Sarkastisch: «Der gelbe Elefant» von Heinz Strunk
Eine Obsession für Kroketten, eine trinkfeste Stalkerin und eine Reise in die Steinzeit – Heinz Strunk hat ein Auge für seltsame Momente und skurrile Charaktere. Das zeigt sich auch in seinem neuesten Werk.
Das Wichtigste in Kürze
- Es gibt diesen einen Typ Restaurantbesucher, der vielen bekannt sein dürfte: Er setzt sich an seinen Platz und beschwert sich nach wenigen Sekunden, wo denn die Karte bleibt.
Und beim Bezahlen liegt das Geld centgenau auf dem Tisch, bevor der Kellner da ist.
In der Geschichte «Kroketten (Croquettes)» aus Strunks neuer Kurzgeschichtensammlung «Der gelbe Elefant» regt sich jener Besucher bei seinem Stamm-Griechen ausserdem darüber auf, dass die Kroketten ausverkauft sind. Diese und andere Ausprägungen deutscher Spiessbürgerlichkeit beleuchtet der Kultautor Heinz Strunk (61) gewohnt treffsicher in seinem neuesten Werk.
Die Untiefen der Provinz
Dabei zeigt der in Niedersachsen geborene und in Hamburg aufgewachsene Schriftsteller erneut, wo seine Stärken liegen. Sein scharfer Blick für seltsame Milieus und skurrile Individuen, gepaart mit gnadenlosem Sarkasmus, dürfte vor allem den Fans des Autors wieder viel Lesevergnügen bereiten. Einiges erinnert an seine Vorgängerwerke, etwa an sein Debüt «Fleisch ist mein Gemüse», das sich intensiv mit den Eigentümlichkeiten der norddeutschen Provinz auseinandersetzte.
Die 30 vielseitigen und manchmal sehr skizzenhaft aufgeschriebenen Geschichten wirken in ihrer Gesamtheit wie ein Querschnitt des deutschen Alltagswahnsinns. Die Figuren sind oft überzeichnet, aber dann auch so erschreckend normal, dass Leserinnen und Leser sich manchmal in ihnen wiederfinden dürften. Nicht immer wirken die Erzählungen konsequent zu Ende gedacht, manchmal machen sie gar einen etwas uninspirierten Eindruck. Dennoch finden sich in dem rund 200 Seiten langen Werk auch echte Perlen wie etwa die Geschichte von Carola, die gerne mal «saufi saufi» in ihrer Stammkneipe macht und dabei Kurznachrichten an ihren Lieblingsautor schreibt – die dann aber konsequent unbeantwortet bleiben. An anderer Stelle lässt Strunk einen selbstverliebten Motivationsguru im Wald umherirren, bis er auf eine Horde Steinzeitmenschen trifft und von diesen gefangen genommen wird.
Insgesamt ist «Der gelbe Elefant» ein typisches Heinz-Strunk-Werk. Es bietet wenige Überraschungen, hält aber dennoch einige erzählerische Höhepunkte bereit.