David Hasselhoff startet Deutschland-Tour
Zwischen ernstem Rocker-Image und nostalgischen Serien-Erinnerungen: Beim Tourauftakt von David Hasselhoff ging es um viel mehr als nur Musik.
Das Wichtigste in Kürze
- Er ist: der Typ aus «Knight Rider», der Typ aus «Baywatch», der Typ mit dem Burger.
Und ja, er ist auch der Typ, der an der Berliner Mauer «Looking for Freedom» gesungen hat - David Hasselhoff.
Am Mittwoch hat der 67-jährige Entertainer in Hannover seine Deutschland-Tour gestartet. Mit neuem Album, grosser Band und dem Pathos von 30 Jahren Mauerfall im Rücken. Doch die Frage des Abends stellte ein Mann im knallbunten Hawaiihemd bereits am Einlass: «Wer meint das heute eigentlich ernst?»
Ein Blick in den Zuschauerraum lässt zunächst Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Veranstaltung aufkommen: Menschen mit Hasselhoff-Masken halten aufblasbare Schwimmbretter in die Höhe, andere haben blinkende Lederjacken an, Männergruppen tragen gleichfarbige «Don't Hassel the Hoff»-Shirts (zu Deutsch: «Ärgere den Hoff nicht!»). «Ich bin auf jeden Fall wegen dem Typen hier, nicht unbedingt wegen seiner Musik», sagt etwa der 57-jährige Henning Schaper.
Schon zu Beginn des Konzerts wird klar: Hasselhoff ist mehr als Musik, und er kann sich inszenieren. Als Intro flimmern Szenen aus seinen Kultserien über die überdimensionierten Bildschirme hinter der Bühne, das Bühnenlicht erinnert an die Frontbeleuchtung des «Knight Rider»-Autos «K.I.T.T.». Und auf einmal fährt «The Hoff» im goldenen Sakko auf einem Podest aus dem Zuschauerraum in die Höhe.
Ob Hasselhoff es heute Abend ernst meint? So ganz schlau wird man aus dem folgenden Auftritt nicht. Mal spielt er Songs von seinem aktuellen Album, die stampfenden Beats der Band erinnern ein wenig an «ZZ Top» und Hasselhoff gibt den abgebrühten Rocker. Und dann steht er wieder mit einer roten «Baywatch»-Schwimmboje auf der Bühne und singt die Titelmelodie der US-Serie, während auf den Leinwänden hinter ihm seine jüngere Version halbnackt über den Strand von Malibu rennt.
«Er ist einer von uns», erklärt Madelaine Flügge ihre Faszination mit David Hasselhoff. Die 34-jährige trägt ein kunterbunt gestreiftes Shirt, ihre Schuhe blinken in Neonfarben. Sie denke bei Hasselhoff nicht zuerst an die Serien oder den Auftritt an der Mauer - sondern an den Burger: «Dieses Internetvideo, wo er völlig betrunken einen Cheeseburger essen will: Wer von uns hat das noch nicht gemacht?»
Bierselig ist die Stimmung in Hannover allemal. Das Publikum grölt zu «Sweet Caroline», schunkelt zu einem Cover von Udo Jürgens und feiert Hasselhoffs Eigenkompositionen wie «Do the Limbo Dance». Und dann ist da noch «Looking for Freedom». Der Song, den Hasselhoff in der Silvesternacht 1989 vor einer halbe Million Menschen an der Berliner Mauer gespielt hatte. In Hannover werden auf der Leinwand Bilder von der Nacht in Berlin gezeigt, über 2000 Fans singen heute mit.
Bleibt die Frage: «Wer meint das eigentlich ernst?» Viola Rudloff ist zusammen mit Madelaine Flügge gekommen - und trägt das gleiche quietschbunte Outfit. Die 48-Jährige erzählt: «Anfang des Jahres ist eine Kollegin überraschend gestorben. Und da haben wir gesagt: Komm, wir fahren zu Hasselhoff.» Heute gehe es für sie hauptsächlich darum, Spass zu haben. Man wisse ja nie, ob man beim nächsten Konzert auch dabei sein könne. Und während sie spricht, wird der Blick durch ihre pinkfarbene Herzchen-Brille für einen kurzen Moment ernst.