ESC: Muss sich Basel nun auf Terrorgefahr vorbereiten?
Der ESC gilt als friedlicher Musikwettbewerb. 2024 wurde die Veranstaltung jedoch von massiven Protesten gegen Israels Teilnahme überschattet. Ein Rückblick.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Eurovision Song Contest 2024 in Malmö stand im Zeichen von massiven Protesten.
- Mehrere Tausend Menschen demonstrierten dabei gegen die Teilnahme Israels.
- Was bedeutet das für den Austragungsort Basel im kommenden Jahr?
- Hier nimmt man die Sicherheit sehr ernst, es werden sieben Millionen dafür ausgegeben.
Der Austragungsstadt des Eurovision Song Contest (ESC) steht viel Vorbereitung und auch Unvorhersehbares bevor. Das Beispiel der schwedischen Stadt Malmö, die dieses Jahr Gastgeberin war, zeugt von einem bewegten Jahr. Ein Rückblick.
Kontroverse um Teilnahme Israels
Wegen der Teilnahme Israels werden im Januar 2024 ESC-Boykottaufrufe aus verschiedenen Ländern laut. Kritisiert wird Israels Vorgehen im Gazastreifen nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas. Die European Broadcast Union (EBU) hält jedoch an der Teilnahme Israels fest.
Im April sind die Veranstalter wegen der Teilnahme Israels mit einer Welle von Absagen für das Rahmenprogramm konfrontiert. Insgesamt acht Künstler und Veranstalter sagen Auftritte im Vorfeld des Songcontests ab.
Daraufhin teilt die Polizei in Malmö mit, dass sie zwischen dem 4. und 13. Mai als eine von vielen Sicherheitsvorkehrungen grosse Teile der Stadt verstärkt mit Kameras und Drohnen überwachen wird.
Israel verschärft Reisewarnung für Malmö
Anfang Mai verschärft Israels Nationaler Sicherheitsrat (NSC) seine Reisewarnung für die schwedische Stadt. Das Risiko wird von 2 (potenzielle Bedrohung) auf 3 (mittlere Bedrohung) heraufgestuft.
Israelis, die einen Besuch in Malmö planen, werde nahegelegt, dies noch einmal zu überdenken. Die Warnung gelte für die Zeit des ESC-Wettbewerbs vom 7. bis 11. Mai.
In der Mitteilung hiess es zur Begründung, Malmö habe eine «hohe Konzentration syrischer, libanesischer, irakischer und iranischer Migranten». Die Stadt sei als Brennpunkt antiisraelischer Proteste bekannt.
Sieben Millionen Sicherheitskosten in Basel
In Basel nimmt man die Sicherheit sehr ernst, wie an der heutigen Medienkonferenz versichert wird. Die Polizei soll von Polizeicorps von umliegenden Kantonen unterstützt werden.
Die Sicherheitskosten werden auf rund sieben Millionen Franken geschätzt.
Demonstranten versammeln sich vor Arena
Während der Austragung des Finales in Malmö versammeln sich vor der Arena mehrere Tausend Menschen der Bewegung «Stop Israel». Sie demonstrierten gegen Israels Teilnahme beim Eurovision Song Contest.
Wie die norwegische NRK berichtet, haben sich die Demonstranten vor der ESC-Arena versammelt und aus Protest an den Boden gesetzt. Sie hätten versucht, Besucher der Show am Zutritt zur Malmö-Arena zu hindern.
Mit dabei auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg (21). Sie wurde daraufhin von der Polizei aus bislang unbekannten Gründen abgeführt.
Israels Künstlerin bricht in Tränen aus
Israels Künstlerin Eden Golan (20) ist in diesem Finale lange tapfer geblieben. Doch nach ihrem Auftritt bricht sie in Tränen aus. Sie sieht sich immer wieder unsäglichen Anfeindungen ausgesetzt. Das Schlimmste daran: Sie kommen nicht wie erwartet vor allem aus dem Netz oder beschränken sich gar auf Demos draussen vor der Tür.
Die lautesten Hassschreie, Pfiffe und Buhrufe erklingen aus dem Publikum der Halle. Menschen drehen Golan bei deren Auftritt demonstrativ den Rücken zu. Sie fokussiert sich auf die Jubelrufe, die stets überwiegen.
«Es gibt so viele Menschen, die mich unterstützen.» Doch was bitter auffällt: Auch ESC-Künstler fallen Eden Golan in den Rücken. Das ist neu, unerwartet.
Lehre für den ESC 2025 in Basel
Wer den ESC schon viele Jahre am Fernseher verfolgt, weiss: Die EBU hat es gern völlig unter Kontrolle, welches Bild ihr wichtigstes Eurovisionsprojekt nach aussen abgibt.
Schon in der Vergangenheit wurden Pfiffe und Buhrufe mit kleinen Mikrofon-Tricks heruntergepegelt. Etwa im Kontext mit der Ukraine und Russland. Die Kameraführung blendet traditionell gern alles Unangenehme wie Protestplakate, wütende Gesichter und unangenehme Meinungen aus.
«Ich muss sagen, dass diese ganze Erfahrung wirklich intensiv und nicht nur angenehm war. Es gab eine Menge Dinge, die zeigten, dass es nicht nur um Liebe und Einheit geht. Das hat mich wirklich traurig gemacht.» Das sagt Schweizer Sieger-Act Nemo (25) zu den Spannungen 2024, die mit dem Gaza-Krieg und den vielen Tausend Toten zusammenhängen.
Dass dies in der heutigen Zeit nicht mehr funktioniert, dürfte für den ESC 2025 in Basel eine Lehre sein. Dann wird Nemo mit Sicherheit wieder Teil der Show sein: «Ich hoffe wirklich, dass der Eurovision auch in Zukunft für Frieden und Liebe stehen wird und kann. Ich denke, daran muss noch viel gearbeitet werden.»