Marbach erhält Vorlass von Christoph Hein
Das Wichtigste in Kürze
- Das Deutsche Literaturarchiv Marbach (DLA) erhält den sogenannten Vorlass des Schriftstellers Christoph Hein.
Der 76-Jährige übergebe seine Manuskripte, Arbeitsmaterialien und Briefe, Stücke und erzählende Prosa zunächst als Depositum, kündigte DLA-Direktorin Sandra Richter am Mittwoch in Marbach an.
Seit mehr als vier Jahrzehnten zeichne Hein die Geschichte des erst geteilten und später um innere Einheit ringenden Deutschlands humorvoll und ironisch als «Chronist ohne Botschaft» in Dramen und Romanen auf, sagte sie. Zu Heins bekanntesten Werken gehören Novellen und Romane wie «Der fremde Freund», «Horns Ende», «Der Tangospieler» und «Exekution eines Kalbes» sowie «Die Ritter der Tafelrunde».
Der aus Schlesien stammende und in Sachsen aufgewachsene Autor lebte nach dem Mauerbau 1961 in der DDR und wohnt seit dem Mauerfall 1989 im vereinten Berlin. Er gilt als einer der wichtigsten literarischen Zeugen des Niedergangs der DDR. Von 1998 bis 2000 war er Präsident des PEN-Zentrums. Ausgezeichnet wurde Hein unter anderem mit dem Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres, dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und dem Uwe-Johnson-Preis.
Im vergangenen Jahr hat das DLA zudem als Ergänzung zum Nachlass des Autors W.G. Sebald (1944-2001) mehr als 1500 bisher unbekannte Fotografien von ihm erworben, darunter auch private Reiseaufnahmen. Ebenfalls neu im Besitz des Marbacher Archivs: das Verlagsarchiv Philipp Reclam jun., das neben zahlreichen Korrespondenzen prominenter Autorinnen und Autoren, Verträgen und Manuskripten ein bedeutendes Bildarchiv und die gesamte Produktion von Reclams Universal-Bibliothek aus den Jahren 1867 bis 1965 umfasst. Auch Lesenotizen, Entwürfe und Manuskripte von Kritiker Marcel Reich-Ranicki (1920-2013) finden sich nun im Besitz des DLA. Seine wichtigsten Korrespondenzen hatte er zuvor bereits dem Archiv am Neckar als Vorlass übergeben.