiser bewegt sich auf dünnem Eis. Ob seine Witze lustig sind, muss man die Betroffenen direkt fragen. Wichtig ist, dass Menschen mit Behinderung nicht diskriminiert werden, und das war hier nicht der Fall», sagt sie zu Nau.
Und applaudiert: «Er hat auf Augenhöhe mit den Betroffenen gesprochen. Damit nimmt er sie ernst und zeigt, dass sie ganze Menschen sind wie alle anderen auch.»