Tatort

Ein schmerzhaft tätowierter Toter im dritten Zürich-«Tatort»

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Zürich,

Darf eine Künstlerin missbrauchte Menschen als Kunstobjekte inszenieren? Im neuen «Tatort» aus Zürich gibt es so etwas, und die Kommissarinnen sind einerseits abgestossen, andererseits fasziniert.

Kommissarin Tessa Ott (Carol Schule, M.) und ihre Kollegin Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, l.) sind zu ei nem Leichenfundort geholt worden. Foto: Sava Hlavacek/ARD Degeto/SRF/dpa
Kommissarin Tessa Ott (Carol Schule, M.) und ihre Kollegin Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, l.) sind zu ei nem Leichenfundort geholt worden. Foto: Sava Hlavacek/ARD Degeto/SRF/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zürcher Kommissarinnen sind in ihrem dritten «Tatort» mit einer bizarren Künstlerin, einem geldgeilen Galeristen, einem Schönheitschirurgen und einem dementen Schwimmlehrer konfrontiert.

Der spannende Fall «Schattenkinder» (Sonntag, 13.3., 20.15 Uhr im Ersten) lüftet auch ein sehr persönliches Geheimnis der Juniorpartnerin des Duos. Die Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) taten sich in den ersten beiden Folgen aus Zürich noch sehr schwer miteinander, finden aber nun zusammen.

«Etwas Tiefes beginnt die beiden zu verbinden», sagt Schauspielerin Zuercher der Deutschen Presse-Agentur. «Isabelle ist die Perfektionistin, Tessa mehr wild und punkig, aber wenn beide ihre Stärken zusammenbringen, können sie als Team über ihre Grenzen gehen. Dann sind sie wie eine Superheldin mit zwei Köpfen.»

Der Fall beginnt mit einem Leichenfund. In einer Fabrikhalle entdeckt der dorthin gelockte Schönheitschirurg Beat Gessner (Imanuel Humm) seinen völlig verpackten und verklebten Sohn Max (Vincent Furrer), Anfang 20, wie inszeniert von der Decke hängend. Die Ermittlerinnen stellen fest, dass der Tote kahlgeschoren und nicht nur im Gesicht, sondern auch auf der Hornhaut der Augen tätowiert war - eine unsäglich schmerzliche Prozedur. In der Halle lief eine Kamera.

Zerrüttete Familienverhältnisse

Die Spur führt zu der Künstlerin Kyomi (Sarah Hostettler), die Max und zwei weitere junge Leute als Kunstobjekte vermarktet. Die jungen Leute sind ihr ergeben wie einer Sektenführerin. «Wir müssen mit dem Schmerz in Verbindung treten», doziert Kyomi. «Eine Wunde, die heilen soll, muss man sehen.» Wie sich herausstellt, wurde Max als Junge von seinem Schwimmlehrer missbraucht. Auch die anderen beiden kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen.

Kindesmissbrauch in einem Unterhaltungsformat wie einem Krimi zu behandeln, brauche Fingerspitzengefühl, sagt Zuercher, die aus der frankophonen Schweiz kommt und im wahren Leben mit demselben französischen Akzent spricht wie in ihrer Rolle. «Ja, das kann belastend sein», sagte sie. «Wir sind als Schauspieler hier die Vermittler eines schwierigen Themas. Deshalb ist die Konzentration am Set besonders hoch, höher als bei einer Komödie.»

Zwielichtig ist nicht nur der erfolgreiche Schönheitschirurg, der mit seinem labilen Sohn nicht zurechtkam und nicht die ganze Wahrheit sagt. Welche Rolle spielt der Galerist, der mit Videoinstallationen der tätowierten jungen Leute Geld machen will? Und was treibt die Künstlerin an, die nicht nur auf junge Leute eine hypnotisierende Wirkung zu haben scheint?

«Dann brauchst du eine Brille»

Auch Kommissarin Tessa Ott scheint in ihren Bann zu geraten. Sie fragt sich, welchen Sinn es hat, die jungen Leute so zu entstellen. «Wenn ich mich nicht mehr im Spiegel erkenne, befreit mich das von mir selbst?» sinniert sie in einer Szene. «Dann brauchst du eine Brille», ist Grandjeans lapidare Antwort. Sie lernt im Laufe der Ermittlungen eine der dunkelsten Seiten aus Otts Leben kennen. Die zweiköpfige Superheldin deckt schliesslich ungeahnte Familienbande auf, kann eine spektakulären Brandszene am Ende zwar nicht verhindern, aber weitere Opfer vor dem Tod bewahren.

Schweizer «Tatort»-Krimis haben in der Gunst des Publikums eher einen schweren Stand. «Diese Meinung hat sich so eingeschliffen, dass Schweizer "Tatorte" angeblich nicht gut sind, aber das ist nicht fair», sagt Zuercher. «Wir können mit den anderen mithalten.»

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