Neue Radardaten zeigen: Die offenbar von Bundesrat Alain Berset pilotierte Cessna flog weiter gegen Westen – bis zum Traumschloss.
Alain Berset Traumschloss Frankreich
Die Maschine von Alain Berset landete ganz zum Schluss des Irrflugs im Wald auf einer Rasenpiste – direkt daneben befindet sich ein traumhaftes Schloss. - Keystone/zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • Alain Berset wurde Anfang Juli von französischen Kampfjets zur Landung gezwungen.
  • Bisher war unklar, was sein ursprüngliches Ziel war. Nun geben neue Radardaten Hinweise.
  • Das Kleinflugzeug landete zuletzt auf einer Rasenpiste in französischen Wäldern.
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Seit Dienstag weiss es auch die breite Öffentlichkeit: Bundesrat Alain Berset hat eine Pilotenlizenz. Bereits seit 2009, als er «nur» Ständeratspräsident war. Wir wissen dies, weil Berset in Frankreich wegen eines Pilotenfehlers mit Kampfjets aus der Luft geholt wurde. Was wir nicht wissen, ist, wohin die Reise eigentlich ging – doch neue Radardaten verraten Aufschlussreiches.

«Tiefflieger» Alain Berset

Gemäss «NZZ» flog Berset mit einer Cessna, Registrierung HB-TDR, am 5. Juli nach dem Mittag von Ecuvillens FR geradewegs Richtung Frankreich. In Dôle gab es nach rund dreiviertel Stunden eine kurze Zwischenlandung von wenigen Minuten. Weiter geht es schnurgerade nach Westen und nun sorgt Berset für blinkende Warnlampen bei den französischen Behörden.

Alain Berset Bundesratsreise
Bundesrat Alain Berset während dem zweiten Tag der Bundesratsreise, am Freitag, 1. Juli 2022 in Mendrisio TI. - Keystone

Denn dort befindet sich eine militärische Sperrzone, wo nur in Absprache mit dem Tower durchgeflogen werden darf. Die HB-TDR fliegt gemäss Radardaten im Kreis, dann doch wieder geradeaus. In der Folge kommt es zum Rencontre mit den Kampfjets, bestätigt die französische Luftwaffe gegenüber mehreren Medien.

Flug Alain Berset Frankreich
Um diesen Flug soll es sich handeln: Alain Berset sei mit einer Cessna ab Freiburg Richtung Frankreich geflogen und in der Region Besançon erstmals gelandet.
Alain Berset Flug Frankreich
In einer zweiten Etappe soll Alain Berset Richtung Westen geflogen sein, bis zum «Aérodrome de Thouars».
Alain Berset Luftpolizei Frankreich
Am Abend dann scheint das von Alain Berset gesteuerte Flugzeug zwar wieder ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben, kreist dann aber schon kurz danach und die Radaraufzeichnungen stoppen.

Hobby-Pilot Berset sei ohne Funkkontakt geflogen und seine Absichten seien nicht ersichtlich gewesen. Wo das Grounding stattgefunden haben soll, ist vorerst unklar. Die «NZZ» verweist auf ungenaue und später auch fehlende Daten.

Rafale Payerne Kampfjet
Eine Rafale startet auf dem Militärflugplatz Payerne. - Keystone

In der Tat zeigen die von Nau.ch konsultierten Radarmessungen, dass kurz danach die HB-TDR im Tiefflug über ein Waldstück gebraust sein soll. Dies scheint eher ein Messfehler zu sein, aber noch nicht das Ende der Radar-Aufzeichnungen.

Zwei weitere Landungen bis zum Traumschloss

Denn rund eine halbe Stunde später ist Aus mit geradeaus: scharf links, rechtsumkehrt, leicht links. Nicht ersichtlich, aber von der französischen Luftwaffe gegenüber dem «Blick» bestätigt: Hier landete Berset in kurzer Folge zwei weitere Male. Unter anderem deshalb eilte die Police du Ciel herbei und zwang Berset zur erneuten Landung, diesmal im Aérodrome von Thouars: Flügelwackeln, hinterherfliegen, aber dalli.

