Niedlich unterhaltsam: Nöstlingers «Geschichten vom Franz»
Der kleine Franz will nicht mehr der kleine Franz sein. Sondern der grosse, starke Franz, der cool ist. Aber wie stellt man das an? Franz hat da eine Idee.
Das Wichtigste in Kürze
- Niedliche Goldlöckchen, ein hübsches Gesicht und eine piepsige Stimme - der kleine Franz wird von vielen oft für ein Mädchen gehalten.
Und dann versagt ihm auch noch jedes Mal in Gegenwart des Lehrers Swoboda die Stimme.
Das alles findet der Neunjährige einfach unmöglich. Das muss sich ändern. Und zwar schnell. Als Franz bei seinem grossen Bruder das Motivationsvideo des Influencers Hank Haberer sieht, hat er eine Idee. Immerhin scheint der muskelbepackte Supermacho ganz genau zu wissen, was einen richtigen Kerl ausmacht. Gemeinsam mit seinen Freunden Gabi und Eberhard schmiedet Franz also einen Plan.
Die «Geschichten vom Franz» haben seit 1984 schon unzählige Kinderzimmer erobert. Die vom Hamburger Oetinger-Verlag verlegten Bücher von Christine Nöstlinger sind den Angaben zufolge mehr als 2,5 Millionen Mal verkauft worden. Bis 2011 waren 19 Bände erschienen, die von Erhard Dietl («Die Olchis») farbig illustriert wurden. Die Kinoadaption dürfte Eltern wie Kinder nun ähnlich begeistern.
Regisseur Johannes Schmid («Wintertochter») ist es ganz wunderbar gelungen, die Atmosphäre aus dem Buch auf die Leinwand zu bringen. Spielerisch, ohne albern zu sein. Der Film hat genau die richtige Erzählgeschwindigkeit, er ist weder aufgedreht noch langweilig.
Freunde und Freude
Die drei kleinen Hauptdarsteller Jossi Jantschitsch (Franz Fröstl), Nora Reidinger (Gabi) und Leo Wacha (Eberhard) sind die perfekte Besetzung und sie begeistern durch ein facettenreiches Spiel, das genau zu ihren Charakteren passt. Es macht einfach Freude, ihnen bei ihren Abenteuern und Herausforderungen zu folgen. Das sind Freunde, wie man sie auch seinen eigenen Kindern wünscht.
Im turbulenten Wien fährt das Freunde-Trio so selbstverständlich wie selbstbewusst mit der Tram zur Schule, erlebt Abenteuer im Treppenhaus des Mehrfamilienwohnhauses, hält zusammen, kennt einander gut und geniesst den warmen Grossstadtsommer.
Und es gibt die passenden Lebenslektionen - ganz ohne Zaunpfahl - dazu. Denn natürlich braucht es keine Muckis und auch nicht den 10-Punkte-Plan von Hank, um ein «ganzer Kerl» sein zu können. Im Gegenteil. Zumal die Umsetzung der Hank'schen Ideen auch ganz schön blöde Auswirkungen hat und Franz für das bisschen mehr Ansehen auf einmal die wirklich wichtigen Werte aus den Augen verliert. Bis ein grosser Verrat ihm die Augen öffnet.
Lieder von Wanda
Der Kinderfilm stärkt die Kleinen und hinterfragt auf leichte wie schlaue Art Geschlechterklischees. Er ist charmant in die heutige Zeit adaptiert worden und hat dabei die Motive Nöstlingers mitgenommen. Der berühmte «Wiener Schmäh» der Geschichten wird dabei vom sehr passenden Soundtrack noch unterstrichen. Zu dem hat nämlich der Sänger Marco Wanda der Band Wanda («Bussi Baby») ein paar Lieder beigesteuert.
Und noch ein Tipp für Eltern: Das Sitzenbleiben im Kino lohnt sich, der Abspann hält noch lustige Videos bereit.
Geschichten vom Franz, 2022, 78 Minuten, FSK 0, Österreich, von Johannes Schmid, mit Jossi Jantschitsch, Nora Reidinger, Leo Wacha, Ursula Strauss.