Nach Protesten: Konzert von R. Kelly in Neu-Ulm geplant
Zehntausende Menschen protestieren mit einer Online-Petition gegen zwei Deutschland-Konzerte von R. Kelly. In Neu-Ulm soll der US-Musiker trotzdem auftreten. Der Betreiber der Konzerthalle begründet das mit seinem Glauben an den Rechtsstaat.
Das Wichtigste in Kürze
- Der umstrittene US-Musiker R. Kelly (52) will nach Protesten gegen ein Konzert von ihm in Baden-Württemberg nun in Bayern auftreten.
Für den 12. April ist ein Auftritt in Neu-Ulm geplant.
Die Homepage der Ratiopharm Arena in der schwäbischen Stadt bewirbt das Konzert, Tickets sind für rund 100 Euro zu haben. Nach Angaben der Arena waren am Donnerstag rund 2500 Karten verkauft.
Die Entscheidung, Kelly «ein musikalisches Forum» zu bieten, sei auch intern durchaus kontrovers diskutiert worden, hiess es in einer Mitteilung. «Jeder (insbesondere: jede Frau) hat das gute Recht, die im Raum stehenden Vorwürfe für sich persönlich zu bewerten.» Die Vorwürfe seien «gravierend». Allerdings sei Kelly nicht verurteilt. «Auch die rechtsstaatliche Unschuldsvermutung halten wir für ein hohes Gut.» Für den Fall, dass vor dem Konzert neue, juristisch relevante Fakten bekannt werden, seien «vertragliche Vorkehrungen getroffen» worden.
Gegen den R&B-Künstler («I Believe I Can Fly») waren Anfang Januar in einer amerikanischen TV-Dokumentation Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen erhoben worden. Die Vorwürfe reichen bis in die 90er Jahre zurück. Kelly hat diese mehrfach abgestritten.
Zehntausende Menschen hatten ein geplantes Konzert in Sindelfingen bei Stuttgart mit einer Online-Petition verhindert. Kelly plant im Frühling zwei Konzerte in Deutschland. Am 14. April will er in Hamburg auf der Bühne stehen. Die Petition gegen seine Deutschlandkonzerte hatte am Donnerstagvormittag fast 41 000 Unterzeichner.
Der Betreiber der Arena in Neu-Ulm appellierte an die Kritiker: «Jeder, der persönlich die rechtsstaatlich - aus guten Gründen - geltende Unschuldsvermutung für obsolet hält und der sich berufen fühlt, als Instanz der sozialen Ächtung selbst an die Stelle rechtsstaatlicher Verfahren zu treten, sei hierbei zu Umsicht und Zurückhaltung aufgefordert.»