Woody Allen: Rowohlt-Autoren stellen sich gegen Memoiren
Nach Protesten hat der US-Verlag von Woody Allen darauf verzichtet, die Memoiren des Regisseurs zu veröffentlichen. Jetzt folgt auch Gegenwind aus Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hollywood-Regisseur Woody Allen hat eine umstrittene Autobiografie verfasst.
- Einige Autoren des Rowohlt-Verlages wollen nicht, dass die Memoiren veröffentlicht werden.
- Der US-Verlag Hachette nahm das Buch nach Protesten aus seinem Sortiment.
Namhafte Autoren des Rowohlt-Verlages haben das Haus aufgefordert, auf die Veröffentlichung der umstrittenen Memoiren des Hollywood-Regisseurs Woody Allen zu verzichten.
«Wir sind enttäuscht über die Entscheidung des Rowohlt-Verlags, die Autobiografie von Woody Allen zu veröffentlichen.» Das teilten 15 Schriftsteller am Montag in einem offenen Brief mit. Unter den Autoren sind Sascha Lobo, Kathrin Passig, Margarete Stokowski, Giulia Becker, Kirsten Fuchs, Till Raether und Sven Stricker.
«Das Buch eines Mannes, der sich nie überzeugend mit den Vorwürfen seiner Tochter auseinandergesetzt hat. Und der öffentliche Auseinandersetzungen über sexuelle Gewalt als Hexenjagd heruntergespielt hat, sollte keinen Platz in einem Verlag haben. Für den wir gerne und mit grossem Engagement schreiben», hiess es in dem Schreiben weiter.
Autoren kritisieren fehlenden Faktencheck
Die Autoren kritisieren unter anderem, dass «nach gängiger Praxis» die Fakten des Buches wahrscheinlich nicht vor Veröffentlichung geprüft wurden. Sie denken, dass «dieses Vorgehen unethisch ist und einen Mangel an Interesse für die Belange der Opfer sexueller Übergriffe zeigt».
Es gehe den Autoren nicht darum, das Buch grundsätzlich zu verhindern. «Allen mangelt es nicht an Möglichkeiten, sich mitzuteilen. Aber der Rowohlt Verlag muss ihn darin nicht unterstützen.»
US-Verlag nahm Woody Allen Biografie aus Sortiment
Der US-Verlag Hachette hatte nach scharfen Protesten von Mitarbeitern und Allens Familie dessen Biografie am Wochenende aus dem Programm genommen. Beim Rowohlt-Verlag war zunächst «unklar, ob wir den Erscheinungstermin 7. April werden halten können», teilte eine Unternehmenssprecherin am Montag in Hamburg mit.
Der amerikanische Verlag habe die Rechte an den Autor zurückgegeben. «Daher klären wir derzeit – wie die anderen europäischen Verlage – die Rechtelage», hiess es weiter. Die deutschsprachige Ausgabe soll den Titel «Ganz nebenbei» tragen.
Am Freitag hatte Rowohlt noch gesagt, dass die Vorwürfe gegen Woody Allen umfassend untersucht und schliesslich entkräftet worden seien. Deshalb halte man am Erscheinungstermin fest.
Gegen Allen («Manhattan», «Midnight in Paris») liegen seit Jahrzehnten Missbrauchsvorwürfe vor. Seine Adoptivtochter Dylan Farrow (34) hält ihm vor, sich in ihrer Kindheit an ihr vergangen zu haben. Der Regisseur hat das stets zurückgewiesen.