Wichtiges Signal: Spannung vor dem Filmfestival Venedig

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Italien,

Das Filmfest Cannes im Mai fiel wegen der Coronapandemie aus. Nun ist Venedig das erste der grossen Festivals, das stattfindet. Schon jetzt steht fest: Vieles wird anders sein als bisher. Spannend wird es sicherlich.

Der Regisseur Christian Petzold ist Mitglied der Festival-Jury in Venedig. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Der Regisseur Christian Petzold ist Mitglied der Festival-Jury in Venedig. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Lange Zeit schien es unsicher.

Doch das Filmfest Venedig hat an seinen Plänen festgehalten und findet nun trotz der Coronakrise statt. Viele andere Festivals wurden in den vergangenen Monaten abgesagt oder zeigten ihre Filme nur online.

Venedig ist nun das erste der weltweit grossen Festivals, das seit dem Ausbruch der Pandemie stattfindet. Der Glamour durch US-Stars wird in diesem Jahr zwar etwas geringer sein als sonst. Dafür gibt es auch einige Chancen für deutsche Filmschaffende.

Die Eröffnung am Mittwoch (2.9.) mit dem italienischen Familiendrama «Lacci» mit Alba Rohrwacher gilt als wichtiges Signal für die Filmbranche. Nach Monaten der Ungewissheit, geschlossenen Kinos und unzähligen auf Eis gelegten Filmproduktionen gibt es nun wieder einen Funken Hoffnung auf Rückkehr zum Normalbetrieb. Immerhin war Venedig in den Vorjahren der Startschuss für die Preissaison, gewannen beim Festival gezeigte Werke doch später regelmässig Golden Globes und Oscars.

In diesem Jahr aber spielt der Umgang mit Corona erwartungsgemäss auch beim Filmfest eine wichtige Rolle. Der Festivalleiter Alberto Barbera kündigte umfangreiche Massnahmen an. Weniger Filme und mehr Kinos sollen die Lage entzerren. Ausserdem wird beim Einlass auf das Festivalgelände bei den Besuchern die Körpertemperatur gemessen, es gelten Maskenpflicht (selbst während der Filmvorführungen) und Abstandhalten, auch im Saal. Wie aber werden die Pressekonferenzen abgehalten? Wie sieht es auf dem roten Teppich beim Flanieren der Stars aus? Das wird sich erst im Laufe der nächsten Festivaltage zeigen.

Auch sonst wird in diesem Jahr einiges anders sein. In der offiziellen Festivalauswahl etwa sind weniger US-Produktionen vertreten. Möglicherweise sind die grossen Studios weiter unsicher, welche Filme sie in dieser Situation starten oder doch lieber auf 2021 schieben wollen. Hollywoodglanz gibt es aber trotzdem: Die Oscarpreisträgerin Cate Blanchett ist Präsidentin der internationalen Jury, zu der auch der US-Schauspieler Matt Dillon und der deutsche Regisseur Christian Petzold gehören.

Sie werden am 12. September die Preise für die Wettbewerbsbeiträge vergeben. Auch dort finden sich bekannte Gesichter. Im Rennen um den Goldenen Löwen für den besten Film sind unter anderem «Nomadland» mit Frances McDormand, «The World to Come» mit Casey Affleck sowie «Pieces of a Woman» mit Shia LaBeouf. Ausser Konkurrenz ist «The Duke» von «Notting Hill»-Regisseur Roger Michell und mit Jim Broadbent und Helen Mirren in den Hauptrollen zu sehen, während die Oscargewinnerin Regina King («If Beale Street Could Talk») ihr Regiedebüt «One Night in Miami» über den Abend des Sieges vom Boxer Cassius Clay im Jahr 1964 vorstellt.

Überhaupt sind auffällig viele Regisseurinnen vertreten - von den 18 Wettbewerbsbeiträgen stammt fast die Hälfte von Frauen. Eine von ihnen ist die Deutsche Julia von Heinz, die es mit «Und morgen die ganze Welt» in die Löwenkonkurrenz geschafft hat. Darin erzählt die 44-Jährige von den Mitgliedern einer linken Gruppe, die nach einem Rechtsruck im Land gegen Neonazis vorgehen wollen.

Aktuelle Themen finden sich ebenfalls in anderen Filmen. So stellt eine Dokumentation die Klimaaktivistin Greta Thunberg in den Mittelpunkt, und der Italiener Luca Guadagnino («Call Me By Your Name») beobachtet im Kurzfilm «Fiori, Fiori, Fiori!», wie seine Freunde in Sizilien mit der Pandemie umgingen. Auch Pedro Almodóvar hat dieses Mal einen Kurzfilm dabei: «The Human Voice» mit Tilda Swinton. Die 77. venezianische Festivalausgabe bedeutet also noch keine Rückkehr zum Normalbetrieb der Kinobranche. Aber es ist immerhin ein wichtiger Neustart.

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