Castingshow: So gelangen die Kandidaten wirklich ins TV
Das Format Castingshow ist beliebter denn je. Viele träumen davon, vor Heidi oder Dieter im TV ihr Talent zu beweisen. Doch nicht alles ist so, wie es scheint.
Das Wichtigste in Kürze
- Castingshows gibt es heute wie Sand am Meer.
- Die Kandidaten werden von Normalos über Nacht zu Superstars.
- Doch die Produzenten tricksen auch hier die Zuschauer aus.
Ob «Germany's Next Topmodel» oder «The Voice of Switzerland» – Castingshows bescheren den TV-Sendern seit Jahren absolute Traumquoten.
Viele träumen davon, einmal vor Supermodel Heidi Klum (47) oder Poptitan Dieter Bohlen (66) ihr Können zu beweisen.
Doch wer jetzt denkt, mit viel Talent und ein bisschen Glück könne aus jedem Normalo ein Superstar werden, liegt falsch.
Denn während sich einige auf den TV-Aufruf melden und «ab der Strasse» gecastet werden, wählen Sender andere Kandidaten ganz gezielt aus.
Dies meistens nicht, weil sie besonders talentiert wären, sondern weil sie mit ihrer speziellen Art für gute Einschaltquoten sorgen.
Ob die Teilnehmer auch wirklich Star-Potential haben, scheint für die Produzenten zweitrangig zu sein.
Castingshow: Produzenten wollen schrille Gestalten
So wollen die Macher von «Deutschland sucht den Superstar» (DSDS) möglichst schrille und bunte Gestalten in ihren Castings zeigen.
«Freaks» wie Menderes (35), der immer wieder sein Glück versucht, sorgen für höhere Zuschauerzahlen, als langweilige Normalo-Kandidaten.
Wegen Mangel an Auswahl schauen sich die Sender immer häufiger jenseits der Landesgrenzen nach Teilnehmern um. So zum Beispiel der RTL-«Supertalent»-Sieger 2019 Christian Stoinev (27), der aus Florida stammt.
Gegenüber «Bild» gab er damals sogar zu: «Vor ein paar Wochen kannte ich die Show noch gar nicht.»
Ein Produktionsarbeiter bestätigt: «Ein grosser Anteil der Kandidaten wird über eine Agentur gebucht. Das ist inzwischen eher Regel als Ausnahme.»
Heidi Klum holt ihre «Meeedchen» von Instagram
Auch die «Meeedchen» von Model-Mama Heidi melden sich nicht immer von sich aus für die Show an.
Häufig werden sie von ProSieben-Scouts auf Instagram angeschrieben. So wird sichergestellt, dass jede Rolle in der Sendung gefüllt wird.
Ob verwöhnte Zicke oder Transgender-Model – die Mischung macht's! Und ohne Vielfältigkeit sind die Folgen langweilig.
Während sich die Zuschauer gut an die Sieger der ersten «DSDS»-Staffeln erinnern können, interessiert heute weniger, wer gewinnt.
«Der Reiz der Gewinner ist verflogen», erklärt Medien-Professor Dr. Holger Schramm von der Uni Würzburg der Zeitung. Viel interessanter sei nun die Unterhaltung und das Drama während den Sendungen selbst.
«Schöner Schein ist wichtiger als Authentizität»
Und auch nach dem Castingsprozess sei vieles gestellt: «Am Ende hat das, was die Zuschauer im Fernsehen sehen, sehr wenig damit zu tun, was sich vor Ort abspielt. Die Show ist eine riesige Inszenierung.»
Tatsächlich werden offenbar mit Fan-Schildern und Animateuren aus dem Publikum die gewünschten Reaktionen hervorgeholt. Das Fazit des Insiders: «Der schöne Schein ist oft wichtiger als Authentizität!»