«Von oben»: Sibylle Lewitscharoffs merkwürdige Seelenreise
Philosophische Exkurse über Heidegger, Reflexionen über Angela Merkel und vor allen Dingen ein toter Professor, der weiter über den Köpfen der Berliner schwirrt. Darum geht's im Roman «Von oben».
Das Wichtigste in Kürze
- Eigentlich ist er ja begraben, der Herr Professor.
Seine letzte Ruhe fand er in prominenter Nähe zu Marlene Dietrich auf dem Friedhof in Berlin-Schöneberg. Doch in Wahrheit schwirrt er als Untoter weiter über den Köpfen der Berliner.
Als «Seelenmotte» räsoniert er über das Leben der anderen, das er nun leider nicht mehr teilt. Es ist ein merkwürdiger Roman, den Sibylle Lewitscharoff da geschrieben hat, etwas gespensterhaft, angesiedelt in einer Zwischenwelt von Leben und Tod. Er enthält allerhand Plattitüden über ehemalige Nachbarn und alte Bekannte, die sich in der Zwischenzeit zum Entsetzen des Geistes einen prallen Bauch angefressen haben, aber auch philosophische Exkurse über Heidegger oder Reflexionen über Angela Merkel. Diese sitzt gut sichtbar im karierten Bademantel in der Küche beim Aktenstudium. Die Vermutung liegt nahe, dass sich in dem endlosen Palaver zu einem Gutteil die Ansichten der Autorin selbst widerspiegeln.
Eine merkwürdige Seelenreise, auf der ihr nicht jeder folgen mag.
- Sibylle Lewitscharoff: Von oben, Suhrkamp Verlag, Berlin, 240 Seiten, 24,00 Euro, ISBN 978-3-518-42893-1 .