«Rocketman»: Wie aus Reggie Dwight Elton John wurde

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Unzählige Hits und über 350 Millionen verkaufte Tonträger: Elton John ist schon zu Lebzeiten eine Legende. «Rocketman» erzählt nun von den Höhen und Tiefen dieses bewegten Lebens.

Taron Egerton spielt Elton John, dessen Karriere der Film «Rocketman» genauso nachzeichnet wie die Exzesse des Popstars. Foto: David Appleby/Paramount Germany
Taron Egerton spielt Elton John, dessen Karriere der Film «Rocketman» genauso nachzeichnet wie die Exzesse des Popstars. Foto: David Appleby/Paramount Germany - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Liste seiner Hits ist lang. «I'm Still Standing», «Your Song», «Crocodile Rock» und «Rocket Man» sind nur einige der grossen Erfolge von Sir Elton John.

Seit fünf Jahrzehnten steht der Brite in der Öffentlichkeit - und das nicht nur als Musiker, sondern auch mit seinen exzentrischen Outfits und seinem schlagzeilenträchtigen Privatleben: Drogensucht, Coming-out als Homosexueller, der Bruch mit seinem Manager und Ex-Lebensgefährten, die Heirat mit dem deutlich jüngeren David Furnish und die Geburt ihrer zwei Kinder. Bei so viel Dramatik und Auf und Ab ist es fast verwunderlich, dass Johns Lebensgeschichte nicht schon längst verfilmt wurde. Der Musikfilm «Rocketman» holt das nun nach.

Schon die erste Szene macht klar, welche Stimmung das Werk haben wird: Elton John, in einem grell orangefarbenen Bühnenoutfit, stürmt in eine Selbsthilfegruppe. «Ich bin ein Alkoholiker, drogenabhängig, sexsüchtig und kaufsüchtig», gesteht er. Doch Regisseur Dexter Fletcher will hieraus kein schweres Drama machen, sondern setzt der Tragik immer wieder Humor und Leichtigkeit entgegen: Nur wenige Einstellungen später beginnt daher die erste schwungvolle Musicalszene und katapultiert die Zuschauer in Johns Kindheit. 

Schon früh wird das aussergewöhnliche Musiktalent von Reginald «Reggie» Dwight, wie er eigentlich heisst, erkannt. Doch glücklich ist der Junge nicht. Er sehnt sich nach der Liebe seines fast nie anwesenden Vaters; auch seine Mutter ist in dieser Ehe unzufrieden. Als sie alle irgendwann «I Want Love» anstimmen, bekommt Johns Klassiker eine ganz neue Bedeutung und fasst die Gefühlswelt der Familie treffend zusammen.

Überhaupt gelingt es Regisseur Fletcher eindrucksvoll, die Musik von Elton John in den Film einzubauen. Wenn John auf dem Klavier im Haus seiner Mutter die ersten Töne zu «Your Song» erklingen lässt, gehört das zu den ergreifenden Momenten. Die meisten anderen Musik- und Musicalszenen wiederum strotzen nur so vor Kraft und Energie. Besonders clever ist die Idee, mit Hilfe der Songs mehrere Erzählebenen zu verbinden. Wenn der Teenager etwa bei einer Privatfeier im Pub auftritt und dann nach draussen auf den Rummel geht, wo eine Tänzerschar «Saturday Night's Alright For Fighting» mitreissend interpretiert.

Dabei hakt Fletcher, der schon bei dem oscarprämierten «Bohemian Rhapsody» hinter der Kamera stand, mit «Rocketman» allerdings etwas zu konventionell die markanten Stationen im Leben des Musikers nach. Wie er den Liedtexter Bernie Taupin (Jamie Bell aus «Billy Elliot») kennenlernt, mit dem er viele Songs schrieb und der hier als einer seiner engsten Vertrauten dargestellt wird. Wie sie bald darauf ihren Durchbruch in den USA feiern, inklusive Partys, Drogen und anderer Exzesse.

Dabei geht der Film sehr offen mit Johns Homosexualität um. Ein erster Kuss mit einem schwarzen Musiker, später dann die Beziehung zu John Reid, seinem Manager und langjährigen Lebensgefährten. Doch was als leidenschaftliche, erste grosse Liebe beginnt, wird in «Rocketman» schnell toxisch. Reid (Richard Madden aus «Game of Thrones») wird hier als rücksichtsloser, kalter Geschäftsmann dargestellt - man wird das Gefühl einfach nicht los, dass Elton John mit ihm noch heute eine Rechnung offen hat. 

Die eigentliche Entdeckung des Films aber ist Taron Egerton (29) in der Hauptrolle als Elton John. Er singt nicht nur alle Songs selbst. Scheinbar mühelos gelingt es ihm auch, die vielen verschiedenen Facetten der Musikikone darzustellen. Mal ist er schüchtern, dann bringt er die Bühne zum Beben. Mal ist er ausgelassen, nur um kurz darauf als emotionales Wrack zusammenzubrechen oder im Drogenrausch durch sein Haus zu Wanken. Zum Finale dann stimmt er «I'm Still Standing» an - trotz aller Dramatik und Tiefs will der Film schliesslich John und seine Erfolge feiern.

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