Comedypreis: Machtverhältnisse verlagern sich
Beim deutschen Comedypreis 2020 gingen viele altbekannte Gewinner leer aus. Grund dafür könnte ein neuer Abstimmungsmodus sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Dieses Jahr gingen altbekannte Gewinner des deutschen Comedypreises leer aus.
- Dafür konnten viele neue Komiker den beliebten Preis abstauben.
- Grund dafür ist wahrscheinlich die neue Abstimmungsart für die Gewinner.
Der Deutsche Comedypreis hatte sein Thema schon gefunden, bevor die erste Trophäe verteilt war: Frauen in der Comedy. Während die Genderdebatte bei der Gala verwitzelt wird, rüttelt das Publikum zu Hause die Spass-Gesellschaft ordentlich durch.
Machtverhältnisse verändern sich
Was passiert, wenn man in einem Reich plötzlich die Demokratie einführt, hat schon so mancher Regent zu spüren bekommen: Alte Gewissheiten verpuffen, die Machtverhältnisse geraten ins Rutschen. Beim Deutschen Comedypreis, einem über Jahre hinweg recht klar sortierten Herrschaftsgebiet, ist das offenkundig nicht anders.

Brugger, bekannt aus der «heute-show», gewinnt an diesem Abend die Königskategorie «Beste Komikerin». Sie setzte sich gegen ihre namhaften Konkurrentinnen durch: Carolin Kebekus (40) und Martina Hill (46).
Hazel Brugger sagte über die Comedypreis-Trophäe, ein lachendes Ei: «Mein Baby ist fast so gross wie dieser Preis jetzt. Es bedeutet mir auch beinahe so viel.»

Bei den Männern triumphiert der Comedian Felix Lobrecht (31), der nicht wirklich zum Witze-Stammpersonal gehör. Er hat sich sein Publikum im Stand-up und über seinen Podcast «Gemischtes Hack» erschlossen. Für diesen Podcast wurde er ebenfalls ausgezeichnet. Der im TV nahezu omnipräsente Luke Mockridge (31) guckt in der Kategorie «Bester Komiker» dagegen in die Röhre.
Neuer Abstimmungsmodus beim Comedypreis
Dass die Verhältnisse so ins Tanzen gebracht werden, dürfte mit dem neuen Abstimmungsmodus zu tun haben. Jahrelang hatte in den meisten Kategorien eine Jury das Sagen.
Das führte dazu, dass sich Jahr für Jahr dieselben Comedians gegenseitig einen Preis überreichten. 2020 wurde eine Zuschauer-Abstimmung für alle Kategorien eingeführt. Die Stimmabgaben erfolgten unter anderem im Vorlauf über das Internet.

Die Genderdebatte um Frauen in der Comedy war schon vor der Gala ausgebrochen. Gleich zu Beginn äussert sich Klaas Heufer-Umlauf (37) zu den Verhältnissen in der Branche: «Hier ist man als Frau auf Augenhöhe und kann stets auf tosenden Jubel hoffen», sagt er. «Zumindest, wenn man von Bülent Ceylan dargestellt wird.»
Auch Komikerin Maria Clara Groppler, die zur «Besten Newcomerin» gekürt wird, widmet sich dem Thema. «Als Frau ist man tatsächlich in der Comedy eine Randgruppe», sagt sie. «90 Prozent sind Männer und nur 10 Prozent sind Carolin Kebekus.»