Japan feiert Thronbesteigung von Kaiser Naruhito

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Japan,

Kimonos in jahrhundertealtem Stil, mythenbehaftete Insignien und ein imposanter Thron: Würdenträger aus aller Welt werden in Japan Zeuge einer historischen Zeremonie zur Thronbesteigung des neuen Kaisers Naruhito. Auch Bundespräsident Steinmeier zeigt sich beeindruckt.

Nach dem Gebet verlässt Kaiser Naruhito den heiligen Schrein «Kashikodokoro». Foto: Kyodo News/AP/dpa
Nach dem Gebet verlässt Kaiser Naruhito den heiligen Schrein «Kashikodokoro». Foto: Kyodo News/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einer prachtvollen Zeremonie hat Japans neuer Kaiser den Wechsel auf dem Thron der ältesten Erbmonarchie der Welt verkündet.

Er versichere, im Einklang mit der Verfassung seine Verantwortung als «Symbol des Staates und der Einheit des Volkes» Japans zu erfüllen, sagte der 59-jährige Naruhito am Dienstag von seinem überdachten Thron herab zu rund 2000 Würdenträgern aus dem In- und Ausland.

Der Monarch trug dabei eine braun-orangene Robe im Stile des 9. Jahrhunderts, die japanische Kaiser zu speziellen Anlässen tragen. Die lediglich 30 Minuten dauernde Zeremonie im Palast mitten in Tokio namens «Sokuirei Seiden no gi» (Zeremonie zur Thronbesteigung des Kaisers) entspricht den Krönungsfeierlichkeiten in anderen Ländern.

Die Zeremonie war Höhepunkt einer Reihe von Thronfolge-Ritualen, die im Mai begonnen hatten, als Naruhito die Nachfolge seines 85-jährigen Vaters Akihito antrat. Akihito war seit rund 200 Jahren der erste Kaiser Japans, der noch zu seinen Lebzeiten den Thron für seinen Nachfolger freimachte.

Wegen Regens musste das eigentlich auf dem Hof des Palastes geplante farbenprächtige Arrangement aus Bogen- und Schwertträgern, Trommlern und Gong-Spielern in die Innenräume des kaiserlichen Palastes verlegt werden. Lediglich hohe festliche Fahnen waren draussen aufgereiht.

Der Kaiser entzog sich den Blicken zunächst hinter einem Vorhang seines 6,5 Meter hohen, achteckigen Takamikura-Throns, auf dem auch sein Vater Akihito einst seine 30-jährige Regentschaft angetreten hatte. Seine in einem prachtvollen, aus zwölf Lagen bestehenden Kimono gekleidete Gemahlin, Kaiserin Masako (55), nahm auf ihrem daneben stehenden Michodai-Thron Platz, ebenfalls hinter einem Vorhang.

Beamte des Haushofamtes legten zwei der kaiserlichen Throninsignien neben dem Thron des Kaisers ab: ein Schwert sowie die sogenannten Krummjuwelen, die das Kaiserhaus der Sage nach von der Sonnengöttin Amaterasu Omikami erhalten hat. Den Mythen zufolge sind Japans Kaiser direkte Nachfahren der Sonnengöttin. Die Legende will es denn auch, dass der Ururenkel Amaterasus, Jimmu-Tenno, angeblich im Jahre 660 vor Christus das Yamato-Reich gründete und damit der erste Kaiser Japans wurde. Naruhito ist demzufolge der 126. Tenno Japans.

Niemand, selbst der Kaiser nicht, darf einen Blick auf die Throninsignien werfen, die sich in Schutzhüllen befinden. Ihr Inhalt ist dazu zu heilig. Dann wurden die Vorhänge geöffnet und das Kaiserpaar erhob sich. In der Hand hielt der Monarch einen Zeremonialstab. Ein Hofbeamter nahm ihm den Stab ab, und der Oberhofmarschall überreichte dem Kaiser einen Redetext. Naruhito öffnete den Text und verlas seine Rede. Er hoffe aufrichtig, dass sich sein Land weiter entwickele und zu Freundschaft und Frieden der internationalen Gemeinschaft beitrage, sagte der Monarch.

Kurz darauf hielt der rechtskonservative Ministerpräsident Shinzo Abe vor dem erhöhten Thron des Kaisers eine kurze Rede. «Wir werden unsere äussersten Anstrengungen unternehmen, eine friedliche und strahlende Zukunft voller Hoffnung für Japan zu schaffen», sagte Abe. Am Ende liess er den Kaiser mit einem dreimaligen «Banzai» (Zehntausende Jahre) hochleben, um ihm ein langes Leben zu wünschen. Die Anwesenden stimmten ein. Am Ende wurde der Vorhang des Throns geschlossen, womit die Zeremonie endete.

Würdenträger aus rund 190 Ländern und von internationalen Organisationen verfolgten die Zeremonie von Räumen und Gängen des Palastes aus, teils auch über Bildschirme. Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender zeigten sich beeindruckt von dem historischen Ereignis. «Da verbindet sich Geschichte, Tradition, die Freude über die Thronbesteigung des neuen Kaiserpaares, aber eben auch viel Hoffnung auf Zukunft», sagte Steinmeier im Anschluss an die Zeremonie in Tokio zu Journalisten.

Bei strömendem Regen hatte der Monarch am Morgen (Ortszeit) zunächst die Shinto-Schreine namens «Kashikodokoro», «Koreiden» und «Shinden» aufgesucht. Bei dieser religiösen Zeremonie teilte Naruhito den Gottheiten mit, dass er am Nachmittag den Würdenträgern den Antritt seiner Regentschaft verkünden werde. Die Regentschaft von Kaiser Naruhito trägt die Devise «Reiwa». Offiziell wird dies mit «schöner Harmonie» übersetzt. Der Kaiser ist laut der pazifistischen Nachkriegsverfassung auf die Rolle als Symbol des Staates beschränkt. Zu politischen Fragen darf er sich nicht äussern.

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