Harvey Weinstein: Opfer nach Urteils-Aufhebung entsetzt
Nach der Urteilsaufhebung gegen Harvey Weinstein sind seine Opfer entsetzt. Es sei eine Schande, dass sie nun wohl nochmals aussagen müssten.
Das Wichtigste in Kürze
- Das New Yorker Urteil gegen Harvey Weinstein wurde aufgehoben.
- Opfer des Sexualstraftäters sind entsetzt und fassungslos.
- Ein Anwalt bezeichnet den Entscheid als «grossen Schritt in die falsche Richtung».
Nach vier Jahren wurde die Verurteilung von Harvey Weinstein (72) wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung in New York aufgehoben. Der Filmmogul wurde 2020 zu 23 Jahren Haft verurteilt, die Vorwürfe gegen ihn hatten drei Jahren zuvor die MeToo-Bewegung ausgelöst. Die Opfer des 72-Jährigen zeigen sich dann auch schockiert, über den Entscheid des Gerichts.
Schauspielerin Ashley Judd brachte die Sache mit ihren Anschuldigungen 2017 ins Rollen. Nun äussert sich die Schlüsselfigur der MeToo-Bewegung gegenüber der «New York Time»: Es sei unfair gegenüber den Betroffenen, sagt sie. «Wir wissen, was passiert ist.»
Auch Katherine Kendall ist «fassungslos», wie sie der Zeitung sagt. Es sei «eine schreckliche Erinnerung daran, dass Opfer von sexuellen Übergriffen einfach keine Gerechtigkeit bekommen». Sie fühle sich vom Justizsystem «völlig im Stich gelassen».
Auch Weinstein-Opfer Ambra Battilana Gutierrez spricht von einem «anhaltenden Versagen des Justizsystems und der Gerichte». Die Betroffenen würden nicht ernst genommen, ihre Interessen nicht geschützt. «Wenn die Staatsanwaltschaft meinen Fall 2015 ernst genommen hätte, wären wir jetzt nicht hier.»
Das Rechtssystem arbeite in einem Paralleluniversum, sagt Louise Gobold, die im New Yorker Prozess nicht ausgesagt hatte, gegenüber «Variety». «Jeder weiss, dass Harvey ein sexuelles Raubtier ist und Frauen Schaden zugefügt hatte.» Sie zittere vor Schock und Empörung. Dass Harvey Weinstein wegen seiner Verurteilung in Los Angeles noch im Gefängnis sitzt, sei kein Trost.
«Grosser Schritt in falsche Richtung»
Anwalt Douglas Wigdor repräsentierte acht Opfer des Filmmoguls vor Gericht. Er ist von der Entscheidung des Gerichts enttäuscht. Er sei ein «grosser Schritt in die falsche Richtung», schreibt er in einer Mitteilung.
Begründet wurde die Aufhebung des Urteils Fehlern im Prozess. So sagten Personen über nicht angeklagte, frühere sexuelle Handlungen gegen andere Personen als die Kläger der zugrunde liegenden Straftaten aus. Dies sei falsch gewesen, schreibt der zuständige Richter. Es soll nun zu einem neuen Verfahren kommen.
Opfer müssen wohl nochmals gegen Harvey Weinstein aussagen
Lauren Sivan traf die Urteilsaufhebung gegen ihren Peiniger unvorbereitet. Sie habe keine Ahnung gehabt, dass das passieren werde, sie sei geschockt. Mit dem Entscheid werde eine Nachricht an die Opfer gesendet.
Sie hätten «eine Menge Trauma und Schmerz durchgemacht, um auszusagen». Es sei nicht leicht gewesen, dies zu tun, sagt das Weinstein-Opfer. «Und es ist eine Schande, dass sie es noch einmal tun müssen.»