HB-TDR Alain Berset Flugzeug
Die letzten Stationen der Cessna mit der Registrierung HB-TDR am 5. Juli 2022. - Screenshot globe.adsbexchange.com / Nau.ch

In der Kleinstadt, rund 100 Kilometer vor der Atlantikküste, bleibt Berset offenbar ganze drei Stunden. Hier fand die Befragung durch die Gendarmerie statt, wie die französische Luftwaffe öffentlich bestätigt.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt hat extra ein Video gemacht, wie das funktioniert, wenn ein einmotoriges Sportflugzeug von einem Kampfjet abgefangen wird.

Um halb Sieben hebt die Cessna wieder ab und tut genau das, was man in Frankreich nicht tun sollte: Sie bleibt unterhalb 1500 Fuss, wo Militärflugzeuge herumflitzen und Vortritt geniessen. Diese halten zwar immer ein Auge offen nach fahrlässigen Zivilisten, aber mit beinahe Schallgeschwindigkeit bleibt es oft beim guten Willen. Statt höher zu steigen, sinkt die Cessna in einer Achterschleife sogar auf 500 Fuss (rund 150 Meter). Dann ist auch mit diesen Radar-Daten Schluss.

Die Flugroute der HB-TDR auf Google Maps eingezeichnet verrät, was am Ende der Radar-Aufzeichnungen für eine Überraschung wartet. - maps.google.com / globe.adsbexchange,com / Nau.ch

Mitten im Niemandsland, bei Feldern und Wäldern, verschwindet die Maschine des Vize-Bundespräsidenten wortwörtlich vom Radar. Doch auf Satellitenbildern ist deutlich zu sehen: Hier ist nicht nichts, sondern eine Piste – aber aus Gras. Und ja, das von Wasser umspülte Gebäude mit grossem Hof ist eins dieser Loire-Schlösser mit Burggraben.

Berset-Sprecher: «Kein Kommentar»

Ob die Radar-Daten die tatsächliche Reise des Innenministers zeigen, will sein ad interim Kommunikationschef Christian Favre nicht kommentieren. Allerdings dementiert das EDI bis jetzt auch nicht, dass die HB-TDR tatsächlich das von Berset gemietete Flugzeug gewesen sei. Den Radar-Daten nicht anzusehen ist aber, wer tatsächlich am Steuerknüppel sass.

Als Feriendestination würde sich das «Château de Bournizeaux» hingegen durchaus anbieten: Vier Zimmer werden von den Besitzern zu erschwinglichen Preisen vermietet. Wahlweise kann auch gleich das halbe Feld-Schlösschen belegt werden. Für einen Kurz-Urlaub bietet sich natürlich die Anreise im Flugzeug an. Familienferien wollte Alain Berset offiziell aber in der Schweiz verbringen.

Château de Bournizeaux
Die verfügbaren Zimmer im «Château de Bournizeaux».
Château de Bournizeaux Pool
Auch einen Pool hat das «Château de Bournizeaux» seinen Gästen anzubieten.
Piste Bournizeaux Berset Schloss
Die drei Rasenpisten des «Château de Bournizeaux» aus der Luft gesehen (das Schloss wird von der Flügelstrebe des Doppeldeckers verdeckt.

Pikant ist aber nicht nur, dass der Innenminister verträumte Schlösser anfliegt und dabei einen Kampfjet-Einsatz auslöst. Sondern auch, dass jetzt seine Hobby-Fliegerei einer breiten Öffentlichkeit bekannt ist.

Diese sei «Teil meines geheimen Gartens», stehe in Mails an eine Vertrauensperson, die der Blick gesehen haben will. Eine Passion, die Berset demnach auch geheim halten wollte: «Pssst, niemand weiss es!»

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