Bei der anstehenden Vergabe von Mobilfunkfrequenzen im Hinblick auf die neue Technologie 5G sind sich die Telekomkonzerne Swisscom, Salt und Sunrise uneins. Die Swisscom drückt aufs Tempo.
Die Swisscom gibt Gas.
Die Swisscom gibt Gas. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Swisscom, Salt und Sunrise sind sich uneins bei der Mobilfunkfrequenzvergabe.
  • Die Swisscom plädiert für eine möglichst rasche Vergabe.
  • Sunrise und Salt sprechen sich gegen die Vergabe vor 2020 aus.
  • 5G verspricht viel höhere Surfgeschwindigkeiten sowie viel kürzere Reaktionszeiten.
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Dagegen wollen Sunrise und Salt vor der Vergabe zuerst eine Lockerung der Strahlenschutzgrenzwerte. Diese sind in der Schweiz zehnmal strenger als in der EU. Damit werde die Einführung der neuen Mobilfunkgeneration 5G behindert, hatten die drei grossen Anbieter wiederholt beklagt.

Denn an vielen Orten ist die Maximalgrenze schon erreicht. Damit können Antennen nicht mehr auf die neue Mobilfunkgeneration aufgerüstet werden und es wird schwieriger, neue Antennen zu bauen. Andernorts muss die Sendeleistung der Handyantennen reduziert werden. Dies hat weniger Abdeckung und Kapazitäten zur Folge.

Swisscom drückt aufs Gas

Die Swisscom plädiert für eine möglichst rasche Vergabe der Mobilfunkfrequenzen: «Wir wünschen uns eine Vergabe per Auktion im ersten Halbjahr 2018», sagte Sprecher Armin Schädeli auf Anfrage zu einem entsprechenden Artikel der «NZZ am Sonntag».

Die neue Mobilfunkgeneration 5G verspricht viel höhere Surfgeschwindigkeiten sowie viel kürzere Reaktionszeiten. Erst damit werden autonome, vernetzte Autos möglich. Aber nicht nur für die neue Technologie, sondern auch für die bisherige Mobilfunkgeneration 4G wäre eine frühzeitige Frequenzvergabe nützlich, erklärte Swisscom-Sprecher Schädeli: «Wir könnten die Frequenzen bereits für 4G nutzen.«

Sunrise und Salt auf der Bremse

Anders sehen dies die Konkurrenten Sunrise und Salt: «Eine Vergabe neuer Mobilfunkfrequenzen darf nicht vor 2020 erfolgen», sagte Sunrise-Sprecherin Therese Wenger. Die Strahlenschutzregulierung (NISV) sei vorgängig anzupassen. «Sonst werden Investitionen in Frequenzen gebunden, die nicht eingesetzt werden können.«

Ins gleiche Horn stösst laut der Zeitung Salt: Für eine kleinere Mobilfunkbetreiberin sei es «kaum möglich», Unsicherheiten zu tragen, die mit einer Zuteilung des Spektrums vor Anpassung des regulatorischen Rahmens einhergingen, äusserte sich ein Salt-Sprecher gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Vergabemodus umstritten

Zudem gehen die Ansichten über den Vergabemodus auseinander: Während die Swisscom eine Auktion wünscht, plädieren Sunrise und Salt für andere Kriterien. «Die Frequenzen im 700 MHz-Bereich sollen den Anbietern zu gleichen Teilen und fairen Preisen ohne Auktionsverfahren zugeteilt werden», forderte Sunrise-Sprecherin Wenger. Diese tiefen Frequenzen haben eine besonders hohe Reichweite, weshalb sie weniger Antennen benötigen.

Der Präsident der Eidg. Kommunikationskommission (Comcom), Stephan Netzle, geht laut der «NZZ am Sonntag» davon aus, «dass die Vergabe gegen Ende 2018 erfolgen wird». Auch er spricht sich für eine Lockerung der sehr strengen Strahlenschutzgrenzwerte aus: «Die Schweiz muss nochmals über die Bücher.«

Rund alle zehn Monate verdopple sich der Datenverbrauch. Es gebe einfach physikalische Grenzen, wie viele Daten man mit den bestehenden Antennen und Strahlenschutzgrenzwerten übertragen könne, erklärte Netzle der Zeitung.

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