SRF kippt Verbot von Twitter-Meinungen
Nathalie Wappler hat heute die neuen Regeln für SRF-Mitarbeiter präsentiert. Das bisherige Verbot von Twitter-Meinungen ist gekippt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Publizistischen Leitlinien des SRF sind verbindliche Regeln für alle Mitarbeiter.
- SRF setzt neu auf den Gender-Doppelpunkt (:) und verzichtet auf den Stern (*).
- Mitarbeiter werden auch gewarnt vor Shares und Likes auf Social Media.
Vieles neu bei SRF: Direktorin Nathalie Wappler (53) hat heute die neuen publizistischen Leitlinien bekannt gemacht. Die verbindlichen Regeln gelten für alle Mitarbeitenden und wurden komplett neu überarbeitet.
Auffallend: Social Media und die Gender-Diskussion stehen im Fokus. Immer wieder hatten persönliche Twitter- und Instagram-Beiträge von Moderatoren für Aufsehen gesorgt. Etwa dank «10vor10»-Moderator Arthur Honegger (42), der auf Twitter gern seine Meinung zu Ex-US-Präsident Donald Trump (74) kundtat.
Bisheriges Verbot wird jetzt schwammig definiert
Das war bis anhin eigentlich verboten. «Programmmitarbeitende geben auch im Internet keine Stellungnahmen zu politischen und wirtschaftlichen Themen ab», so die bisherige Regel. Auch das Argument, man sei «privat auf Twitter unterwegs» liess Chefredaktor Tristan Brenn nicht gelten.
Von einem Verbot will Wappler heute aber nichts mehr wissen. Die neue Formulierung lässt viel Spielraum für Interpretation.
Heute heisst es schwammig: «Im Zentrum steht die Abwägung: Was ist Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, und womit mache ich mich abhängig oder angreifbar? Wo hört persönliche Begeisterung auf und schlägt in eine werberische Tätigkeit um?»
Neu müssen Mitarbeitende nur noch auf eine «erhöhte Sorgfaltspflicht bei sämtlichen Aktivitäten im Netz» achten.
SRF warnt immerhin: «Besondere Aufmerksamkeit ist beim Liken und Sharen von Posts geboten.» Wenn diese die Distanz gefährden, sollte nicht aufs Like- oder Share-Knöpfli gedrückt werden.
Aufs Verbot folgen Ratschläge
Als Beispiele nennt Wappler Musikjournalistinnen, die keine Bands liken oder teilen sollen, deren Musik sie dann beurteilen. Sportjournalisten sollten keine Sportler liken, über die sie berichten.
Auch die Gender-Diskussion wurde im SRF geführt. Neu verzichtet man im Leutschenbach auf das generische Maskulinum. So heisst es nicht mehr «die Journalisten», wenn auch Frauen gemeint sind.
Dafür bietet SRF eine ganze Palette von Ausweichmöglichkeiten. Man könne etwa beide Geschlechter nennen («Bürgerinnen und Bürger») oder abstrakte Begriffe verwenden («Interessierte», «Einsatzkräfte»).
Jetzt kommt der Gender-Doppelpunkt
Doch: «Den Genderstern («Politiker*innen») vermeiden wir im Allgemeinen», heisst es jetzt im Regelbuch. Dafür gibt’s eine sprachliche Neuerung: «Falls nötig, verwenden wir den Doppelpunkt («Manager:innen»).
Dieser ist das Schriftzeichen für eine kurze Pause und wird auch von Künstlicher Intelligenz so gelesen. Das ist wichtig für Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen.»
Der Gender-Doppelpunkt kommt aber nur in internen Dokumenten zum Zug. Weder im Radio noch im TV wird die Pause gesprochen, in den Apps oder im Teletext wird weder «:» noch «*» verwendet.