«Gastarbeiter Gottes»: Neue Heimat in der Fremde

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Deutschland,

Viele Priester in Deutschland stammen heute aus fernen Ländern wie Indien, Nigeria oder Uganda. Wie es ihnen in ihren neuen deutschen Gemeinden ergeht, zeigt eine Reportage der Reihe «37 Grad».

Der Priester Shreedhar Lanke (l) erlebt Deutschland sehr besonders: Während des Corona-Lockdowns wird die Ostermesse auch in Bedburg-Hau ohne die Gemeinde abgehalten. Foto: Katharina Gugel/ZDF/dpa
Der Priester Shreedhar Lanke (l) erlebt Deutschland sehr besonders: Während des Corona-Lockdowns wird die Ostermesse auch in Bedburg-Hau ohne die Gemeinde abgehalten. Foto: Katharina Gugel/ZDF/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die katholische Kirche hat nicht nur mit einem Missbrauchsskandal und einem überkommenem Gesellschaftsbild zu kämpfen, sondern auch mit einem Fachkräftemangel.

Es fehlen Priester.

Immer mehr von ihnen werden aus dem Ausland geholt. Die Doku «Gastarbeiter Gottes - Für ein Halleluja um die halbe Welt» aus der Reportage-Reihe «37 Grad» zeigt, wie es diesen Männern in Deutschland ergeht. Zu sehen ist das am Dienstag um 22.15 Uhr im ZDF.

Es ist der letzte Tag von Shreedhar Lanke in Indien, wo er sich insbesondere um die Armen gekümmert hat und ihnen viel Zuversicht geben konnte. Er hat sein Land bislang noch nie verlassen, auch spricht er kaum Deutsch. Doch er will es versuchen und wird mit einem grossen Fest verabschiedet - in Münster soll er künftig tätig werden. Aber der Anfang ist schwer, kaum ein Gläubiger im obendrein kalten Deutschland sucht seine Nähe. So verbringt er viel Zeit in seiner kargen Wohnung, kocht sich indisches Essen und spricht per Video mit seiner Familie in der Ferne, die so stolz auf ihn ist.

Bei Kaplan Uchenna Aba ist das kaum zu befürchten. Der humorvolle Mann macht in Goch am Niederrhein von vornherein vieles anders als seine deutschen Priesterkollegen: So singt er afrikanische Lieder im Gottesdienst, witzelt in seiner Predigt (die er fast ganz auf Platt gehalten hätte) über den örtlichen Fussballverein und geht als Vampir im Karnevalszug mit. Er wird rasch beliebt in der Gemeinde, die ihn auch deshalb behalten möchte, weil er in den Augen von Einheimischen nicht so abgehoben wirkt wie seine Vorgänger, und weil er unangekündigte Besuche bei ihnen daheim macht.

Der eher schweigsame Shreedhar will es unbedingt irgendwie schaffen in Deutschland, eine Rückkehr nach Indien wäre für ihn ein Gesichtsverlust. Er lernt Deutsch, besucht verdiente Jubilare und bereitet sich auf seine erste Taufe vor. Aber dann werfen ihn Corona und eine traurige Nachricht aus der Heimat wieder zurück.

Die Organisatorin des weltweiten Priesteraustauschs im Bistum Münster, Renate Brunnett, ist unzufrieden mit Shreedhars holprigem Start in der Gemeinde. «Vereinzelt kommt es vor, dass wir Priester auch wieder in ihre Heimat zurückschicken», sagt sie. Schliesslich kündigt sie ihren Besuch vor Ort an, um eine Lösung für den zurückhaltenden Mann aus Indien und seine neue Gemeinde zu finden.

Der Autor Ulf Eberle («Die Beginner», «Zickenalarm») und die Regisseurin Katharina Gugel («Menschen hautnah») führen gemeinsam eine eigene Produktionsfirma, und sie haben die beiden besonderen Priester über zwei Jahre begleitet. Sie zeigen nicht nur, wie mutig diese unterschiedlichen Männer sind, sondern auch welches Wagnis sie in einer unbekannten Kultur in einem fremden Land eingehen, in dem - nicht nur zu Corona-Zeiten - viele Gottesdienste nur mässig besucht sind. Und sie zeigen sehr behutsam, wie wichtig Verständnis und Respekt gegenüber allen - nicht unbedingt gläubigen - Menschen sind, die auf dieser Welt leben. Ganz gleich, wohin ihr Weg sie führen mag.

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