Krebsdiagnose und Corona: So hat sich Jeff Bridges zurückgekämpft
Disney+ zeigt ab 28. September «The Old Man» mit Jeff Bridges. Im Interview erzählt der US-Schauspieler, was ihn an der Dramaserie gereizt hat und wie seine Krebsdiagnose und seine Corona-Erkrankung die Dreharbeiten beeinflusst haben.
US-Schauspieler Jeff Bridges (72) ist hierzulande ab dem 28. September in «The Old Man» zu sehen. In der Thrillerserie, die im Juni beim US-Sender FX Premiere feierte und in Deutschland exklusiv unter Star auf Disney+ abrufbar sein wird, spielt der «The Big Lebowski»-Star den ehemaligen Agenten Dan Chase, der sich vor Jahrzehnten von der CIA abgewandt hat, jedoch nach vielen Jahren von seiner Vergangenheit eingeholt wird und flüchten muss.
«The Old Man» basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Thomas Perry (75). «Ich habe das spannende Buch gelesen und konnte es kaum weglegen», erzählt Bridges im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. «Auch das Drehbuch war faszinierend und ich wollte unbedingt diese Männer treffen, die es umsetzen wollten.» Nach einem Gespräch mit Autor und Showrunner Jonathan E. Steinberg und dem Produzent Warren Littlefield sei dem Schauspieler sofort klar gewesen, wie sich die beiden die Serie vorstellten und habe zugesagt.
Am meisten Freude bereitet habe ihm die Teamarbeit am Set, erklärt Bridges, der auch als einer der ausführenden Produzenten an der Serie beteiligt ist. «Bei all den Filmen, die ich bisher gemacht habe, mag ich am liebsten die Zusammenarbeit mit all diesen verschiedenen Menschen, nicht nur mit den Schauspielern, sondern den Autoren, den Regisseuren bis hin zu Kostüm und Maske.» Zudem habe er in seiner Karriere schon immer gerne Stunts gedreht und in «The Old Man» hätten die Stuntkoordinatoren «wunderbare Kampfszenen» kreiert, sagt Bridges. «Diese zu planen, zu proben und die Illusion vor der Kamera zu erschaffen, man würde das Ganze zum ersten Mal machen, hat erneut sehr viel Spass gemacht.»
Serienrolle keine Selbstverständlichkeit
Für die Serie standen dem Schauspieler auch noch zwei besondere Weggefährten zur Seite: «Dan Chase hat zwei Rottweiler, die wunderbar am Set waren. Ich liebe Hunde und habe selbst schon immer welche gehabt.» Mit Chase, der unter anderem von FBI Assistant Director Harold Harper (John Lithgow, 76) gejagt wird und kurzzeitig Unterschlupf bei Zoe McDonald (Amy Brenneman, 58) findet, hat der 72-Jährige nicht nur die Liebe zu Tieren gemeinsam. «Ich bin schon mein Leben lang Schauspieler, und CIA-Agenten sind wahrscheinlich die besten Schauspieler der Welt. Sie müssen immer wieder verschiedene Versionen von sich selbst sein.»
Dass er einmal in einer Serie mitspielen wird, ist für Bridges keine Selbstverständlichkeit. «Mein Vater Lloyd Bridges hat viele TV-Serien gemacht und hat sich immer über die knapp bemessene Zeit, die er für jede Episode hatte, und die oft mangelnde Qualität beschwert, sodass ich anfangs zögerte.» Doch dann seien immer mehr Serien mit tollen Inhalten auf den Markt gekommen, sodass er sich einen Ruck gegeben habe. «Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe. Ich habe schnell gemerkt, dass es für mich nicht wirklich einen Unterschied zum Filmdreh gibt.»
Schwere Zeit liegt hinter dem Schauspieler
«The Old Man» hat einen langwierigen Prozess hinter sich. Der Dreh musste nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen werden, sondern auch Bridges musste aussetzen. «Ganze zwei Jahre mussten wir pausieren. Ich habe die Diagnose Lymphdrüsenkrebs bekommen und durch die Chemotherapie war mein Immunsystem so geschwächt, dass ich auch noch an Corona erkrankte.» Lange Zeit habe er nicht an eine Genesung geglaubt, erzählt der Schauspielstar weiter. Dank toller Unterstützung von seinen Ärzten, Trainern und seiner Familie habe er sich langsam erholen können.
«Wir haben mir immer wieder kleine Ziele gesetzt, an die ich mich herankämpfte. Und am Ende habe ich mein grosses Ziel geschafft, meine Tochter Haley zum Altar zu führen und mit ihr den Vater-Tochter-Tanz ohne mein Sauerstoffgerät zu tanzen», erzählt Bridges mit Stolz. Danach sei die Hoffnung gewachsen, dass er auch seine Arbeit wieder aufnehmen könne und so feierte er seine Rückkehr am Set von «The Old Man». Aus seiner Krankheitszeit habe er auch etwas für seinen Alltag mitnehmen können, sagt der Schauspieler. «Ich habe verschiedene Atemtechniken und Übungen gelernt, die ich heute noch mache und mir auch bei der Arbeit helfen.»
Dass er, wie bei der Serie bereits der Titel verrät, immer mehr für Rollen als «alter Mann» gecastet wird, störe Bridges nicht und auch mit der Zahl 72 könne er gut leben. «Aber es ist schon faszinierend, wenn die Menschen immer sagen: Je älter du wirst, desto mehr scheint die Zeit zu rasen. Das stimmt wirklich. Meine drei Töchter sind Anfang 40 beziehungsweise Ende 30. Das ist unfassbar (lacht).» Hat der Schauspieler, der bereits in zahlreichen Hollywood-Produktionen zu sehen war, noch ein bestimmtes Genre, in dem er eine Rolle übernehmen möchte? «Ich bin kein Mensch, der sagt ich möchte diesen oder jenen Charakter spielen. Eine Rolle muss vor allem zu dem passen, worauf ich zu der Zeit gerade Lust habe.»
Zur Premiere von «The Old Man» bei Disney+ werden die ersten zwei der insgesamt sieben Episoden verfügbar sein. Inszeniert wurden die ersten beiden Folgen von «Spider-Man»-Regisseur Jon Watts (41).