Loriot zum 100-jährigen Jubiläum: «Früher war mehr Lametta!»
Am 12. November wäre Komiker-Legende Vicco von Bülow alias Loriot 100 Jahre alt geworden. Seine Sketche wie «Die Nudel» haben Kultstatus erlangt.
Das Wichtigste in Kürze
- Vicco von Bülow alias Loriot wäre am 12. November 2023 100 Jahre alt geworden.
- Durch Sketche mit Evelyn Hamann und Filme wie «Ödipussi» war Loriot zur Legende geworden.
- Als Satiriker hat von Bülow das Bildungsbürgertum und Geschlechterrollen hinterfragt.
Der Meister des feinsinnigen Humors, Vicco von Bülow alias Loriot, wäre am 12. November 100 Jahre alt geworden. Seine Figuren – mal spiessig, mal skurril – haben ihn zur Legende gemacht. Ob es die Eheleute sind, die sich über ein Frühstücksei streiten, oder Frau Hoppenstedt, die Jodeln lernt: Loriots Kunst bleibt unvergessen.
Loriot: Satire mit Klassenbewusstsein
Von Bülow war zwar adliger Herkunft, doch sein Herz schlug für das Bürgertum. «Loriot war ein bürgerlicher Satiriker», erklärt Medienhistoriker Christoph Classen gegenüber dem «SRF». «Der Referenzrahmen des loriotschen Humors ist die bürgerliche Gesellschaft.»
Die feinen Zwischentöne seiner Komik entfalten sich besonders für Kenner des bildungsbürgerlichen Milieus. Der Witz entsteht dabei aus dem Kontrast zwischen steifen Umgangsformen und allzu menschlichen Missgeschicken. So bleibt in «Die Nudel» während einer Liebeserklärung am Gesicht des Protagonisten eine Nudel kleben – Romantik ad absurdum geführt.
Komische Kollisionen der Kulturen
Heutzutage mag manche Pointe angestaubt wirken. Nicht jeder versteht noch die alten Codes des Bildungsbürgertums. Und auch Loriots Darstellung der Geschlechterrollen könnte heute Stirnrunzeln hervorrufen.
Filmhistorikerin Gerlinde Waz sieht dennoch das Zeitlose in Loriots Werk: «Die Essenz des loriotschen Humors kann nicht veralten.» Sie betont damit den universellen Charakter menschlicher Missverständnisse in seinen Skizzen – oder wie Frau Hoppenstedt sagen würde: «Holleri du dödel di».