Bachmannpreis: Jüdische Familiengeschichte beeindruckt Jury
Am diesjährigen Bachmannpreis haben 14 Teilnehmer aus Österreich, der Schweiz und Deutschland teilgenommen. Ganz besonders angetan war die Jury aber vor allem von einer Berliner Autorin.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einer jüdischen Familiengeschichte hat sich die Berliner Autorin Dana Vowinckel beim Bachmann-Literaturwettbewerb in den Kreis der Favoriten gelesen.
In bisher seltener Einmütigkeit fand die Jury am Samstag in Klagenfurt viele lobende Worte für den Text «Gewässer im Ziplock».
Jury-Vorsitzende Insa Wilke sah darin «tolle Anlagen», Jury-Mitglied Vea Kaiser bescheinigte, das Konzept der zumindest zwei Perspektiven sei «grandios gelungen». Klaus Kastberger wies darauf hin, dass generell in der Gesellschaft die Neugierde auf orthodoxes jüdisches Leben in den vergangenen Jahren gewachsen sei. Er war der Autorin auch dankbar für ihr Lesetempo ohne künstliche Dehnung. «Die Fernsehzuschauer sind nicht so dumm.».
Auf geteiltes Echo bei der Jury stiessen die anderen drei am Samstag vorgestellten Wettbewerbsbeiträge. Bei «Mein Freund am See» des gebürtigen Bochumers Timon Karl Kaleyta hielten einige Jury-Mitglieder wie Wilke den Text für ein gelungenes Beispiel, «pure Gewalt in naivem Kostüm» darzustellen. Philipp Tingler und auch Kaiser kritisierten dagegen die «tumbe Sprache» und strukturelle Schwächen.
Die letzten Lesungen bei den 45. Tagen der deutschsprachigen Literatur bestritten die in Teheran geborene, in Köln aufgewachsene und seit 2012 in Graz lebende Autorin Nava Ebrahimi und die Nürnbergerin Nadine Schneider, die in Berlin lebt. Ebrahimi erntete für «Der Cousin» über unbekannte Kapitel in der Vergangenheit eines schwulen Tänzers mehrfach Lob für eine «beeindruckende Komposition». Juror Tingler bemängelte indes Klischees und stellte fest: «Ich finde den Text so mittel.»
Schneider löste mit ihrem Vorstellungsvideo, das die Musikwissenschaftlerin als eher zögerliche, introvertierte Person zeigte, eine sehr positive Reaktion aus: «Hinreissend», urteilte Tingler. Ihre Geschichte («Quarz») über eine Familie, die in ein Dorf zieht und sich zu integrieren versucht, überzeugte nicht alle Juroren. Subtile und feinsinnige Schilderungen fanden die einen, durch und durch konventionell wirkte der Text auf andere.
Der mit 25.000 Euro dotierte Hauptpreis sowie weitere Auszeichnungen werden am Sonntag vergeben. Am diesjährigen Bachmannpreis nahmen 14 Teilnehmer aus Österreich, der Schweiz und Deutschland teil.