Japans Prinzessin Mako heiratet und verlässt Hof

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Japan,

Hochzeitspläne am japanischen Hof: Prinzessin Mako, Tochter von Kronprinz Akishino, will nach jahrelanger Verzögerung ihre Studienliebe heiraten. Doch Misstäne begleiten die Vermählung.

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Die japanische Prinzessin Mako (r) und ihr Studienfreund Kei Komuro geben auf einer Pressekonferenz ihre Verlobung bekannt. - dpa

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  • Olympia-Gastgeber Japan geniesst den Ruf als moderne Hightech-Nation, als hippes Mekka für Manga und Anime, als Hochburg cooler Roboter.

Doch als kurz vor Ende der Paralympics am Sonntag Japans Hofberichterstatter vermeldeten, Prinzessin Mako werde noch in diesem Jahr ihren Studienfreund Kei Komuro heiraten, zeigte sich das Land plötzlich nicht von seiner freundlich verspielten, sondern von seiner erzkonservativen Seite. Die Hochzeit von Mako werde schmucklos ohne die am Hofe üblichen traditionellen Riten und Zeremonien vollzogen, hiess es. Und es klang beinahe schon wie eine Bestrafung.

Was war geschehen? Prinzessin Mako (29), Tochter von Kronprinz Akishino (55), dem jüngeren Bruder von Kaiser Naruhito (61), und seiner Frau Kiko, ist eigentlich bereits seit rund vier Jahren mit ihrem gleichaltrigen Studienfreund verlobt - inoffiziell. Eigentlich wollten sie schon 2018 heiraten, wodurch Prinzessin Mako zu einer Privatperson werden würde. Denn Komuro ist ein Bürgerlicher. Mako würde vom Staat eine einmalige Geldsumme erhalten, bevor sie aus dem Hof ausscheidet.

Doch plötzlich wurde der Hochzeitstermin abgesagt. Der Grund: Komuros Mutter schulde einem Mann, mit dem sie mal verlobt war, Geld. Viele in der Bevölkerung empört bis heute der Gedanke, dass die Schulden von Komuros Mutter mit Makos steuerfinanzierter Mitgift beglichen werden könnten. All das muss Mako und Komuro stark belastet haben, doch an ihrer Liebe änderte das offenbar nichts. Komuro ging in die USA, um Jura zu studieren. Im Mai schloss er sein Studium ab und legte in New York die Anwaltsprüfung ab. Damit steht er finanziell nun auf eigenen Beinen, kann seiner Mutter nach Bedarf helfen - und Mako heiraten.

Für die Prinzessin gelingt damit die «Flucht in die Freiheit», erklärt Ernst Lokowandt, ein intimer Kenner des japanischen Kaiserhauses. Das von uralten Ritualen geprägte, restriktive Leben hinter dem dichten Chrysanthemenvorhang des Kaiserpalastes ist schon anderen Frauen bisweilen schwer gefallen. Eine Frau, die es nicht immer leicht am Hofe hatte, ist die Mutter des heutigen Kaisers Naruhito, Michiko. Sie war die erste Bürgerliche, die ein Kaiser gegen die fast 2000 Jahre alte Tradition zur Gemahlin nehmen durfte. Sie litt so sehr, dass sie zwischenzeitlich sogar ihre Stimme verlor.

Auch Michikos Schwiegertochter, die frühere Elite-Diplomatin und heutige Kaiserin Masako, ist eine Aussenseiterin am kaiserlichen Hof und hatte unter psychischem Druck zu leiden. Offiziell erkrankte Masako an einer «Anpassungsstörung», die vom enormen Stress ihres Amtes herrührte. Viele Beobachter sahen dahinter vor allem den seit ihrer Hochzeit lange Zeit lastenden Druck, einen männlichen Thronfolger zu gebären. 2001 kam Tochter Aiko zur Welt. Wegen ihres Geschlechts ist ihr jedoch der Thron per Gesetz verwehrt.

Mit all dem muss sich ihre Verwandte, Prinzessin Mako, bald nicht mehr belasten. Das «freiheitliche Denken» sei der Prinzessin schon an der International Christian University (ICU) vermittelt worden, wo nur Christen Lehrer sein dürfen und die Vorlesung «Einführung ins Christentum» Pflicht sei, wie Lokowandt der Deutschen Presse-Agentur in Tokio erklärte. An dieser Universität hatte Mako vor einigen Jahren auch ihren künftigen Gatten kennengelernt. Die Prinzessin war das erste Mitglied aus der Kaiserfamilie, das an der ICU studierte.

Der Wunsch nach Freiheit drückt sich nach Meinung von Beobachtern auch darin aus, dass Mako erklärte, sie wolle die Mitgift in Höhe von umgerechnet rund einer Million Euro nicht annehmen. Und selbst wenn dies rechtlich nicht möglich sein sollte, soll sie bereits angekündigt haben, das Geld stiften zu wollen. Sie wolle offenbar nicht so enden wie ihre Tante Sayako Kuroda, erklärt Lokowandt. Die Tochter des früheren Kaisers Akihito hatte 2005 ebenfalls keinen Mann aus altem Adel geheiratet, sondern einen ganz normalen Japaner.

Die Prinzessin durchlief damals alle traditionellen Hochzeitsriten am Hofe und erhielt auch die staatliche Einmalsumme. Sie ist zwar seither offiziell Bürgerliche, dennoch obliegt ihr die vom Hofe aufgetragene Verpflichtung, als oberste Priesterin des Ise-Schreins zu dienen, dem heiligsten Schrein der Ur-Religion Shinto. Seit mehr als einem Jahrtausend wird hier die Sonnengöttin Amaterasu verehrt, die Schutzgottheit der Nation und mythische Urahnin des Kaisers.

Offenbar um sich von all solchen Verpflichtungen zu entziehen und ihre Kritiker ruhig zu stellen, verzichtet Mako auf die staatliche Mitgift. «Sie schmeisst alles hin», fasst Lokowandt zusammen. Japans Hofberichterstatter wollen erfahren haben, dass Mako ihrem künftigen Gatten in die USA folgt - als Bürgerliche bekommt sie erstmals in ihrem Leben einen Reisepass - und ihr Leben dort verbringen wird.

Während sich Prinzessin Mako und Komuro auf ihre gemeinsame Zukunft in Freiheit freuen, machen sich die Hüter des Kaiserhauses Sorgen um die Zukunft des Hofes. Der ältesten Erbmonarchie der Welt geht nämlich allmählich der Nachwuchs aus. Nur Männer dürfen nach dem geltenden Gesetz auf den Thron. Makos jüngerer Bruder, der 15 Jahre alte Prinz Hisahito, ist das einzige nach ihrem Vater verbliebene männliche Mitglied der jüngsten Generation der kaiserlichen Familie.

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