Walter Röhrl: «Bin schon ein unheimlicher Pessimist»

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Zufriedenheit? Sowas kennt Walter Röhrl nicht. Dabei hätte die Rallye-Legende allen Grund dazu. «Ich bin schon ein unheimlicher Pessimist», sagt er. Diesen Montag wird er 75.

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Walter Röhrl feiert am 7. März seinen 75. Geburtstag. Foto: Armin Weigel/dpa - dpa-infocom GmbH

Ob Januar oder Februar oder September - das sind für die Rallye-Legende nur Bezeichnungen für Zeiträume. Röhrl denkt das Jahr in Orten.

Der Januar ist für Röhrl Monte Carlo, der Sommer klingt für ihn nach San Remo und Korsika. Kein Wunder, verbrachte der gebürtige Regensburger doch früher so viel Zeit auf diesen Etappen.

Dabei wollte Röhrl eigentlich nie weit weg. «Was ist denn Hawaii gegen Regensburg? Ich will heim. Ich bin teilweise nach Rallyes noch im Overall ins Auto gestiegen und wieder nach Hause nach Regensburg gefahren. Ich wollte auch immer in meinem eigenen Bett schlafen», erzählte Röhrl, der mittlerweile schon seit 2000 in St. Englmar im Bayerischen Wald lebt, der Deutschen Presse-Agentur vor seinem 75. Geburtstag am Montag.

«Genie auf Rädern»

Viermal - mit unterschiedlichen Marken - gewann Röhrl die Rallye Monte Carlo, zweimal die Rallye-WM. Er ist eine Instanz für höchstes Fahrgefühl. Die frühere Formel-1-Legende Niki Lauda nannte ihn ein «Genie auf Rädern», der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel lobte Röhrls Sensibilität mit dem Lenkrad. «Es gibt wenige, die bei der Fahrzeugbeherrschung so viel Verständnis und Gefühl besitzen wie er», sagte der Heppenheimer einmal.

Früher war Röhrl rund 300 Tage im Jahr unterwegs. «Der Lange», wie der fast zwei Meter grosse Schlaks gemeinhin auch genannt wird, bringt es heute als Repräsentant für Porsche immer noch auf mehr als 100 Tage, wenn er zum Beispiel als Testfahrer gefragt ist. Vor Kurzem fuhr er wieder in Monte Carlo. «Es ist wie eine Zeitreise. Für eine kurze Zeit bist du 35 Jahre jünger, wenn du dort fährst», sagte er.

Aber das Reisen hat Röhrl nie gemocht. «Ich war immer ein Mensch, der nicht fort wollte. Ich bin immer bodenständig gewesen, Reisen, Hotels, das mag ich alles nicht. Und genau das Gegenteil war mein Leben», erzählte Röhrl. Am liebsten hätte er unter Ausschluss der Öffentlichkeit manövriert. «Ich wollte ja nur für mich wissen, ob ich gut bin, das muss kein Mensch sonst wissen.»

Bei guter Gesundheit

Den Antrieb hat Röhrl aus seiner Kindheit, als er wegen seiner roten Haare so sehr leiden musste. «Jeden, der mich verspottet hat wegen der roten Haare, habe ich verfolgt, und wenn er zwei Meter gross war, habe ich ihn angesprungen», erzählte Röhrl, der eigentlich Steinmetz hätte werden sollen. «Ich bin mir als Aussätziger vorgekommen, diese Dinge prägen.»

Die Leidenschaft fürs Autofahren hat Röhrl von seinem Bruder Michael. «Er war ein bisschen Vater-Ersatz, mein grosser Bruder war mein Vorbild», sagte Röhrl, dessen Bruder mit 28 Jahren auf einer Landstrasse mit einem Lastwagen kollidierte und starb. Der Vater, der ebenfalls mit Vornamen Michael hiess, hatte sich von der Mutter getrennt, als Walter Röhrl elf Jahre alt war.

Die Zeit fliegt. Und Röhrl lauert manchmal, dass was Böses passiert. «Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, warte ich, dass das grosse Zipperlein kommt. Irgendwann muss das Problem doch auftauchen. Ich muss doch irgendwas am Herzen haben, das gibt's doch gar nicht», äusserte Röhrl seine eigene Verwunderung, dass es ihm im Gegensatz zu einigen Altersgenossen gesundheitlich so gut geht.

Nachdenken in der Nacht

«Richtige Freude habe ich immer nur ganz kurz, obwohl mir die Vernunft sagt: Du musst zufrieden sein. Das habe ich aber nicht ablegen können», sagte Röhrl. Das hat er von seiner Mutter. «Meine Mutter war eine Frau, die nie lustig war, die nie zufrieden war, die immer gejammert hat. So ein Erbe kannst du nicht ablegen.»

Und so weiss Röhrl, der an seinem Geburtstag mit Frau Monika und Freunden mittags schick essen geht, dass er eigentlich glücklich sein könnte. Aber eben nicht so richtig. «Ich bin schon ein unheimlicher Pessimist», räumte er ein. «Das kommt aber auch von den Ereignissen auf der Welt. Die Corona-Pandemie, die mich unheimlich beschäftigt hat, dann der Krieg in der Ukraine. Nachts liege ich wach und denke darüber nach.»

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