Best of Thees Uhlmann ist ein Rückblick auf 30 Jahre Karriere
Der deutsche Indie-Rocker und Songwriter Thees Uhlmann bringt eine Auslese aus der Zeit mit Band Tomte und als Solokünstler heraus.
Es gibt Menschen, die brauchen vor allem eine gute Melodie, um einen Song gut zu finden. Und es gibt Menschen, die brauchen den Liedtext und eine Geschichte, die sie abholt. Letztere sollten Thees Uhlmann hören – und sein Best-of-Album «Sincerely, Thees Uhlmann».
Der 50-jährige Musikpoet, der mal mit feinem Sprachgefühl, mal herrlich plakativ und auch mal auf Biegen und Brechen gute Zeilen in Köpfe und Herzen bringt, schaut damit auf 30 Jahre Musikkarriere zurück – erst mit der Band Tomte (1994–2010), dann solo. Es ist eine strenge, feine Auslese für treue Fans – und eine schöne Chance für alle, die den Indie-Rock-Künstler noch nicht kennen.
«Ich glaube, Leute können neue Fans von mir werden, wenn sie Musik wollen, mit der sie nicht beschissen werden», so Uhlmann im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. «Es ist total in Ordnung, wenn Musik eine Traumwelt erzählt, aber das Leben ist halt nicht einfach. Da wird wahrscheinlich nicht geknutscht nächsten Samstag und da sagt der Chef auch nicht, hier sind 400 Euro extra, weil du so geil gearbeitet hast.»
Dieses Leben sei hart, es sei wild, anstrengend und nervig. «Daher ist das Leben auch häufig trivial. Genau darüber singe ich, damit die normalen Menschen und die normalen Zustände eine Würdigung erhalten», so Uhlmann. Und das schafft er so gut wie wenig andere mit einfachen klaren Worten. Beispiel gefällig? «Das Leben ist kein Highway, es ist die B73».
Die drei Jahrzehnte umfassende Auswahl ist themenreich: Uhlmann singt etwa übers Aufwachsen und Klarkommen («Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf»), über Schaffenskrisen («Fünf Jahre nicht gesungen»), über Trennungen («Egal was ich tun werde, ich habe immer an dich gedacht») und die Ängste bei Trennungen («Was wird aus Hannover, wenn die Scorpions nicht mehr sind?»). Er beschäftigt sich mit Horrorautor Steven King («Danke für die Angst») und er macht klar: «Nichts ist so schön, wie betrunken traurige Lieder zu hören».
Zusammenstellung von 29 Songs
Den Song, der ihn am besten repräsentieren würde, kann Uhlmann im Gespräch nicht nennen. Er erzählt, wie sehr schon allein die Meinungen des Sängers und seines Managers bei der gemeinsamen Auswahl der besten Songs für dieses Album auseinandergingen.
«Einmal sagte ich so: ‹Das ist das Beste, was ich geschrieben habe, bis ich 40 wurde.› Und er: ‹Den Song hab ich ein halbes Mal gehört und dann immer weiter geskippt, weil der mich so gelangweilt hat›», berichtet der Sänger über den Wochen dauernden Auswahlprozess.
Herausgekommen ist eine Zusammenstellung von 29 Songs, die auch eine Chance für Uhlmanns Fans ist, so manches bekannte Stück neu für sich zu entdecken. Denn gerade wer über das Leben singt, bietet auch Songs, die einen Hörer nur in bestimmten Lebensphasen ansprechen.
Etwa «17 Worte» über zu viel Alltag und ein Herz, das aktuell nicht zu erobern ist, weil «ich hab ein Kind zu erziehen, dir einen Brief zu schreiben und ein Fussball-Team zu supporten».
Uhlmann hat sich kürzlich mit den alten Songs für eine Konzertreihe in Hamburg Anfang 2025 auseinandergesetzt und sie leicht verändert gespielt. «Ich habe eine ganz neue Niedlichkeit gefunden für das, was ich da mal gemacht habe.» Zugleich sei es «sehr schön» für ihn, zu erkennen, wie sehr er sich im Laufe der Zeit verändert habe.
Gerade in dem ältesten Lied des Albums – dem lauten, punkigen «In Köln und dann in meinem Zimmer» aus dem Jahr 1994 – findet sich schon so eine lebensechte Ansage der Band Tomte, für die ihr Ex-Sänger heute von seinen Zuhörern geliebt wird: «Du denkst, du bist kurz hinter New York, doch Hemmoor (Kleinstadt in Niedersachsen und Uhlmanns Geburtsort) ist cooler als wie du. Da weiss man wenigstens, woran man ist.»