Er schrieb ESC-Geschichte: Johnny Logan wird 65

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Deutschland,

In den 80ern sang er sich in die Herzen von Millionen: Bis heute ist der Ire Johnny Logan untrennbar mit dem Eurovision Song Contest verbunden. Doch dem Spektakel in Tel Aviv sieht er mit Skepsis entgegen.

Johnny Logan ist noch immer gut im Geschäft. Foto: Jens Wolf
Johnny Logan ist noch immer gut im Geschäft. Foto: Jens Wolf - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • «Was macht eigentlich Johnny Logan?» Wer dem Sänger in diesen Tagen die beliebte Illustrierten-Frage stellt, sollte etwas Zeit mitbringen.

Denn der Mann hat viel zu erzählen.

Hier eine TV-Show in Italien, da ein Live-Auftritt in Dänemark. In seiner irischen Heimat wird gerade an einem Skript für die Verfilmung seines Lebens gearbeitet - und in Leipzig arbeitet er an seinem neuen, klassisch inspirierten Album.

Hat er da überhaupt noch Zeit für eine Geburtstagsfeier? Immerhin steht für den Sänger, der zwei Mal den Eurovision Song Contest gewann, am 13. Mai sein 65. Geburtstag an.

«Tja, das ist eine gute Frage», sagt Logan zur Deutschen Presse-Agentur. Eine grosse Party werde es jedenfalls nicht geben. Nicht nur, weil ihm seine verschiedenen Verpflichtungen dafür kaum Zeit liessen. Sondern weil er an Partys ohnehin das Interesse weitgehend verloren habe. «Das war früher anders. Da war ich immer der Letzte, der ging. Doch seit ich vor 15 Jahren mit dem Alkohol trinken aufgehört habe, langweilen mich Feiern ziemlich schnell», sagt er und fügt rasch hinzu, dass ihm deshalb aber absolut nichts fehle.

Im Gegenteil: «Ein ruhiges Essen mit Freunden - oder eine Wanderung in den Bergen und Kaiserschmarrn in einer Hütte. Was Schöneres gibt es für mich nicht.» Und die Zahl 65? Macht ihm die ein bisschen Angst? «Keine Spur», sagt er im Brustton der Überzeugung, «das letzte Mal, dass mir ein Geburtstag Angst gemacht hat, war mein Einundzwanzigster. Seitdem sehe ich das mit dem Älterwerden locker.»

Seit einigen Jahren wohnt Johnny Logan mit seiner Lebenspartnerin in Brunnthal bei München. Das Dorfleben, die bayerische Mentalität, die Landschaft - da kommt er schnell ins Schwärmen. Zumal er Gemeinsamkeiten zwischen Bayern und Iren ausgemacht hat. «Beide Völker verstehen es, das Leben zu geniessen - und sie sind beide stolz auf ihre Heimat», hat er erkannt. Er sei längst von der Dorfgemeinde aufgenommen, man lache freundlicherweise sogar über seine dreckigen Witze.

Modisch habe er sich natürlich angepasst und sich eine Lederhose zugelegt - inklusive Haferlschuhe und Trachtensocken. Die Frage, ob er in diesem Outfit schon mal in Irland vorstellig wurde, beantwortet er mit einem herzhaften Lachen: «Man würde mich in dieser Aufmachung wohl sofort verhaften.»

Zu Lachen gab es für den dreifachen Vater ohnehin viel in seinem Leben. Er ist überzeugt, Gott meine es gut mit ihm. Ob himmlische Mächte im Spiel waren - oder ob es künstlerische Qualität oder einfach nur Glück war: Fest steht, dass Seán Patrick Michael Sherrard O'Hagan, wie der Sohn des irischen Startenors Patrick O'Hagan bürgerlich heisst, Musikgeschichte geschrieben hat.

Mit «What's Another Year», von Shay Healy komponiert, gewann er 1980 den Eurovision Song Contest. Sieben Jahre später war er mit der Eigenkomposition «Hold Me Now» erneut erfolgreich - noch niemals zuvor konnte ein Interpret zwei Mal das weltweit grösste Wett-Singen gewinnen. Genau genommen durfte der in Australien geborene Künstler sogar drei ESC-Siege feiern. Denn «Why Me?», mit dem Linda Martin 1992 die meisten Punkte für Irland holte, stammte ebenfalls aus seiner Feder.

Obwohl Logan weiterhin Alben und Singles veröffentlichte, ist es ruhiger um den singenden Charmeur geworden. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung - die sei aber trügerisch, wie er betont: «Ich spiele unglaublich viel live, das ist mein Leben. Sobald ich auf einer Bühne stehe, habe ich ein Lächeln im Gesicht.» Er geniesse die Musik heute vielleicht sogar mehr denn je. Jedenfalls sagt er, dass er stimmlich und musikalisch in der Form seines Lebens sei.

Trotz künstlerischen dritten Frühlings: eine weitere ESC-Teilnahme zieht er nicht in Betracht. Die jungen Leute sollten jetzt ran, er hatte seine grosse Zeit. Das am 18. Mai in der israelischen Hafenstadt Tel Aviv ausgetragene Finale werde er natürlich verfolgen - aber mit gemischten Gefühlen. «Der ESC ist in diesem Jahr mehr denn je auch eine Politik-Show», sagt er, «dann holen sie als Gaststar auch noch Madonna, um von den politischen Problemen abzulenken. Das gefällt mir gar nicht.»

Einen Schuldigen für diese Entwicklung hat Logan auch ausgemacht: Donald Trump. «Seitdem der an der Macht ist, wird einfach alles politisiert», sagt er und ergänzt etwas wehmütig klingend: «Dabei wurde der Eurovision Song Contest einst ins Leben gerufen, um die Nationen zu vereinen.»

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