Staatsakt für Schäuble: Würdigung als Demokrat und Vordenker
Rund 1500 Gäste aus In- und Ausland haben am Montag in Berlin Abschied von Deutschlands politischem Schwergewicht Wolfgang Schäuble genommen.
Der frühere Kanzleramtschef, Innen- und Finanzminister, CDU-Vorsitzende und Bundestagspräsident war am 26. Dezember nach langer Krankheit im Alter von 81 Jahren gestorben, und wurde inzwischen in seiner Heimatstadt Offenburg beigesetzt. Zum Trauerstaatsakt in der deutschen Hauptstadt kamen Vertreter aus Politik und Gesellschaft, darunter Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Deutschlands aktuelle Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) würdigte ihren Vorgänger als «grossen Demokraten und Staatsmann». Europa verliere einen Vordenker und Frankreich einen besonderen Freund, sagte Bas beim Trauerstaatsakt im Bundestag, bei dem Macron die Trauerrede halten wollte. Für Schäuble sei die europäische Einigung ein Friedensprojekt gewesen, «die Lehre aus der deutschen Geschichte».
Dass der Staatsakt zu Schäubles Ehren am Jahrestag des Élysée-Vertrages zur Aussöhnung der beiden einstigen Kriegsgegner Deutschland und Frankreich stattfinde, «hätte ihm gefallen», sagte Bas. Der Vertrag war vor 61 Jahren unterzeichnet worden, er gilt bis heute als Grundlage der deutsch-französischen Freundschaft.
Gemeinsame Kammer mit dem Bundestag
Schäuble sei die deutsch-französische Freundschaft ein besonderes Anliegen gewesen, erinnerte Bas. So habe er auf den Tag genau vor sechs Jahren in der französischen Nationalversammlung gesprochen und für eine gemeinsame Kammer mit dem Bundestag geworben. Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung sei «sein Vermächtnis für die deutsch-französische Freundschaft.
Dafür werden ihm die Abgeordneten in beiden Ländern immer dankbar sein.» Dem Bundestag und ihr selbst sei «sein Vermächtnis ein Ansporn und eine Verpflichtung, die Partnerschaft unserer beiden Länder zu vertiefen».
Politische Rückschläge und persönliche Schicksalsschläge habe Schäuble weggesteckt, sagte Bas – seit dem Attentat eines geistig verwirrten Mannes auf ihn im Oktober 1990 sass Schäuble im Rollstuhl. «Er machte weiter. Für die Demokratie. Für dieses Land.
Und er hat Historisches vollbracht», erinnerte sie an die Leistungen Schäubles als Architekt der Deutschen Einheit. Schäuble gehörte dem Bundestag 51 Jahre lang an – länger als jede und jeder andere in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus.