Jan van Eyck: «Eine optische Revolution» in Gent

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Belgien,

«Die grösste Jan-van-Eyck-Ausstellung, die es je gegeben hat»: Damit wirbt die belgische Stadt Gent für den flämischen Maler. Anlass der Werkschau: Die Restaurierung seines berühmten Altars mit Überraschungen.

Der Genter Altar ist das berühmteste Werk von Jan van Eyck. Foto: Martin Fichter-Wöss/APA/dpa
Der Genter Altar ist das berühmteste Werk von Jan van Eyck. Foto: Martin Fichter-Wöss/APA/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • So viele Werke von Jan van Eyck an einem Ort vereint zu sehen, dürfte es sobald wohl nicht mehr geben.

Von dem berühmtesten Vertreter und zugleich Begründer der altniederländischen Malerei sind laut Experten heute weltweit nicht mehr als 23 Werke bekannt.

13 Arbeiten des flämischen Meisters (ca. 1390-1441) sind nun erstmals im Museum für Schöne Künste in Gent in Belgien vereint - zusammen mit über 100 Werken aus seinem Atelier, Kopien verlorener Arbeiten und Bilder seiner Zeitgenossen aus dem Spätmittelalter.

«Van Eyck. Eine optische Revolution» nennt sich die Ausstellung (1. Februar bis 30. April) , denn der Maler war ein Pionier. Mit seiner vollendeten Maltechnik und revolutionären Wirklichkeitstreue hat er die neuzeitliche Malerei eingeläutet. Um seinen fast schon fotografischen Realismus hervorzuheben, hat das Museum in Gent den Werken unter anderem Arbeiten italienischer Zeitgenossen gegenübergestellt, die stark wissenschaftlich konstruiert sind.

Seine Bildnisse haben keine idealisierten Gesichter mehr, der Maler zeigt ihre Falten und Makel. Und der Hintergrund, vor dem er seine Figuren malt, besteht aus belebter Umgebung und Natur, wie das Bild «Der Heilige Franziskus erhält die Stigmata» aus der hochkarätigen Sammlung der Galleria Sabauda in Turin sehr schön illustriert. Buschwerk und Felsen sind naturgetreu nachgebildet.

Van Eycks Formsprache findet in dem berühmten Genter Altar seinen Höhepunkt, dem Hauptwerk des Malers und ein Meisterwerk der Kunstgeschichte, der in der Genter Kathedrale St. Bravo steht. Zum ersten und auch letzten Mal - so die Organisatoren - sind mehrere seiner Tafeln ausserhalb des Gotteshauses zu sehen. Zu den Exponaten der Werkschau gehören die acht restaurierten Flügel der Aussenseite des Altars und die noch zu restaurierenden Innenflügel mit Adam und Eva, deren Nacktheit bis ins kleinste Detail wiedergegeben wird.

Mit der Event-Ausstellung läutet Gent das «Van Eyck-Jahr» ein, das in ganz Belgien mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wird. Es gehört zum Programm «Flämische Meister 2018-2020», das zuvor Rubens und Pieter Bruegel dem Älteren gewidmet war. Anlass der Würdigung van Eycks war die 2012 begonnene und inzwischen fast abgeschlossene Restaurierung des Altars, der jährlich Tausende Touristen anzieht.

Der 1432 enthüllte Flügelaltar, der mit vollem Titel «Die Anbetung des Lamm Gottes» heisst, wurde seit seinem Entstehen mehrfach restauriert. Doch diesmal gab es eine Überraschung: 70 Prozent des Werkes zeigten schon lange nicht mehr genau das, was er und sein Bruder Hubert vor mehr als 600 Jahren erschaffen haben. Die Restauratoren haben Übermalungen und Firnisse aus mehr als fünf Jahrhunderten abgetragen.

Ob man die Werkschau in ihrer Einmaligkeit mit der Leonardo-da-Vinci-Retrospektive im Pariser Louvre vergleichen kann, die von den zwischen 15 und 20 ihm zugewiesenen Malereien elf vereinen konnte? Was ihre Seltenheit betrifft, sicherlich, erklärte Till-Holger Borchert, Co-Kurator und Direktor der Städtischen Museen in Brügge. Bemerkenswert sei, dass das Genter Museum kein einziges Bild von van Eyck besitze, sagte er der Deutschen Presse-Agentur weiter. Der Louvre konnte bei seiner Schau auf immerhin 5 Gemälde und 22 Zeichnungen aus seiner eigenen Sammlung zurückgreifen.

Das «Porträt eines Mannes mit blauem Chaperon» aus dem rumänischen Brukenthal-Museum in Sibiu, das «Bildnis des Baudouin de Lannoy» aus der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und die «Verkündigung» aus der National Gallery of Art in Washington sind da. Leider fehlen «Lucca-Madonna» aus dem Städel Museum in Frankfurt und «Der Mann mit dem Turban» aus der Sammlung der National Gallery in London, das wohl bekanntest Porträt von ihm. Es sei viel hier, erklärte Kurator Borchert. Es gehe nicht darum, besser und schneller zu sein, sondern darum, den Besucher mit dem Handwerk van Eycks vertraut zu machen, meinte der Fachmann.

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