Bern und Zürich haben kein Interesse an Spital-Soldaten
Die Schweizer Armee rüstet sich für den nächsten Corona-Einsatz. In den grossen Kantonen werden die Soldaten aber offenbar nicht gebraucht in den Spitälern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat bietet Soldaten auf, um den Kantonen bei der Krisen-Bewältigung zu helfen.
- Vor allem die Westschweizer nehmen dankend an. In der Deutschschweiz herrscht Skepsis.
- Die Soldaten seien auf der Intensivstation überfodert, heisst es etwa aus dem Kanton Bern.
Die Corona-Fallzahlen sind auf einem Rekordhoch, viele Spitäler sind am Anschlag. Die Herausforderungen für das Gesundheitspersonal lauten nun: Die Bevölkerung möglichst schnell boostern, um so den Impfschutz zu erhöhen und gleichzeitig die hohe Zahl an Covid-Patienten behandeln.
Der Bund stellt den Kantonen dazu bis zu 2500 Angehörige der Schweizer Armee zur Verfügung. Gesundheitsminister Alain Berset erklärte jüngst ausdrücklich: Nach einer kurzen Schulung können Soldaten auch auf den Intensivstationen helfen.
Um Hilfe der Schweizer Armee haben bisher trotzdem nur sieben Kantone gebeten. Der Einsatz läuft bereits in vier Westschweizer Kantonen. Neu haben nun auch Aargau, Nidwalden und Luzern Unterstützung angefordert.
Bern hat keine Verwendung für Armee-Angehörige
Bei vielen Kantonen heisst es allerdings: Wir brauchen die Soldaten nicht! In der Insel-Gruppe bestehe vornehmlich ein Personalengpass auf der Intensivstation, antwortet Gundekar Giebel, Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion, die Anfrage an das Spital.
Daher würden nicht-dringliche Operationen verschoben. «Damit können mit dem zusätzlichen Personal aus der Anästhesie einzelne zertifizierte Betten auf der Intensivstation wieder betrieben werden. Es reicht aber nicht für alle Betten.»
Die Einsatzmöglichkeiten von Armeeangehörigen allerdings seien begrenzt, so Giebel. «Die Erfahrung zeigt, dass Pflegefachpersonen, die sich nicht für die Arbeit in der Intensivpflege weitergebildet haben, den hohen professionellen Anforderungen nicht gerecht werden können.» Schliesslich gehöre die Versorgung von intensivpflichtigen Patienten zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten im gesamten Tätigkeitsbereich der Pflege.
Zürich und Solothurn sehen noch keinen Handlungsbedarf
In den Solothurner Spitäler braucht man laut Mediensprecher Oliver Schneider «aktuell keine Unterstützung. Unsere Mitarbeitenden können unsere Patientinnen und Patienten behandeln und pflegen.» Unterstützung benötige man in absehbarer Zeit nicht.
Auch in Zürich stossen die Spitäler nicht an ihre Grenzen. Das Universitätsspital sieht derzeit noch keinen Handlungsbedarf und plant keine Anfrage zur Unterstützung durch die Schweizer Armee, wie Mediensprecherin Barbara Beccaro auf Anfrage mitteilt.