Leonie Charlotte von Hase aus Kiel zur «Miss Germany» gekürt

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Deutschland,

Moderne Persönlichkeitsschau statt klassischer Schönheitswettbewerb: Der «Miss Germany»-Wettberwerb hat sich runderneuert. Eine reine Frauen-Jury hat nun die Siegerin gekürt. Die sagt: Ihren Lebenstraum habe sie sich noch nicht erfüllen können.

Leonie Charlotte von Hase will für die moderne Frau ab 30 stehen. Foto: Patrick Seeger/dpa
Leonie Charlotte von Hase will für die moderne Frau ab 30 stehen. Foto: Patrick Seeger/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Leonie Charlotte von Hase steht, als sie zur Gewinnerin erklärt wird, mit Siegerpose auf der Bühne.

Die Hände in die Luft gestreckt und zu Fäusten geballt.

Umringt von den anderen Frauen, die sich Hoffnung auf den Sieg gemacht haben. «Es ist die Nacht der starken Frauen», sagt die 35-Jährige, bevor sie die Krone trägt. Die Online-Unternehmerin aus Kiel ist neue «Miss Germany». Gekürt wurde sie in der Nacht zum Sonntag im Europa-Park in Rust bei Freiburg.

«Miss Germany» ist laut dem Veranstalter der älteste und bedeutendste Schönheitswettbewerb in Deutschland, es gibt ihn seit 1927. Gewählt wird jährlich. In diesem Jahr setzte der Veranstalter erstmals sein neues Konzept um. Aus dem klassischen Schönheitswettbewerb der vergangenen Jahre sollte eine moderne Persönlichkeitsschau werden, wie Organisator Max Klemmer (24) sagt: «Wir wollen ein Model-Contest fürs digitale Zeitalter sein.» Gesucht werde die zeitgemässe Frau, die für etwas stehe, mit Social Media umgehe und Vorbild sei.

Der Wettbewerb beschränke sich nicht mehr allein auf das Äussere der Bewerberinnen, sagt Klemmer. Nun stünden die Persönlichkeit, der Charakter und die Lebensgeschichte der Frauen im Mittelpunkt. Vorstellungsrunden in Bikini oder anderer Bademode gibt es nicht mehr. Die Frauen präsentieren sich in Abendkleid und Freizeitmode. Stöckelschuhe werden auch mal durch flache Freizeitschuhe ersetzt.

Am Ende steht die Siegerin fest, die dem neuen Frauenbild und Rollenverständnis entsprechen soll. Von Hase ist laut Klemmer die älteste «Miss Germany» in der Geschichte des seit 93 Jahren laufenden Wettbewerbs. Zudem ist sie die erste Mutter, die den Titel trägt. Sie hat nach eigener Aussage einen drei Jahre alten Sohn. In Kiel, wo sie mit Sohn und Partner lebt, betreibt sie als selbstständige Unternehmerin einen Internet-Shop für Vintage-Kleidung.

«Charakter kommt mit Lebenserfahrung», sagt die Frau mit blonden Haaren und grünen Augen, als sie nach ihrer Vita befragt wird. Geboren und aufgewachsen ist sie in Namibia. Die Eltern und ihre drei Schwestern leben noch heute dort. Zur «Miss Germany»-Wahl sind die Eltern und zwei der Schwestern aus Namibia angereist.

Nach dem Abitur studierte von Hase, die die deutsche Staatsangehörigkeit hat, Marketingstrategie und tourte rund um den Globus. «Ich hatte das Bedürfnis, die ganze Welt kennenzulernen.» Sie lebte in Athen, London, Mailand, Kapstadt und Berlin. Und arbeitete als Werbetexterin, Marketingexpertin, Stylistin und Einkäuferin für ein Design-Start-up. In Kiel, wo die Familie ihre Wurzeln hat und der Grossvater lebte, ist sie seit fünf Jahren sesshaft geworden.

Als «Miss Germany» wolle sie für die moderne Frau ab 30 stehen, sagt sie. «Ich werde nicht ein Jahr lang eine Schaufensterpuppe sein.» Sie wolle dafür werben, dass Frauen eigenständig und selbstbewusst sein könnten. Auch, was das Outfit betreffe: «Weiblichkeit wird nicht durch Kleidung definiert.» Sie selbst trage am liebsten Hosenanzüge: «Ich brauche kein Kleid, um meine Femininität auszudrücken.»

Ihre Lebenstraum konnte sie sich bislang nicht erfüllen: «Ich wollte immer schon Theaterschauspielerin werden. Das ist das, was ich in meinem Herzen machen will.» Geklappt habe es bislang nicht.

Als «Miss Germany» erwarte von Hase in ihrer ein Jahr dauernden Amtszeit mehr als 200 Auftritte und Termine, sagt Klemmer. Den Job der Schönheitskönigin muss die Frau aus Kiel nicht alleine machen. Ihr zur Seite stehen zwei Vize-Königinnen: die Studentinnen Lara Rúnarsson (22) aus Waldbüttelbrunn bei Würzburg in Bayern und Michelle-Anastasia Masalis (23) aus Hamburg.

Weiblichen Rückhalt hatten bei dem Wettbewerb alle der 16 Finalistinnen im Alter von 18 bis 35 Jahren: Die Jury, die «Miss Germany» wählt, bestand erstmals komplett aus Frauen. «Es war schön, Frauen in ihrer ganzen Vielfalt und mit ihrer ganzen Geschichte zu erleben», sagt RTL-Moderatorin Frauke Ludowig (56), die in der Jury sass. Deutschland könne stolz auf seine Frauen sein.

«Ich habe viel in meinem Leben erlebt», sagt von Hase zu Beginn der Veranstaltung in der Vorstellungsrunde. «Aber ich habe das Gefühl, dass es jetzt erst richtig losgeht.» Am Ende des Abends geht sie, mit Titel und Krone, als Siegerin von der Bühne.

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