Bundesrat soll «Schreiben nach Gehör» verbieten
Die Methode «Schreiben nach Gehör», wie sie in Primarschulen angewandt wird, steht in der Kritik. Jetzt soll der Bundesrat durchgreifen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Methode «Schreiben nach Gehör» steht in der Kritik.
- Jetzt müsse der Bund eingreifen gegen die Kantonen, findet SVP-Nationalrat Peter Keller.
- Jugendlichen würde sonst die Zukunft verbaut.
Die vom Schweizer Pädagogen Jürgen Reichen entwickelte Methode «Schreiben nach Gehör» soll bei Schulanfängern die Schreiblust fördern. Rechtschreibung zu pauken sei nämlich «Ausfluss einer kollektiven Zwangsneurose». Lehrer sind angehalten, alles zu erlauben, der Rotstift bleibt vorläufig im Pult verschlossen. Schbas statt Spass, wenn der Papa Schulbesuch macht ist «Fatatag» und «Di foirwer retete eine oile aus dem Stal».
Bundesrat soll Zukunft der Jugendlichen nicht verbauen
Damit soll jetzt Schluss sein: «Der Bund ist in der Pflicht, dies zu korrigieren», sagt SVP-Nationalrat Peter Keller. Nicht die Rechtschreibfehler, sondern die Methode. Genau so wie der Bund den Lehrplan 21 verantworte, könne er auch hier eingreifen.
Kellers Kanton Nidwalden hat «Schreiben nach Gehör» bereits abgeschafft, dem Beispiel der Bundesländer Baden-Württemberg und Hamburg folgend. Der Kanton Aargau hat Anfang März die entsprechenden Lehrmittel ebenfalls verboten.
Jugendliche und Berufsleute hätten heute sehr schlechte Rechtschreib-Fähigkeiten, weiss der gelernte Lehrer Keller. «Damit wird ihre Zukunft verbaut», warnt Keller, und hat deshalb eine Interpellation an den Bundesrat eingereicht. Man lasse schliesslich auch nicht jemanden zwei Jahre lang Tennis lernen mit völlig verkehrter Schläger-Haltung. «Da würde ja jeder den Kopf schütteln.»
Widerstand von links
Mit seiner Interpellation will Keller nun den Bundesrat dazu bringen, Flagge zu zeigen. Je nach Antwort sollen dann weitere Schritte folgen. Denn das Thema ist parteipolitisch vorbelastet: Sowohl in Nidwalden wie im Aargau ging die Initiative von SVP-lern aus. Linke dagegen zeigen eher wenig Lust, das Projekt «Schreiben nach Gehör» abzubrechen.
Das sei historisch bedingt, weiss Keller – die Reformpädagogik inluslive «Schreiben nach Gehör» sei von links gekommen. «Man darf nicht korrigieren, sonst könnten die armen Kinderlein traumatisiert sein», mockiert sich der SVP-ler. «Jetzt einzugestehen, dass man auf dem falschen Weg war, ist natürlich schwierig.»
Denkt an die Kinder!
Dabei sei es durchaus im Interesse der Linken, solche pädagogische Fehler zu eliminieren, findet Keller. Parteipolitik müsse hier hintanstehen. «Kinder, die schwächere Schüler sind oder aus fremdsprachigen Familien werden besonders benachteiligt von dieser Methode», mahnt Keller.
Da müsse es doch ein gemeinsames Anliegen sein, dies zu korrigieren. «Wir müssen das für die Kinder machen – nicht für die Politik.»