Als Musikerin und Nationalrätin führt Estelle Revaz ein Doppelleben

Keystone-SDA
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Bern,

Von der Bühne ins Parlament: Cellistin Estelle Revaz blickt auf ihr erstes politisches Jahr zurück.

Estelle Revaz
Estelle Revaz, Cellistin und Nationalrätin SP-GE, übt am frühen Morgen auf ihrem Cello im Bundeshaus, während der Wintersession der Eidgenössischen Räte. - Keystone

Seit einem Jahr politisiert die Cellistin Estelle Revaz für die SP im Bundeshaus. Als Künstlerin im Nationalrat blickt sie zurück auf ein Jahr, in dem sie sich unter anderem für Kulturschaffende Politik machte – und gleichzeitig ihr sechstes Album herausbrachte.

Während der Session steht Estelle Revaz um 4 Uhr auf, um in einem Raum des Bundeshauses auf ihrem Violoncello zu spielen. Als Parlamentarierin und als Cellistin, die international konzertiert, führe sie ein Doppelleben, sagte sie der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Zur Politik kam die 35-Jährige während der Covid-19-Pandemie. Tourneen wurden gestoppt, Kunstschaffende erhielten keine Entschädigungen. Als unwesentlich betrachtet seien diese im ersten Entwurf des Covid-Gesetzes ausgeschlossen worden, so Revaz.

Um dies zu ändern, baute sie sich in den Kommissionen, in denen das Dossier behandelt werden konnte, Koalitionen auf. Diese reichten von der SVP bis zur SP. Innerhalb von drei Monaten wurde das Gesetz schliesslich geändert.

Politische Karriere nimmt Fahrt auf

Daraufhin erhielt Revaz von den Parteien SP, Die Mitte und FDP das Angebot, sich ihnen anzuschliessen. Vor einem Jahr kandidierte sie für die SP bei den eidgenössischen Wahlen und zog für den Kanton Genf in den Nationalrat ein.

Seither sei ihr etwa ihre Arbeit zur nationalen Strategie zur Bekämpfung der Armut besonders wichtig – die erste Motion, die sie in beiden Kammern durchbringen konnte. Revaz hat ausserdem erreicht, dass die Anpassung der Sozialversicherungssysteme an die beruflichen Realitäten von Kulturschaffenden in die Legislaturplanung aufgenommen wurde – «das Herzstück meines Engagements». Der Bundesrat hat nun den Auftrag, einen Text vorzuschlagen.

Revaz bleibt erfolgreiche Musikerin. Im Herbst veröffentlichte sie ihr Album «Caprices for Violoncello Solo by Dall'Abaco». Dafür spielte sie die 11 Capriccios von Joseph Dall‘Abaco ein. «Das Cello war nicht immer das lyrische Soloinstrument, das wir kennen», so Revaz. Dall'Abaco war einer der ersten, der virtuose Stücke für das Cello allein schrieb. «Diese Capriccios sind technisch furchterregend».

Kommentare

User #433 (nicht angemeldet)

Weshalb muss das Bundeshaus für Private als Übungsraum herhalten.

User #1199 (nicht angemeldet)

Alle Politiker/innen führen ein Doppelleben. Wehe, wenn die Dunkle-Seite ans Tageslicht kommt. Dann haben sie won nichts gewusst und verschanzen sich hinter ihrer Immunität.

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