Expertin warnt: Das sind die bizarrsten Influencer-Diäten
Zig Bananen, rohes Fleisch oder nur Wasser – auf Social Media wimmelt es nur so von seltsamen Essgewohnheiten. Eine Ernährungspsychologin warnt.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele Influencer zeigen auf Social Media ihre Essgewohnheiten.
- Allerdings sind die (teils bizarren) Diäten nicht für alle geeignet.
- Eine Ernährungspsychologin warnt vor «falschen Fakten».
«An dem Tag ging es bei mir natürlich wieder mit einem Smoothie los. Dafür habe ich ein paar Bananen in einen Mixer gegeben.»
Etwa so startet die vegane Ernährungsberaterin Johanna Friedemann aus Deutschland fast jeden Morgen in den Tag. Die Influencerin zählt auf Instagram mittlerweile über 50'000 Follower.
Allerdings hagelt in der Kommentarspalte vor allem Kritik. Denn das Essverhalten der Veganerin erstaunt: So gönnt sie sich an nur einem Tag manchmal bis zu zehn Bananen. Ausgewogen? Wirkt das eher weniger.
Bizarre Diäten tummeln sich auf Social Media
«Du ernährst dich ausschliesslich von Zucker?», fragt etwa ein User ungläubig. Auch andere Ernährungsexperten zeigen sich in der Kommentarspalte schockiert über Johannas Bananenkonsum.
So heisst es etwa: «Ich studiere Ernährungswissenschaften und finde wirklich erschreckend, wie viel Obst und Fruchtzucker du zu dir nimmst. [...] Das ist nicht nur für dich ungesund, sondern kann auch für alle einen schlechten gesundheitlichen Einfluss haben.»
Doch die Influencerin ist mit ihrer seltsamen Essgewohnheit nicht allein. Auf Social Media wimmelt es nur so von bizarren Diäten und spezieller Ernährung.
So hat es sich ein Amerikaner beispielsweise zur Herausforderung gemacht, jeden Tag rohes Poulet zu essen. Er möchte sehen, wie lange es dauert, bis er Bauchprobleme bekommt. Mittlerweile sind es schon über 50 Tage.
Oder auch der berühmte Sportler Russell Okung (35) sorgte mit seiner strikten Diät für Schlagzeilen. Der ehemalige Football-Star behauptete, 40 Tage lang nur Wasser getrunken zu haben. 45 Kilo soll er auf diese Weise abgenommen haben.
Doch nachahmen? Sollte man das besser nicht!
«Jede Form von restriktiver Ernährung ist kritisch»
Die Psychologin Ronia Schiftan, die sich auf Ernährung und soziale Medien spezialisiert hat, erklärt auf Anfrage von Nau.ch: «Jede Form von restriktiver Ernährung ist kritisch. Denn ein Mensch kann nicht dauerhaft restriktiv sein, das bringt den Stoffwechsel und die Psyche durcheinander.»
Essen sollte ausgewogen, abwechslungsreich und genussvoll sein.
Solche Angewohnheiten und Diäten auf Social Media zu verbreiten, berge ein grosses Gefahrenpotenzial. «Gefährlich finde ich vor allem die Vermittlung falscher Fakten», so die Ernährungspsychologin weiter.
Denn gerade Influencerinnen und Influencer würden oftmals nicht angeben, woher sie ihr Wissen und ihre Informationen haben. Warum man ihnen trotzdem glaubt? «Weil sie sie Sixpack haben oder durchtrainiert sind. Das sind ihre ‹Beweise›», erklärt Schiftan.
Bei den Inhalten, die in den sozialen Median geteilt werden, handle es sich zudem meist um sogenanntes «Erfahrungswissen». Heisst: «Jemand isst beispielsweise Bohnen und merkt, dass das Blähungen verursacht.»
Allerdings müsse man dieses «Erfahrungswissen» klar vom aktuellen wissenschaftlichen Stand von Expertinnen und Experten unterscheiden. Gerade auf Instagram, Tiktok und Co. verbreite sich jedoch vor allem ersteres.
«Jeder Körper unterschiedlich»
Sowieso rät die Ernährungspsychologin, sich nicht nach «richtig und falsch» zu ernähren. «Diese Gedanken machen Menschen krank, denn jeder Körper ist unterschiedlich und braucht etwas anderes.»
Besonders das ständige Optimieren und Nacheifern von Schönheitsidealen sieht sie problematisch. «Das ist für die psychische Gesundheit sehr schädlich.»
Stattdessen sollten Menschen lernen, die eigenen Körpersignale stärker wahrzunehmen. «Wir müssen lernen, mit unseren Körpern umzugehen», so Schiftan.
Vom Verzehr von rohem Poulet rät die Ernährungspsychologin aber dringend (!) ab. «Für etwas haben wir auch Empfehlungen zur Lebensmittelsicherheit. Das spricht gegen sämtliche Logik.»