Literat Gerhard Roth im Alter von 79 Jahren gestorben
Er galt als wichtiger und politischer Schriftsteller Österreichs. Nun ist Gerhard Roth im Alter von 79 Jahren gestorben.

Das Wichtigste in Kürze
- Der österreichische Schriftsteller Gerhard Roth ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
- Roth war für seine literarischen Werke und seine politische Haltung bekannt.
- Sein Lebensende verbrachte er in seiner Heimat Graz.
Der österreichische Literat Gerhard Roth (†79) ist in seiner Heimat verstorben. Der Literat war für seine politische Haltung bekannt und wurde für seine Werke mehrfach geehrt.
Dies bestätigte der Ministerpräsident der Steiermark, Hermann Schützenhöfer, am Dienstagabend. Gerhard Roth galt als einer der grossen, zugleich stets politischen Erzähler und Literaten Österreichs. Für Österreichs Bundespräsident war er eine «mutige und kluge Stimme».
Berühmt wurde der Autor vor allem durch seinen siebenteiligen Zyklus «Die Archive des Schweigens». An dem arbeitete er zwischen 1978 und 1991. Auch der folgende «Zyklus Orkus» fand grosse Anerkennung.
Zuletzt schrieb er den Venedig-Roman «Es gibt keinen böseren Engel als die Liebe». Der vielfach ausgezeichnete Literat wurde 2016 mit dem Österreichischen Staatspreis geehrt.
Van der Bellen würdigt Gerhard Roth
Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte den gestorbenen Schriftsteller als «mutige und kluge Stimme». «Klar und konsequent setzte er sich mit österreichischer Geschichte, mit den hellen, oft auch dunklen Seiten unseres Landes auseinander.»
Nach dem Willen seines Vaters, der Arzt war, studierte Roth zunächst Medizin, brach jedoch ab. 1966 bis 1977 arbeitete er als Programmierer und Organisationsleiter im Grazer Computerrechenzentrum. Somit konnte er neben seiner literarischen Tätigkeit seinen Lebensunterhalt verdienen.
Ab den frühen 1970er Jahren veröffentlichte er experimentelle Prosa (etwa 1972 «die autobiographie des albert einstein»). Und er versuchte sich auch als Theaterautor («Lichtenberg», «Sehnsucht», «Dämmerung»).

Ein grosszügiger Vorschuss eines Verlags ermöglichte es Roth, sich ganz auf die Arbeit an den «Archiven des Schweigens» zu konzentrieren. 1980 erschien hier «Der stille Ozean», dessen Verfilmung 1983 mit dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde. Mittelpunkt des aus den unterschiedlichsten literarischen Gattungen zusammengesetzten Zyklus ist das 1984 erschienene 800-Seiten-Buch «Landläufiger Tod». Im Zyklus fliessen Fikition und (auch fotografische) Dokumentation ineinander.
Aufregung um «Der See» in den 90ern
Mit «Der See», dem Auftaktroman seines Zyklus «Orkus», sorgte Roth 1995 für Aufregung in den Reihen der FPÖ. Diese erkannte in einem populistischen Politiker, auf den beinahe ein Attentat verübt wird, ihren damaligen Parteichef Jörg Haider wieder.
Gerhard Roth ist für sein schriftstellerisches Werk geehrt worden; ebenso für seine in Reportagen, Essays und Interviews eingenommene klare politische Haltung. 1994 erhielt er den Toleranz-Preis des österreichischen Buchhandels. Es folgten zahlreiche weitere Auszeichnungen, etwa 2015 der mit 15.000 Euro dotierte Jean-Paul-Preis.