Ai Weiwei präsentiert sein neustes Werk «Safety Jackets»
Der chinesische Exilkünstler Ai Weiwei präsentiert sein jüngstes Werk: Ein Kunstobjekt aus Warnschutzjacken, das sich jeder nachbauen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Ai Weiwei stellte sein jüngstes Kunstwerk in seinem Berliner Atelier vor.
- Das Werk setzt sich mit dem Thema Flucht und deren Folgen für die Betroffenen auseinander.
Ai Weiwei zählt zu den Grossen der internationalen Kunstszene. Die Werke des Chinesen erzielen Spitzenpreise, nun präsentiert er eine günstige Arbeit im Land der Heimwerker. Seine Kritik an Deutschland ändert das nicht.
Was braucht es für einen Ai Weiwei? Die «Version Stand» verlangt «4x Edelstahlrohr, 6 m», dazu sechs Warnschutzjacken und Kabelbinder «schwarz, Nylon».
Kunst mit Bauanleitung
Das jüngste Werk des chinesischen Künstlers können sich Heimwerker im Baumarkt selbst zusammensuchen. Sponsor Hornbach packt noch die Bauanleitung dazu.
Die Kosten für «Safety Jackets Zipped the Other Way» liegen dann bei 500 Euro. Die «Version Wand» mit Haken statt Stangen verlangt vom kunstinteressierten Bastler gerade mal 150 Euro. Kein Vergleich zu den sonstigen Preisen für Arbeiten des 62-Jährigen. Diese gehen auf dem Kunstmarkt gern auch mal in die Millionen.
«Der Wert von Kunst hängt ab von unserer eigenen Beurteilung», sagt Ai Weiwei am Dienstag in Berlin. Jeder habe die Fähigkeit, Kunst zu machen. «Für einen Künstler ist es eine gute Idee, eine solche Möglichkeit anzubieten.»
Ai Weiwei hat Atelier in Berlin
Dass etwas Geschick und Zeit den Aufbau erleichtern, zeigt sich bei der Präsentation des Werkes. Dazu hat Ai Weiwei in sein Berliner Atelier geladen. Die gigantischen Katakomben liegen unter dem ehemaligen Brauereigelände Pfefferberg am Fuss des Hipster- und Familienparadieses Prenzlauer Berg.
Atelier in Berlin? Ist der Ai Weiwei, in seiner Heimat verfolgt und weggesperrt, nicht nach einigen Berliner Jahren unter Deutschland-Bashing nach Cambridge gezogen? Ja, aber ein solches Atelier aufgeben? Er möchte es gern behalten, sagt der Künstler im Gespräch mit der dpa.
«Ich solle abhauen»
Passend zum Termin hat Ai Weiwei ein Feuerwerk von Interviews gezündet. Fun fact: In einem davon meint er, die Medien in Deutschland würden ihn kaum beachten.
«In Deutschland wird inzwischen gesagt, ich solle abhauen, weil ich über die Probleme hier spreche», sagt Ai Weiwei. Dem Rassismus begegne er auf allen Ebenen: in der Politik, in der Kunst, im Film, im Taxi sei er damit konfrontiert, «das kenne ich sehr gut».
Können Rassismus und Ausgrenzung im Alltag eines europäischen Landes überraschen? «Ich kann das nicht mit Frankreich oder Grossbritannien vergleichen. Ich bin sicher, da gibt es auch Rassismus.»
Ai Weiwei hat sich in seinen Arbeiten zuletzt häufig mit dem Thema Flucht und den Folgen für die Betroffenen auseinandergesetzt. Er sieht Bezüge zu Flüchtlingen auch in seinen «Safety Jackets». Ihr knalliges Orange erinnert an die Schwimmwesten von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer.