Bundesrat Alain Berset zeigt Szenarien für den Corona-Herbst
Der Bundesrat hat sich mit dem zukünftigen Umgang mit dem Coronavirus befasst. Es liegen drei mögliche Szenarien für den Herbst und Winter vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Fallzahlen liegen aktuell tief, das kann sich aber im Herbst ändern.
- Der Bundesrat hat drei verschiedene Szenarien ausgearbeitet.
- Schlimmstenfalls könnte es zu einem erneuten starken Eingriff und neuen Impfungen kommen.
Der Sommer sieht so weit so gut aus: Tiefe Fallzahlen, viele Menschen lassen sich impfen, die Corona-Massnahmen sind eher locker. Das war letztes Jahr auch so, bis im Herbst die Fallzahlen wieder anstiegen.
Deswegen will der Bundesrat im Voraus planen. Wie die Landesregierung mitteilt, hat sie drei verschiedene Szenarien ausgearbeitet, wie die Pandemie weitergehen könnte.
Drittes Szenario wäre «starker staatlicher Eingriff»
– Erstes Szenario: Alles bleibt gut, es kommt zu lokalen, kleinen Ausbrüchen. Das Gesundheitssystem wird nicht überlastet, «die Krise wäre zu Ende», schreibt der Bundesrat.
– Zweites Szenario: «Spätestens im Herbst oder Winter» könnten die Neuinfektionen ansteigen, was das Gesundheitssystem wieder überlasten würde. Dann müsste der Bundesrat Massnahmen wie die Maskenpflicht oder Abstandsregeln wieder einführen.
– Drittes Szenario: Aufgrund von resistenteren Virus-Varianten wäre der Impfschutz nutzlos. Das wiederum würde zu einer «neuen, pandemischen Welle». Der Bundesrat müsste wieder «stark» eingreifen, was eigentlich bedeutet, ein Shutdown ist nicht vermeidbar.
Auffrischimpfungen und Monitoring
Zudem müsste im dritten Szenario nach einer neuen Impfung geforscht werden. In den ersten zwei Szenarien geht die Exekutive davon aus, dass die Ausbrüche innerhalb der ungeimpften Population geschehen werden. Auch deshalb will der Bund unbedingt das aktuelle Impftempo erhöhen. Denn wer sich jetzt ein erstes Mal impfen lässt, ist erst spätestens Mitte August komplett geschützt.
Der Bundesrat möchte sogenannte «besorgniserregende Varianten» möglichst nahe überwachen. Das Monitoring wird nochmals verstärkt, teilt das Eidgenössische Departement für Inneres mit. Auch werde eine Auffrischimpfung vorbereitet.
Hier können Sie das Protokoll der Medienkonferenz lesen:
15:22 Regelmässiges testen an Schulen sei «von zentraler Bedeutung», sagt Berset. Sollten die Kantone das nicht machen, gebe es «vielleicht Probleme». Das dürfe aber nicht sein, so Berset.
Auch, weil Kinder unter 12 Jahren nicht geimpft werden können. In Israel seien sie aktuell Treiber der Pandemie, fügt eine Beamtin des BAG hinzu.
15:20 Jetzt geht es um das Covid-Zertifikat «light». Mehr dazu können Sie hier lesen.
15:18 Wie steht es um die Anerkennung des Covid-Zertifikats in der EU? Die Verordnung dazu in der EU trete morgen in Kraft, so Mike Schüpbach vom BAG. Die EU müsse also nur einen formellen Entscheid treffen, es sollte «in den nächsten Tagen oder Wochen» erfolgen. Der Bund wisse aber aktuell von nichts.
Nicht ungeimpft reisen, rät Berset
15:05 Der Gesundheitsminister ruft aber alle dazu auf, nicht nach Russland, Portugal oder andernorts zu reisen, wenn sie ungeimpft sind. Er rät zur Vorsicht.
15:04 Kommt Russland auf die Risikoliste wegen des EM-Matches? Nein, aber der Bundesrat habe es sich überlegt. Flugpassagiere müssten ohnehin ihre Kontaktdaten bei der Landung angeben, sagt Berset. Zudem müsse die Delta-Variante ohnehin «integriert werden».
15:01 Es sei nicht heikel, Astrazeneca an andere Länder zu geben, sagt Berset. Der Impfstoff sei nur nicht in der Schweiz zugelassen, weil Daten fehlten. Dass sie andernorts verimpft werden könnten, sei eine gute Sache.
15:00 Jetzt sei der richtige Moment, sich impfen zu lassen, bevor die Fallzahlen wie in anderen Ländern «explodierten». Berset nennt Russland als Beispiel.
14:56 «Wir hoffen schwer, dass es im Herbst aufgrund der Impfung einen gute Situation gibt», resümiert Berset. Sonst müsse man wieder Massnahmen einführen und auf das Verständnis der Bevölkerung pochen.
14:53 Sollte die Situation weiter «normal verlaufen», wäre es nicht verhältnismässig, Einschränkungen auch für Geimpfte zu verhängen. Eine Maskenpflicht für Nicht-Geimpfte wäre aber auch heikel, da ersichtlich sei, wer geimpft sei und wer nicht.
14:52 Berset geht auch davon aus, dass einige Kantone nächste Wellen besser überstehen werden als andere. So zum Beispiel Kantone, in welchem viele Leute erkrankten, oder wo die Impfbereitschaft hoch ist.
14:50 Die Fragestunde beginnt: Die Behörden gehen davon aus, dass alle Impfwilligen bis Mitte August geimpft sein werden. Alain Berset lobt in seiner Antwort auch die steigende Impfbereitschaft der Schweizerinnen und Schweizer.
Bundesrat Berset: Vorausplanung ist Zeichen der Normalität
14:42 Auch das Förderprogramm für Covid-19-Medikamente solle eine eventuelle Welle im Herbst oder Winter 2021 abschwächen können. Der Bundesrat habe zudem vier Millionen Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca für die Covax-Initiative zur Verfügung gestellt. So können auch ärmere Länder einen Zugang zu Impfdosen erhalten. Es bleiben der Schweiz aber noch 1,4 Millionen von Astrazeneca.
14:40 Diese Vorausplanung sei auch ein Zeichen der Rückkehr zur Normalität, sagt Berset. Früher habe man einfach reagieren müssen, jetzt könne man schon antizipieren.
14:35 Die Delta-Variante werde auch in der Schweiz dominant werden, das sei sicher. Die gute Nachricht sei aber, dass die mRNA-Impfstoffe gut gegen die Mutation schützten. Nichtsdestotrotz sei es ratsam, für die kommenden Monate zu planen.
14:30 Die Medienkonferenz darf ohne Masken gehalten werden. Das freut Alain Berset, «zum Glück» habe er sich heute Morgen rasiert.