Knallbunt und fröhlich: Neuauflage von «Aladdin»
Das Wichtigste in Kürze
- Disney setzt den Reigen der Neuverfilmungen alter Zeichentrickstreifen fort.
Nun ist «Aladdin» an der Reihe, ein märchenhafter Stoff über einen Strassendieb, einen bösen Zauberer, eine Prinzessin und einen mächtigen Flaschengeist, amüsant gespielt von Will Smith.
Regisseur Guy Ritchie hat daraus ein knallbuntes, fröhliches Leinwandabenteuer gemacht, das trotz ein paar kleiner Schwächen rund zwei Stunden Kinovergnügen bietet und zum Teil in den beeindruckenden Wüsten von Jordanien gedreht wurde. Mitreissend auch die Lieder und die opulenten Tanzszenen. Allerdings: Für kleinere und empfindsamere Kinder dürften einige Szenen zu aufregend sein, vor allem wenn der Magier Jafar seine Rachepläne in die Tat umsetzt.
Aladdin hält sich in den Gassen Agrabahs mit Diebstählen über Wasser, eifrig unterstützt von seinem schlauen Äffchen Abu. Jafar lockt ihn in die Wüste. Dort soll Aladdin für ihn aus einer Höhle eine magische Wunderlampe holen. Doch der Plan des Zauberers geht schief und Aladdin entlockt der Lampe ihr Geheimnis. Als er versehentlich daran reibt, entsteigt ihr der Flaschengeist Dschinni und verspricht, ihm drei Wünsche zu erfüllen. Aladdin ist begeistert und will mit Dschinnis Hilfe das Herz von Prinzessin Jasmin erobern. Doch er hat die Rechnung ohne Jafar gemacht, der auf Rache sinnt und die Macht im Sultanat von Jasmins Vater an sich reissen will.
Der neue «Aladdin» zeigt eine schöne Welt, wie man sie von Disney gewohnt ist. Vielleicht ist alles ein bisschen zu glatt - die engen Gassen von Agrabah wirken überirdisch sauber, wie frisch gekehrt, eine blitzblanke Kulissenwelt. Alles ist bonbonbunt, die Häuser, die Kleider, die Waren im Basar. Die Armut in Disney-Agrabah ist nicht zerlumpt und dreckig, sondern malerisch. Trotzdem entfaltet die Welt ihren Charme - wirkt sie doch fast schon entrückt, ein Kunstort, den es nur im Märchen gibt, in satten, leuchtenden Farben. Ein Traum in rot, pink, gelb, grün und blau.
Was den Film auf jeden Fall sehenswert macht, sind die Schauspieler, allen voran Will Smith («Men in Black»), der singt, rappt und Witze reisst. Mit Hilfe von Computeranimation steigt er als Dschinni aus der engen Öffnung der Öllampe. Mal bläht er sich zu gewaltiger Grösse auf, mal schrumpft er auf Menschenmass. Smith legte seinen Part als Hommage an den verstorbenen Schauspieler Robin Williams an, der Dschinni im Zeichentrickfilm die Stimme geliehen hatte. Dabei habe ihm die Musik geholfen. «Ich darf singen und tanzen und rappen und spielen, habe komödiantische wie auch ernstere Momente - ich konnte mich als Künstler voll und ganz einbringen», schwärmte der Hollywood-Star.
Auch «Aladdin»-Darsteller Mena Massoud («Jack Ryan») und Naomi Scott («Power Rangers»), die Prinzessin Jasmin spielt, machen ihre Sache sehr gut. Man habe mit Absicht noch nicht so bekannte Darsteller gesucht, hiess es bei Disney. Massoud spielt den gewieften Strassendieb mit sympathischer Naivität und Sorglosigkeit. Mit beeindruckender Geschmeidigkeit schwingt und springt er von Dach zu Dach und durch die Gassen seiner Stadt, meistens auf der Flucht. Jasmin dagegen ist eher mädchenhaft - Scott verleiht ihr aber auch eine grosse Portion Widerspruchsgeist. Sie will sich nicht länger im Palast einsperren lassen, sondern selbst ihre Geschicke bestimmen.
Ausdruck von Lebensfreude und Energie sind die vielen Tanzszenen, etwa als Aladdin als Prinz Ali inmitten einer langen Prozession vor dem Sultanspalast ankommt, auf einem Elefanten reitend. Wie schon im Zeichentrickfilm ist diese Szene einer der Höhepunkte des Films, ein Feuerwerk aus bunten Blumen, exotischen Tieren, unzähligen Tänzern und prachtvoll kostümierten Soldaten zum Song «Prinz Ali». 250 Tänzer und 250 Statisten treten auf, gedreht wurde das Spektakel über fünf Tage hinweg. Hochromantisch dagegen: Die Szene, in der Aladdin und Jasmin auf einem fliegenden Teppich um die Welt fliegen («In meiner Welt»).
Neu ist ein Song von Jasmin, «Speechlos», sprachlos. Dass will Jasmin auf keinen Fall sein. Sie lasse sich nicht zum Schweigen bringen, singt sie. Alles, bloss nicht sprachlos sein. Eine Hymne, die zeigt, dass auch Disney-Prinzessinen inzwischen selbstbewusst und stark sind.
Aladdin, USA 2019, 128 Min., FSK ab 6, von Guy Ritchie, mit Mena Massoud, Will Smith, Naomi Scott