Sinti und Roma. Eine deutsche Geschichte

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Deutschland,

1407 wanderten die ersten Sinti aus Indien nach Deutschland ein. Wenige Jahrhunderte später folgten ihnen Roma aus Osteuropa. Einfach wurde das Leben für die beiden Volksgruppen nicht, wie eine ZDF-Doku veranschaulicht.

Die deutsche Schlagersängerin Marianne Rosenberg (1975) verschwieg lange ihre Herkunft. Foto: Heinz Wieseler
Die deutsche Schlagersängerin Marianne Rosenberg (1975) verschwieg lange ihre Herkunft. Foto: Heinz Wieseler - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland ist geprägt von Leid, Ausgrenzung und Verfolgung.

Bis heute müssen sie gegen Vorurteile und Ressentiments kämpfen.

Die schrecklichste Zeit erlebten die beiden Volksgruppen aber im Nationalsozialismus, als ihre Mitglieder im sogenannten Zigeunerlager von Auschwitz in den Gaskammern ermordet wurden.

Welche Narben das langjährige Verhältnis zwischen Deutschen und Sinti und Roma hinterlassen hat, veranschaulicht am Sonntag (23.45 Uhr) die Reihe «ZDF-History» anhand einiger bewegender Schicksale. Zu Wort kommen viele Zeitzeugen und Hinterbliebene wie Dotschy Reinhardt oder Petra Rosenberg. Letztere ist Schwester der Schlagersängerin Marianne, die lange Zeit ihre Herkunft verschweigen musste, um als Musikerin Karriere machen zu können. Janko Lauenberger erinnert indes an seine Verwandte Erna, deren Buch «Ede und Unku» in der DDR Pflichtlektüre war.

Ob Prominente oder einfache Bürger, ihre ethnische Zugehörigkeit bereitete ihnen allen in irgendeiner Weise Probleme, wie Rita Vowe Trollmann zu berichten weiss. Ihr Vater Johann war in den 1930er Jahren ein erfolgreicher Boxer, der unter dem Spitznamen «Rukeli» sogar um die Deutsche Meisterschaft kämpfte. Zu dieser Zeit hatten Nazis allerdings alle wichtigen Funktionärsposten im Boxsport-Verband besetzt. Deshalb stand das Ergebnis bereits vor dem Duell fest - zu «Rukelis» Ungunsten, dem undeutsches Boxen vorgeworfen wurde. Auf Grundlage dieser Ereignisse ist 2013 der Spielfilm «Gipsy» entstanden, aus dem einige Ausschnitte in der ZDF-Doku eingeblendet werden.

Der grösste Teil des Bildmaterials besteht jedoch aus Fotos und Archivaufnahmen. Diejenigen aus der Zeit um 1900 gehören zu den eindrucksvollsten. Aus der heutigen Sicht wirken sie sehr exotisch und vermitteln einen Eindruck davon, wie die Lebensumstände der Sinti und Roma damals aussahen. Der Wohnwagen, Sinnbild des fahrenden Volkes, spielte dabei eine wichtige Rolle. Da die Zünfte den beiden Volksgruppen über Jahrhunderte die Ausübung vieler Handwerksberufe versagt hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als Handel zu treiben. Den Wohnwagen nutzten sie vor allem für das Geschäft und fuhren mit ihm Märkte ab oder bedienten feste Kunden in anderen Regionen. Derlei Hintergrundinformationen tragen zu einem besseren Verständnis ihrer Lebensweise bei und dienen dazu, Vorurteile auszuräumen.

Das gelingt der Doku überwiegend sehr gut, zumal die Autorin Annette von der Heyde Sinti und Roma zu Wort kommen lässt, die den gängigen Klischees klar widersprechen. Sie geben ihrem Volk eine politische Stimme und appellieren an die Zuschauer, aus der Geschichte zu lernen.

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