«Roche und Novartis reagieren so, wie Trump es sich wünscht»
Roche und Novartis investieren Milliarden in den USA. Wohl auch, um den Zöllen von US-Präsident Donald Trump entgegenzuwirken.

Das Wichtigste in Kürze
- Roche und Novartis haben Investitionen in Milliardenhöhe in den USA angekündigt.
- Ökonomen glauben, dass die Zoll-Drohungen von Donald Trump bereits Wirkung zeigen.
- Auswirkungen auf den Wirtschaftsplatz Schweiz lassen sich nicht ausschliessen.
Die Ankündigungen lassen aufhorchen: Das Schweizer Pharmaunternehmen Roche will in den nächsten Jahren 50 Milliarden US-Dollar in seine US-Geschäfte investieren.
Davor hatte bereits Novartis Investitionen in den USA in der Höhe von 23 Milliarden US-Dollar angekündigt.
Zeigen die Zoll-Drohungen von Donald Trump gegenüber der Schweiz damit schon Wirkung?
Pläne von Roche existierten wohl schon länger
«Ja. Tatsächlich reagieren Roche und auch Novartis genau so, wie Trump es sich wünscht», sagt Ökonom Mathias Binswanger zu Nau.ch.
Der Professor der Fachhochschule Nordwestschweiz glaubt, dass Roche schon länger Pläne hatte, verstärkt in den USA zu produzieren. «Jetzt bietet sich eine willkommene Gelegenheit.»
Ähnlich analysiert Stefan Legge von der Universität St. Gallen die Situation. «Es gibt aktuell viele Unternehmen, die sehr medienwirksam Investitionen in den USA ankündigen», sagt Legge.
Einerseits zwar durchaus, um bei Trump etwas Goodwill zu schaffen. «Andererseits sind dies oft auch Investitionen, die auch ohne Trumps Zoll-Drohungen erfolgt wären.»
Die 50 Milliarden seien über fünf Jahre verteilt. «Und eine Firma wie Roche investiert ganz grundsätzlich über 15 Milliarden pro Jahr.»
Weitere Firmen könnten folgen
Die USA sind und bleiben ein attraktiver Markt, meint Legge. Werden also weitere Firmen dem Beispiel von Roche und Novartis folgen und US-Investitionen ankündigen?
«Das hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise: Findet man dort hinreichend qualifizierte Arbeitskräfte? Wie entwickelt sich der US-Markt? Welche Bedingungen bieten europäische Länder?», sagt Legge.
Auch Binswanger glaubt, dass sich weitere Unternehmen für Investitionen in den USA begeistern könnten. «Doch nur wenige Firmen in anderen Branchen haben die Kapazitäten von Roche oder Novartis.»
Wenn Schweizer Unternehmen grosse Investitionen im Ausland tätigen, hat dies immer auch einen Einfluss auf den Wirtschaftsstandort Schweiz. Gerade wenn wie im Fall von Roche in neue Produktionsstätten investiert wird.
Schweizer Wohlstand «muss Jahr für Jahr neu erarbeitet werden»
«Ein Grossteil der Forschung und Produktion bleibt trotzdem in der Schweiz», beruhigt Binswanger.
Trotzdem müsse man sich bewusst sein: «Das hochgelobte «Swiss made» wird oft nur so lange hochgehalten, wie es mit den wirtschaftlichen Interessen im Einklang steht.»
Auch für Legge ist klar, dass man den hohen Wohlstand in der Schweiz nicht als gottgegeben betrachten sollte. «Er muss Jahr für Jahr neu erarbeitet werden.»
Deshalb seien die aktuellen Entwicklungen auch ein Weckruf. Legge: «Die Pro-Kopf-Einkommen stagnieren ohnehin schon seit 2022 in der Schweiz.»
Es gelte, den hiesigen Rahmenbedingungen besser Sorge zu tragen, um den Wirtschaftsstandort Schweiz zu stärken. Und Firmen wie Roche und Novartis auch hierzulande (wieder) investieren.