Bundesrätin Leuthard wirbt für Drohnen und geht beinahe vergessen
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz will sich als «Heimat der Drohne» etablieren.
- Verkehrsministerin Doris Leuthard persönlich lancierte das «Drone Innovators Network».
- Auf grosses Echo stiess dies zum Teil nicht einmal bei den Mit-Organisatoren.
Die Ankündigung klang filmreif bombastisch: Der Bund starte eine Kampagne namens «Switzerland – home of drones», verkündete die Bundes-Marketingagentur «Präsenz Schweiz» vor einem Monat. Die Kampagne mitsamt drohendem Drohnenlogo ist mittlerweile lanciert, es gibt ein Promo-Video und am Dienstag eröffnete Verkehrsministerin Doris Leuthard den Kongress «Drone Innovators Network».
Alle sind da, keiner schaut hin
Vor 100 Personen habe die Verkehrsministerin die Pionierrolle der Schweiz in Sachen Quad- und Multicopter herausgestrichen (wer hats erfunden?). Beim ETH-Campus, wo viele der Drohnen-Innovationen herkommen. Mitorganisator: Niemand geringerer als das WEF.
Dass CNN, anders als beim WEF Davos, nicht live von den Schweizer Weltmachtansprüchen berichtet, können wir verschmerzen. Irritierend ist aber, dass der Anlass auch bei vielen Beteiligten fast vergessen geht.
Es gibt Wichtigeres: Ikea, Neanderthaler und… die WM
Resonanz gibt es fast nur von am Anlass Beteiligten: Stolze Forscher, Leuthards UVEK, Präsenz Schweiz a.k.a. «House of Switzerland. ETH und WEF haben den Anlass aber nicht auf ihrer Agenda. Die ETH retweetet Stunden später mal einen der enthusiastischen Bundes-Tweets, aber es müssen schliesslich auch noch die ETH-Forscher mit ihrer Neanderthaler-Werkzeug-Messung kommuniziert werden.
Immerhin das Finanzportal AGEFI verweist begeistert auf das Schweizer Start-up Flyability und seine kollisions-tolerante Drohne – Flyability selbst teilt aber lediglich mit, man sei derzeit und bis Donnerstag an einer Ausstellung in Paris.
Auch Mitorganisator WEF schafft es lediglich zu einem Retweet, denn es gibt so viel anderes mitzuteilen: Ikea in Sydney nimmt jetzt gebrauchte Möbel zurück. Und kannten Sie schon die ökonomischen Folgen einer Fussball-WM, in Balkendiagrammen aufgeschlüsselt nach Wirtschafts-Sektoren? Ah ja, WM ist ja auch noch. Dort interessiert eben ein anderes Fluggerät. Vielleicht sollten wir ihn als Schweizer Drohne einbürgern, den Doppeladler.