Beim Kampfjet-Kauf zeichnet sich eine Einigung ab
Das Parlament will neue Kampfjets beschaffen. Uneinigkeit herrschte bislang beim Anteil der Gegengeschäfte im Inland. Doch nun zeichnet sich ein Kompromiss ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Parlament will für bis zu sechs Milliarden Franken Kampfjets beschaffen.
- Uneinigkeit herrschte bislang noch über den Anteil der Gegengeschäfte im Inland.
- Nun zeichnet sich jedoch ein Kompromiss ab.
Das Parlament will neue Kampfjets für bis zu 6 Milliarden Franken kaufen. Darüber besteht längst Einigkeit. Noch umstritten ist der Anteil der Gegengeschäfte im Inland.
Doch nun zeichnet sich ein Kompromiss ab. Der Ständerat hat am Donnerstagmorgen den Antrag der Einigungskonferenz ohne Gegenstimme abgesegnet.
Diese musste eingesetzt werden, weil sich die Räte über drei Beratungsrunden hinweg nicht über den Anteil der Offset-Geschäften einigen konnten. Mit solchen werden ins Ausland vergebene Verträge durch Gegengeschäfte in der Schweiz kompensiert. So kommen Schweizer Rüstungsfirmen zu Know-how und zu Aufträgen im Ausland.
Der Ständerat stimmt der Beschaffung der Kampfflugzeuge mit 41:0 Stimmen zu. Wenn das kein starkes Signal für unsere Sicherheit ist!
— Andrea Gmür (@AGmur) December 19, 2019
Faktisch handelt es sich aber um eine Art Industriesubvention, die jede Rüstungsbeschaffung verteuert. Je nach Quelle um 2 bis 20 Prozent. Sicher ist: Je mehr Offsets, desto weniger Jets können gekauft werden.
Der Bundesrat hatte daher einen Offset-Anteil von 60 Prozent vorgeschlagen. 20 Prozent sollten direkt im Zusammenhang mit den Kampfjets vergeben werden, 40 Prozent in der Rüstungs- und Sicherheitsindustrie.
Rüstungsfremde Industrien
Der Nationalrat war ihm gefolgt, der Ständerat beharrte aber auf 80 Prozent. Dabei sollten die zusätzlichen 20 Prozent des Vertragsvolumens in völlig rüstungsfremden Industrien kompensiert werden. Der Kompromiss der Einigungskonferenz sieht nun 60 Prozent vor. Die Liste der Industrien, die ebenfalls zum Handkuss kommen sollen, steht aber trotzdem im Planungsbeschluss.
Warum das Rüstungsgeschäft durch Aufträge an die Uhrenindustrie, Waggonbauer, die Chemie oder Plastikfabrikanten verteuert werden soll, wurde im Ständerat nicht mehr diskutiert. In den vorangehenden Debatten war es jeweils um die Berücksichtigung der Landesteile gekommen. Die Westschweiz befürchtete, zu kurz zu kommen, weil es dort nur wenig Rüstungs- und Sicherheitsindustrie gibt.
Aus diesem Grund hatten die Räte einen regionalen Verteilschlüssel in die Vorlage geschrieben: 65 Prozent der Kompensationsgeschäfte sollen in die Deutschschweiz vergeben werden. 30 Prozent in die Westschweiz und 5 Prozent in die italienischsprachige Schweiz. Verteidigungsministerin Viola Amherd appellierte jeweils vergeblich, dass es um die Sicherheit der Bevölkerung und nicht um Regionalpolitik gehe.
Vier Kampfflugzeuge in der Auswahl
Nun muss noch der Nationalrat über den Antrag der Einigungskonferenz entscheiden. Einig sind sich die Räte bereits über den Kern des Planungsbeschlusses. Mit diesem wird der Bundesrat beauftragt, Kampfjets für höchstens 6 Milliarden Franken zu kaufen. Welches Kampfflugzeug gekauft wird, entscheidet der Bundesrat.
Das Evaluationsverfahren ist bereits voll im Gang. Vier Hersteller haben sich im vergangenen Frühsommer mit ihren Maschinen der Erprobung im Schweizer Luftraum gestellt. Es handelt sich um das Tarnkappenflugzeug F-35 von Lockheed Martin, den F/A-18 Super Hornet von Boeing, den Rafale des französischen Herstellers Dassault und das Airbus-Flugzeug Eurofighter.
Der Evaluationsbericht soll im zweiten Halbjahr 2020 vorliegen. Spätestens Anfang 2021 will der Bundesrat entscheiden, welches Kampfflugzeug gekauft werden soll. Ab 2025 steigen die ersten Jets in den Schweizer Himmel auf, 2030 soll die Beschaffung abgeschlossen sein. Parallel dazu werden die F/A-18 und die letzten Tiger ausser Dienst gestellt.
Referendumsabstimmung im September
Weil der Typenentscheid noch nicht gefallen ist, ist der genaue Preis pro Stück und damit auch die Flottengrösse unklar. Nach Schätzung einer Expertengruppe beträgt der mittlere Preis pro Flugzeug inklusive Bewaffnung, Logistik, Systeme, Upgrades und andere Kosten rund 200 Millionen Franken. Mit 6 Milliarden Franken könnten also dreissig neue Kampfflugzeuge gekauft werden.
Gegen den Planungsbeschluss kann – anderes als bei Rüstungsgeschäften üblich – das Referendum ergriffen werden. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (Gsoa) hat bereits angekündigt, den Kampfjet-Kauf an die Urne zu bringen. Die Referendumsabstimmung findet voraussichtlich am 27. September 2020 statt.
Die Beschaffung neuer Boden-Luft-Raketen ist nicht Teil des Planungsbeschlusses und unterliegt damit auch nicht dem fakultativen Referendum.