«Wichtig ist, was das Kind will»
Sky, der Sohn der «Königin von Kamerun» lebt mittlerweile bei einer Pflegefamilie in der Schweiz. Psychologe Thomas Gabriel erklärt, was diese grosse Veränderung für das Kind bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Sky, der Sohn der «Königin von Kamerun» lebt jetzt bei einer Pflegefamilie in der Schweiz.
- Ein Umzug ist für ein Kind immer schwierig, sagt Psychologe Prof. Thomas Gabriel.
- Die wichtigste Frage dabei: «Was will das Kind?»
Nau: Herr
Gabriel, ist es richtig, ein Kind aus seiner gewohnten Umgebung zu nehmen, um
es in einem besser situierten Land aufwachsen zu lassen?
Thomas Gabriel: Kindern
geht es in der Schweiz nicht zwangsläufig besser als im Ausland. Wohlstand
alleine macht nicht glücklich, besonders nicht Kinder.
Was
bedeutet dieser Bruch für ein Kind?
Für das Kind ist das eine Unterbrechung
der Lebensumstände. Der Wechsel von einem Land in ein anderes ist immer ein
Riesenproblem. Mit 11 fällt es einem Kind aber noch viel einfacher als mit 14
oder 15.
Wäre Sky in Afrika also besser
aufgehoben?
Wir müssen aufpassen, dass wir das
Leben in Afrika nicht idealisieren, aber auch nicht verteufeln. Die wichtigste
Frage für mich ist: Was will der Junge? Sehr oft in solchen Fällen wird der
Wunsch des Kindes zu wenig berücksichtigt wird. Das Kind muss auch gehört
werden, nicht nur die Eltern und die Behörden.
Jetzt, wo der Junge in der Schweiz
ist: Wäre es besser für ihn, bei Verwandten zu leben – so kurz nach dem Tod
seiner Mutter?
Biologische
Verwandtschaftsverhältnisse werden bei uns sehr hoch gewertet. Das ist
speziell, weil es immer mehr andere familiäre Beziehungen gibt, meist nach
Scheidungen oder auch durch Adoption. Gerade in Afrika gibt es Bevölkerungsgruppen,
bei denen die Kinder traditionell nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen.
Und ihnen geht es gut.
Dann war der Entscheid für eine
Pflegefamilie richtig?
Pflegefamilien schaffen sehr viel
Gutes hier in der Schweiz. Das Problem ist, dass das Verhältnis mit 18
offiziell zu Ende ist. Besonders für Kinder ist das schwierig. Aber viele
Pflegefamilien pflegen ihre Beziehung weiter.