«Ich fühle mich wohl im Chaos»
Er war schon in der Schule ein Zappelphilipp: Der Zürcher Schauspieler Daniel Rohr spricht im Schweizer Fernsehen offen über seine Hyperaktivitätsstörung.
Noch heute ist Rohr hyperaktiv, macht alles gleichzeitig und nimmt dauernd alles wahr. «Ich fühle mich wohl im Chaos», sagt der Zürcher. Seine Veranlagung hilft ihm dabei, erfolgreich zu sein. Er hat gelernt, seine überschüssige Energie zu kanalisieren und auf der Bühne einzusetzen. Medikamente um die Störung zu dämpfen, hat er nie genommen. «Es ist sehr wichtig, dass man weiss, wer man ist», so Rohr. Man müsse offen über ADHS sprechen. «Es ist ein Teil von mir. Und es macht etwas mit mir, für das ich nichts kann.» Daniel Rohr hat seine ganz eigene Strategie entwickelt, aus seiner Veranlagung etwas Positives zu machen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Störung ADHS wurde bei Daniel Rohr nie diagnostiziert.
- Erst durch seine Tochter erkannte der Schauspieler, dass er die gleiche Veranlagung hat.
- Rohr hat gelernt, aus ADHS seine Vorteile zu ziehen.
Er ist ein Hansdampf in allen Gassen - Daniel Rohr (57) wirkt als Schauspieler, Sänger und Regisseur. Er hatte Rollen im «Tatort», in «Giulias Verschwinden» oder im Kino-Kassenschlager «Sennentuntschi». Im Zürcher Theater Rigiblick kann er als Theaterleiter seine ganze Energie einsetzen. Denn seine Umtriebigkeit ist eigentlich eine Störung. Der «Tatort»-Star leidet an ADHS. Wie bei so vielen Erwachsenen wurde das Aufmerksamkeitsdefizit, seine Hyperaktivitätsstörung bei Rohr nie diagnostiziert.
In «DOK: Leben mit ADHS»-spricht Rohr am Donnerstagabend über seine Veranlagung (SRF 1, 20.05 Uhr). Erst als seine Tochter auf ADHS abgeklärt wurde, realisierte Rohr, dass er es auch hat. «Sie war für mich wie ein Spiegelbild.» Als Jugendlicher habe er sehr darunter gelitten, nie still sitzen zu können. «Ich war als Schüler sehr viel vor der Tür, weil ich immer geschwätzt habe», sagt der Schauspieler. Gegen aussen hat sich Rohr als Pubertierender nichts anmerken lassen, doch sein Anderssein habe ihn traurig gemacht. «Ich bin jemand, der es braucht, geliebt zu werden, der auch bei den Lehrern Anerkennung suchte.»