Harvey Weinstein hat einem mutmasslichen Opfer vor der Vergewaltigung ein «Pflegepaket» zukommen lassen. Darin enthalten: Valium und Schoggi-Penisse.
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US-Schauspielerin Annabella Sciorra hat vor Gericht gegen den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein ausgesagt. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Annabella Sciorra ist eine wichtige Zeugin beim Prozess gegen Harvey Weinstein.
  • Der US-Star bekräftigte im Gericht ihre Vergewaltigungsvorwürfe gegen den 67-Jährigen.
  • Dabei verriet sie auch einige Details, die den Ex-Mogul in ein schlechtes Licht rücken.
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Am Donnerstag hat erstmals ein mutmassliches Opfer im Prozess gegen Harvey Weinstein (67) vor Gericht ausgesagt. Annabella Sciorra (59), die aus der Mafia-Serie «Sopranos» bekannt ist, erzählte den Geschworenen von sogenannten «Pflegepaketen».

Diese habe sie Anfang der 90er-Jahre erhalten, nachdem Weinstein ihr eine Rolle in einem von ihm produzierten Film besorgt hatte. «Er sagte mir, das solle mir helfen mich zu entspannen und nicht so gestresst zu sein», beschrieb Sciorra im Manhattan Supreme Court.

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Annabella Sciorra, Schauspielerin aus den USA, trifft als Zeugin zur Verhandlung des US-Filmproduzenten Harvey Weinstein im Gerichtsgebäude ein. - dpa

Das erste «Pflegepaket» enthielt Filme, Lakritze, Popcorn und eine Flasche mit Valium, erinnerte sie sich. Bald darauf kam das zweite Geschenk. «Es war eine Schachtel Schokoladenpenisse. Ich fand es widerlich und unangemessen.»

Sciorra: «Er hat mich vergewaltigt»

Anschliessend schilderte die heute 59-Jährige, wie Harvey Weinstein sie im Winter 1993/94 in ihrer Wohnung vergewaltigt hatte. Sciorra sagte zu den Geschworenen, dass sie damals in Manhattan wohnte und der Hollywood-Mogul sie nach einem Abendessen Hause gefahren habe.

Als sie bereits ein Nachthemd getragen habe, habe er plötzlich an ihre Tür geklopft und sie in die Wohnung gedrängt. Sciorra zeigte den Geschworenen, wie der Angeklagte damals ihre Hände über ihrem Kopf festgehalten haben soll.

Dann habe er sich auf sie gelegt und sei mit seinem Penis in sie eingedrungen. Sie habe ihn versucht wegzustossen und zu geschlagen, doch wegen seiner Grösse sei sie machtlos gewesen.

«Er hat mich vergewaltigt», betonte Sciorra. «Es war so widerlich, dass mein Körper auf sehr ungewöhnliche Weise angefangen hat zu zittern. Ich wusste nicht einmal, was passierte.»

Schliesslich habe er auf ihr Bein ejakuliert und soll gesagt haben: «Ich habe perfektes Timing.»

Nach der Vergewaltigung habe Weinstein ihr auch noch Oralsex aufgezwungen, so die Schauspielerin. «Ich hatte nicht mehr viel Kampfgeist in mir. Mein Körper hat einfach aufgegeben.»

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Harvey Weinstein und seine Entourage von teuren Anwälten verlassen das Gerichtsgebäude. - Keystone

Weinstein sei anschliessend einfach aus der Wohnung gelaufen und habe sie ohnmächtig auf dem Boden zurückgelassen.

Sciorra erstattete keine Anzeige

Annabella Sciorra sagte vor Gericht aus, sie habe sich vorgemacht, dass das Ganze nie passiert sei. «Ich wollte mit meinem Leben weitermachen.»

Weinstein habe sie Wochen später kurz über die Nacht angesprochen. «Ich erzählte ihm, wie ich in der Wohnung aufwachte, da ich in Ohnmacht gefallen war.»

Er habe daraufhin gesagt: «‹Das sagen alle netten katholischen Mädchen›». Anschliessend habe er sich nach vorne gelehnt und geflüstert: «‹Das bleibt zwischen dir und mir›.»

Er habe sehr bedrohlich gewirkt. «Seine Augen wurden Schwarz und ich dachte, er würde mich in diesem Moment schlagen.»

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Harvey Weinstein verlässt das Gericht nach dem ersten Tag der Jury-Suche. Neben ihm (links) läuft der Kopf seiner Verteidigung, Donna Rotunno. - keystone

Dass sie damals keine Anzeige erstattete, begründete die Schauspielerin mit Verwirrung. Sie hätte niemals gedacht, dass jemand sie vergewaltigen könne, den sie kenne.

Weinstein-Anwältin Donna Rotunno versuchte bei ihrer Befragung, Zweifel an den Aussagen der Schauspielerin zu wecken. So seien zeitliche Angaben «vage».

Es sei auch nicht nachvollziehbar, warum Sciorra nicht mit Freunden oder dem Pförtner ihres Wohnhauses über den Vorfall gesprochen habe.

Viele Fälle gegen Harvey Weinstein sind verjährt

Die «Sopranos»-Schauspielerin Annabella Sciorra ist im Weinstein-Prozess eine wichtige Zeugin. Wegen Verjährung ist der 67-Jährige in ihrem Fall jedoch nicht angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft will die Geschworenen mit ihrer Geschichte jedoch überzeugen, dass es bei dem einstigen Filmproduzenten ein Muster von sexuellen Übergriffen gibt.

Harvey Weinstein wird insgesamt von mehr als 80 Frauen sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen. Darunter sind auch einige sehr bekannte Schauspielerinnen. Die meisten dieser Fälle sind jedoch verjährt.

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Auf dem Weg zur Verhandlung: Harvey Weinstein (m.) und der Anwalt Arthur Aidala (r). - dpa-infocom GmbH

Angeklagt ist der Gründer des Miramax-Filmstudios in zwei Fällen. Er soll der früheren Produktionsassistentin Mimi Haleyi im Jahr 2006 Oralsex aufgedrängt haben und 2013 die Jungschauspielerin Jessica Mann vergewaltigt haben.

Harvey Weinstein weist die Vorwürfe alle zurück und spricht von einvernehmlichem Sex. Bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haft. Der Prozess wird voraussichtlich noch bis März andauern.

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