«Spider-Man: Far From Home»: Peter Parker schwingt sich ins Free-TV
Das Wichtigste in Kürze
- Spider-Man kehrt mit spannenden Abenteuer zurück.
- Peter Parker geht mit seiner Schulklasse auf eine Reise durch Europa.
- Dabei hat er alle Hände voll zu tun.
Hefte und Superhelden-Spandex weg, Klassenfahrt! In seinem zweiten Solo-Abenteuer «Spider-Man: Far From Home», das am 12. Dezember Free-TV-Premiere auf ProSieben (20:15 Uhr) feiert, verschlägt es Peter Parker in das für US-Amerikaner so exotische Europa. Mehr noch als gegen hochhausgrosse Elementarwesen, seinen Liebeskummer oder seine nervigen Klassenkameraden kämpft Spidey gegen die gängigen Probleme eines Marvel-Abenteuers.
Selbst ist der Mann - und die Spinne
Direkt nach den Ereignissen von «Avengers: Endgame» muss Spider-Man notgedrungen mehr Verantwortung übernehmen. Doch auch eine freundliche Superhelden-Spinne von nebenan braucht mal Urlaub.
So geht Parker mit seiner Schulklasse auf eine Reise durch Europa. Lange währt die Erholung aber nicht und die Realität in Person von Nick Fury (Samuel L. Jackson, 72) holt ihn ein.
Zu allem Überfluss sorgt in Venedig auch noch ein Wasser-Ungeheuer für Angst und Schrecken. Wer ausser Spider-Man könnte ihm Einhalt gebieten, denkt sich Parker.
Dabei wollte er den Europa-Trip doch eigentlich nutzen, um Schwarm MJ (Zendaya, 25) seine Liebe zu gestehen. Abhilfe für sein Dilemma scheint wie auf Zuruf ein neuer Held namens Mysterio (Jake Gyllenhaal, 40) zu schaffen. Dessen Name wahrlich Programm ist.
Schwerpunkt verschoben
Die typische Highschool-Angst eines Nerds gehört zu Spider-Man wie der Hammer zu Thor. Dies war wohl ein Grund dafür war, warum Andrew Garfield (38) in «The Amazing Spider-Man» alles andere als «amazing» ankam. Holland beweist dagegen auch in seinem zweiten Solo-Abenteuer, dass er die perfekte Besetzung für die freundliche Spinne ist. Einzig verschiebt «Far From Home» den Schwerpunkt in seiner ersten Hälfte zu sehr auf den K(r)ampf in der Schulklasse.
So erinnert «Far From Home» am Anfang eher an den Klassenfahrt-Klamauk eines «Fack ju Göhte 2». Klischee-beladene Mitschüler gehen schnell nicht nur Peter Parker auf die Nerven. Zumal der sich nicht mit weltlichen Schrecken wie «Chilis in Kondomen» oder «Tischtennisbällen in Mumus» herumschlagen muss. Sondern mit einem anhänglichen Nick Fury, Drohnenangriffen auf seine Mitschüler und amoklaufenden Elementarwesen.
«Aus grosser Macht folgt grosse Verantwortung» - der Film
Das Problem an der Sache: Die Aussage des Films ist eine, die für Spider-Man-Zuschauerinnen und -Zuschauer altbekannte: «Aus grosser Macht folgt grosse Verantwortung». Ist ja schon gut, Onkel Ben aka Nick Fury!
Der Film schafft es dennoch, Spider-Mans Zerrissenheit zwischen Teenager-Leben und Superhelden-Aufgaben interessant zu porträtieren. Dies ist Holland und MJ-Darstellerin Zendaya zu verdanken. Die war zum Zeitpunkt des Kinostarts 2019 zwar auch schon 22. Sie versprüht im Verbund mit dem Titelhelden aber trotzdem glaubhafte, charmant-ungelenke und infantile Teenie-Verschossenheit.
Tom Holland in den Niederlanden
Geografisch ist Spider-Man bei seinem Europa-Trip vielleicht «Far From Home». Filmisch verweilt sein neuester Kino-Einsatz aber in sehr heimischen Marvel-Gefilden. Allen voran beim Problem, mit dem sich alle Marvel-Helden auf Solopfaden seit «Avengers» herumschlagen müssen.
Von gefühlt 300 Recken kann wirklich niemand dem armen, 16 Jahre alten Peter Parker zur Hilfe eilen? Oder haben es die Avengers nicht so mit Europa? Bezeichnend, dass selbst Nick Fury in Erklärungsnot gerät, als sich Peter Parker über mangelnde Unterstützung beschwert.
Und so bereist Spider-Man in bester Bond-Manier und im Alleingang diverse Länder wie Italien (Venedig) und Tschechien (Prag). Zudem führt die Reise nach England (London), Deutschland (Berlin) oder ein Dörfchen in den Niederlanden. Einzig der nagelneue und charismatische Avengers-Anwärter Mysterio (Gyllenhaal) schlägt sich auf seine Seite, um gegen die «Elementals» anzutreten. Eine vielversprechende und von Gyllenhaal mit viel Inbrunst gespielte Rolle.
Komplott der beleidigten Leberwürste
Ohne zu viel verraten zu wollen, verbirgt sich hinter den gesichtslosen Elementarwesen natürlich ein grösseres Übel. Dessen Motivation doch arg konstruiert und unglaubwürdig daherkommt. Statt des Titans Thanos (Josh Brolin, 53) gilt es eine Bande beleidigter Leberwürste zu besiegen. Eine undankbare Aufgabe für alle Protagonisten, egal, auf welcher Seite sie kämpfen.
Dass daraus dennoch interessante Action-Schauwerte entstehen, hat mit den Fähigkeiten des brandneuen Reckens Mysterio zu tun. In allzu vielen Momenten driftet das Gezeigte aber dann doch in optischen Videospiel-Bombast ab. Das ist allerdings ein Problem im Comicfilm-Genre, mit dem der Spinnenmann wahrlich nicht allein dasteht. Zumindest aber bietet «Far From Home» eine «Entschuldigung» für zuweilen arg künstlich wirkende Kämpfe.
Fazit
Tom Holland hat in «Spider-Man: Far From Home» alle acht Spinnen-Hände voll zu tun. Sein Gefühls-Wirrwarr, den Klassenfahrt-Klamauk und die Superhelden-Action durch die Handlung zu jonglieren. Er macht das gewohnt sympathisch und auch MJ-Darstellerin Zendaya ist ein Pluspunkt des Streifens. Das grösste Highlight spart sich der Film aber für seine After-Credit-Szene auf.