Bund & Kantone bereiten sich schon jetzt auf den Corona-Herbst vor
Der Bundesrat hat gestern alle restlichen Massnahmen aufgehoben. Das heisst aber noch lange nicht, dass die Pandemiebekämpfung im Hintergrund gestoppt wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Frühling und Sommer werden ohne Corona-Massnahmen vonstattengehen.
- Bund und Kantone behalten jedoch einige Überwachungs- und Reaktionsmechanismen bei.
- Denn ob und wie das Coronavirus im Herbst zurückkommt, weiss niemand genau.
Die Pandemie ist nicht fertig, aber die Lage wird – zumindest politisch – wieder normal. Ab dem 1. April werden sämtliche noch übriggebliebene Covid-Massnahmen abgeschafft. Damit läuft auch die Verordnung besondere Lage aus.
Konkret heisst das: Die Kantone können die Pandemiebekämpfung alleine übernehmen und wenn nötig Massnahmen anordnen. Masken im öffentlichen Regionalverkehr oder in den Spitälern beispielsweise. Aber auch schärfere Massnahmen, wie die Wiedereinführung des Covid-Zertifikats, wären möglich.
Grundlagenpapier diktiert weiteres Vorgehen
«Wir wollen nicht überrascht werden», sagte Gesundheitsminister Alain Berset aber an der Medienkonferenz gestern. Deswegen habe der Bundesrat den Kantonen und Sozialpartnern ein «Grundlagenpapier» unterbreitet; darin stehen vier Szenarien, wie die Pandemie weiter verlaufen könnte, sowie mögliche Reaktionen darauf.
Das erste Szenario ist das beste, Covid-19 richtet keine Schäden mehr an. Das zweite sieht vor, dass es wieder zu grösseren Ausbrüchen kommt, was die Kantone aber alleine bewältigen können. Im dritten Szenario benötigt es wieder das Einschreiten des Bundes, es droht eine Überlastung des Gesundheitswesens. Das vierte Szenario beinhaltet eine neue Pandemie, mitsamt komplett neuem Erreger.
Die Behörden wollen also bereit bleiben und reagieren können. Möglich für die Bewältigung des dritten Szenarios wären indes vierte Impfdosen, ein zweiter Booster. Ein paar wenige Länder haben, zumindest für Risikopersonen, damit schon angefangen: Frankreich, die USA, oder auch Israel. Deswegen sollen die Kantone nicht sofort alle Impfmöglichkeiten abbauen, sagte auch der Bundesrat gestern.
Auch relevant für das dritte Szenario: Eine aggressivere Variante. Der Bund rechnet eigentlich so oder so damit, dass das Coronavirus saisonal in Wellen zurückkehren könnte.
Bleiben wird deswegen unter anderem die Überwachung des Infektionsgeschehens. Mittels Abwasserproben beispielsweise, aber auch durch Sequenzierungen und Stichprobe-Analysen. Ersteres bildet die Anzahl infizierter Personen früh ab, auch ohne Tests. Die beiden letzten Methoden dienen der Erkennung von neuen Mutationen des Coronavirus.
Eine Rückkehr zur besonderen Lage will der Bund vermeiden. Dafür müsste eine erneute, besonders heftige Pandemiewelle über die Schweiz rollen. Kantonale Massnahmen müssten zudem nicht ausreichend sein. Deswegen will der Bund weiterhin die Spitalkapazitäten überprüfen.
Sich selber schützen
Für die nähere Zukunft empfehlen Bund und Kantone einfach, bei Krankheitssymptomen zu Hause zu bleiben und sich testen zu lassen. Die Tests bleiben für Symptomatische kostenlos. Und auch ohne Isolationsanordnung hoffen die Behörden auf die Akzeptanz der Arbeitgebenden.
Bis am 22. April können sich Sozialpartner und Kantone zum Grundlagenpapier des Bundes äussern. Dieses soll für die Übergangsphase, die bis im Frühling 2023 andauern soll, gültig bleiben.