Ingeborg-Bachmann-Preis: Kein Publikum für Preisverleihung
Der Ingeborg-Bachmann-Preis wird ohne Zuschauer durchgeführt. Auch die Autoren sind nicht vor Ort. Sie werden online zugeschaltet.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Ingeborg-Bachmann-Preis wird dieses Jahr ohne Publikum vergeben.
- Die Auszeichnung ist mit 25'000 Euro dotiert.
Während die Fussball-EM in vollem Gange ist, lesen in Österreich deutschsprachige Schriftsteller um die Wette. Im Vorjahr gewann die Deutsche Helga Schubert. Wer gewinnt den Ingeborg-Bachmann-Preis dieses Mal?
Auf dem Trampolin springen, schwimmen, laufen, turnen: Einige der Autoren beim Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis zeigen in ihren Porträt-Videos einen sportlichen Zugang zur Literatur. Die prestigeträchtige Veranstaltung geht diese Woche im österreichischen Klagenfurt jedoch als Geisterspiel über die Bühne.

An der Fussball-EM kämpfen die Mannschaften vor Publikum um den Sieg. Bei den «Tagen der deutschsprachigen Literatur» ist nur die Jury vor Ort. 14 Autoren und Autorinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentieren ihre Texte in aufgezeichneten Videos. Anschliessend werden sie bei den Jury-Diskussionen live zugeschaltet.
«Bei Fussballmannschaften gibt es Ersatzspieler. Wir haben keine Ersatzspieler», erklärt der Organisator des Ingeborg-Bachmann-Preis Horst Ebner. Schon ein einziger Corona-Fall hätte die Veranstaltung gefährden können, sagt er der Deutschen Presse-Agentur.
Am Sonntag vergibt die Jury den Ingeborg-Bachmann-Preis
Nach der Eröffnungsrede von Hubert Winkels am Mittwochabend werden die Texte an drei darauffolgenden Tagen präsentiert und diskutiert. Am Sonntag findet die Preisverleihung statt. Zu den Veteranen im Teilnehmerfeld gehört Heike Geissler aus Leipzig, die schon 2008 am Wettlesen teilnahm.
Seitdem hat sie unter anderem eine Reportage über ihre Arbeit beim Versandriesen Amazon veröffentlicht. In ihrem Porträt-Video für den diesjährigen Wettbewerb erklärt sie, dass sie nach dem Ideal der «präzisen Torheit» strebe.
Eine der jüngsten Autorinnen kommt ebenfalls aus Deutschland. Es ist die 1996 geborene Dana Vowinckel, die erzählt, dass ihr das Schwimmen beim Schreiben hilft. Durch die Schwerelosigkeit und die Bewegung im Wasser könne man Gedanken klarer formulieren. Dies sagte die Berlinerin.

Nicht alle bedauern, dass sie dem Stress des Wettlesens vor Ort entgehen. «Das live zu erleben, wäre für mich eine gruselige Vorstellung», sagte Magda Woitzuck. Sie gehört zu den Teilnehmern aus Österreich, zusammen mit Nava Ebrahimi, Katharina Ferner, Verena Gotthardt und Fritz Krenn.
«Ruhe bewahren», rät die neue Juryvorsitzende Insa Wilke den Autoren. Sie sollten sich von den Reaktionen auf ihre Texte nicht beirren lassen, sagt die Literaturkritikerin. Bei dem Wettbewerb geht es um den mit 25 000 Euro dotierten Hauptpreis. Voriges Jahr gewann die damals 80-jährige Berlinerin Helga Schubert.