43% der Bevölkerung: Sind wir alle zu fett?
Über die Jahre ist die Anzahl Übergewichtiger stetig gestiegen, zeigt die Gesundheitsbefragung des BFS. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss BMI ist fast die Hälfte der Bevölkerung übergewichtig oder gar adipös.
- Eine Auswertung zeigt: Selbst Spitzensportler machen keine bessere Figur.
- Ist die Statistik also Humbug? Ein Kommentar.
Jetzt haben wir den Salat: Das Bundesamt für Statistik hält uns mit der «Gesundheitsbefragung 2022» den Spiegel vor. Was wir da sehen, mag uns nur bedingt erfreuen. Immerhin überwiegen die positiven Gefühle und wir rauchen je länger, je weniger. Aber jetzt schauen Sie sich mal Ihre Nachbarn links und rechts genau an: Einer von beiden hat zu viel Speck auf den Rippen. Denn leider sind auch über 40 Prozent der Bevölkerung übergewichtig oder gar adipös – Tendenz steigend.
Das ist nicht gut, denn mit Übergewicht gehen diverse Erkrankungen einher und dann haben wir nicht nur den Salat, sondern auch den Prämienhammer. Anhand des Body-Mass-Index (BMI) zeigt das BFS auf: Vor allem Männer mittleren Alters lassen sich gehen. Aber die Frauen sind ihnen dicht auf den Fersen, wenn das auch eher auf Damen im Rollator-Alter zutrifft.
Kein Vergleich
Was soll man da tun? Wir haben uns den BMI mal genauer angeschaut und festgestellt: Um so richtig schön eingemittet zu sein, empfiehlt sich eine Statur wie Ski-Ass Wendy Holdener oder die des zehnfachen Mountainbike-Weltmeisters Nino Schurter.
Allenfalls können sich Grossgewachsene noch am Leichtgewichts-Ruderer Mario Gyr orientieren. Aber bitte nicht zu fest, denn das Beachvolley-Duo Vergé-Dépré/Mäder geht bereits Richtung leichtes Untergewicht.
Als Vorbilder untauglich sind dagegen Top-Sportler wie Roman Josi, Breel Embolo oder dieser Roger Federer. Sie sind bereits borderline übergewichtig, von Xherdan Shaquiri wollen wir jetzt mal gar nicht reden.
Obenaus schwingen die beiden Schwinger Joel Wicki und Chrigu Stucki. Auch die Schwingerkönigin Angela Riesen ist gemäss BMI übergewichtig. Sorgen machen sollte man sich zudem um Volkan Özdemir: Zum Glück muss der beste Schweizer MMA-Fighter regelmässig auf die Waage stehen. Dank dieser Auswertung wissen wir jetzt auch, warum Marco Odermatt auf dem berüchtigten Badehosen-Bild nur von hinten zu sehen ist.
Ausreden, alles Ausreden
Ich weiss, was Sie jetzt denken: Dieser BMI taugt ja wohl gar nichts und wir sind alle mindestens so fit wie Kambundji, nur nicht ganz so schnell. Oder wie der Stucki, nur nicht ganz so gross. Hat nicht das BFS sich letzthin auch schon verrechnet? Das muss es sein, denn mir geht es blendend wie Federer, nur nicht ganz so charismatisch und etwas weniger Millionär.
Bevor Sie sich wieder hinsetzen, um ihre täglichen acht bis zehn Stunden Sitzdauer (hat das BFS ebenfalls erhoben) zu absolvieren: Jein. Das stimmt nur teilweise. Einerseits scheint der BMI tatsächlich ein mittelmässiges Mass für den Gesundheitszustand zu sein. Andererseits hat das BFS hier nicht falsch gerechnet, sondern nur Fragen gestellt. Und ja, die Antworten zeigen sehr wohl auch, dass die Mehrheit sich genügend bewegt, wenn nicht sogar als «trainiert» gilt.
Bevor Sie schon wieder aufspringen und ins Fitness rennen: Nein, Sie sind nicht Spitzensportler und ausserdem sind die acht bis zehn Stunden Sitzen längst noch nicht um. Aber womöglich ist immerhin ein gewisser Gewichtsanteil der Körpermasse Muskel und nicht Speck. Die «Gesundheitsbefragung 2022» zeigt uns indes etwas ganz anderes: Dass «es» nämlich stimmt.
Amtlich bestätigt: Es stimmt.
Ja, es stimmt, dass man Statistiken immer auch interpretieren muss. Für Ursachen und Nebenwirkungen fragen Sie aber je nach dem auch noch Andere ausser dem BFS. Es stimmt aber auch, dass Männer eher über- und Frauen eher untergewichtig sind. Es stimmt gleichermassen, dass Männer eher Sport treiben und Frauen eher Obst und Gemüse essen.
Ätsch, wenigstens haben wir Männer nicht den Salat. Männer rauchen und trinken mehr und kompensieren das Gemüse mit Fleisch. Ist so, kann ich auch nichts dafür, das sagt einfach das BFS. Welches aber auch nichts dafürkann. Darum bitte, liebe Männer, nicht aufregen, denn Männer haben eh auch häufiger hohen Blutdruck. Das liegt wohl am vielen Sport.
Die Klischees sind amtlich bestätigt und so fügen wir uns ins Schicksal, dass wir leider oben ohne ein klein wenig wie Volkan Özdemir aussehen. Oder wie Marco Odermatt in Badehosen. Von hinten.