Die SP gewinnt die Wahlen im Kanton Bern. Besonders stolz ist Christian Levrat dabei auf drei Frauen seiner Partei. Im Interview schaut der Präsident der Schweizer Sozialdemokratie voraus und prophezeit der SVP den Niedergang.
SP-Präsident Christian Levrat solle den Tag nicht vor dem Abend loben, mahnt Rösti nach dessen Nau-Interview.
SP-Präsident Christian Levrat solle den Tag nicht vor dem Abend loben, mahnt Rösti nach dessen Nau-Interview. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gewinner der Wahlen im Kanton Bern sind die Sozialdemokraten.
  • SP-Schweiz-Chef Christian Levrat schaut im Interview auf die nationalen Wahlen voraus.
  • Für ihn ist klar: «Ich erwarte im Oktober 2019 einen Linksrutsch, eine deutliche Kurskorrektur in diesem Land.»
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Herr Levrat, Ihre Partei hat im zweitgrössten Kanton des Landes deutlich zugelegt. Wie beurteilen Sie das Resultat?

Die positiven Resultate dürften aber auch kantonale Gründe haben.

Was können Sie im Hinblick auf die nationalen Wahlen mitnehmen aus dem Berner Sieg?

Christian Levrat: Die Sitzgewinne bestätigen den nationalen Trend zu einer Kurskorrektur. Bereits im Aargau und in Zürich haben wir deutlich zugelegt. Die Wählenden suchen ein klares Korrektiv zur verheerenden Abbaupolitik der Bürgerlichen.

Klar, in Bern hat die rechte Regierung konsequent auf dem Buckel der Schwachen gespart. Die bürgerlichen Regierungsräte betreiben Politik mit einem Taschenrechner im Kopf, wo eigentlich das Hirn hingehört. Dennoch: Ich erwarte im Oktober 2019 einen Linksrutsch, eine deutliche Kurskorrektur in diesem Land.

Evi Allemann freute sich am Sonntag über ihren neuen Regierungsratssitz - Nau

Dass die Sozialdemokratie konsequent auf die soziale Frage fokussieren muss. Die SP ist – zusammen mit den Grünen – die einzige Alternative zum bürgerlichen Block, der die Schweiz kaputtsparen will. In den letzten Jahren, gerade im Wahlkampf 2015, haben wir uns die Themen zu sehr von der SVP diktieren lassen.

Magdalena Martullo-Blocher: «Jetzt bin ich verantwortlich und muss alles machen.» - Nau

À propos SVP: Diese ist am Samstag mit Vollgas in den Wahlkampf gestartet. Dazu fand die Stabsübergabe von Christoph Blocher an seine Tochter statt. Was sagen Sie dazu?

Levrats langjährige Co-Generalsekretärin Flavia Wasserfallen rutscht in den Nationalrat.
Levrats langjährige Co-Generalsekretärin Flavia Wasserfallen rutscht in den Nationalrat. - Keystone

Die SVP ist in einer schwierigen Situation, sie strauchelt von einer Niederlage in die nächste. Kein Wunder: Sie fokussiert ihre Politik voll auf die Interessen der Grossunternehmen und vergisst ihre Basis. Frau Martullo-Blocher ist die Personifizierung dieser Politik. Damit wird die Partei scheitern.

Zurück zum Kanton Bern: Hier haben einige prominente Frauen neue Ämter gefasst…

Ja, mit Evi Allemann, Flavia Wasserfallen und Tamara Funiciello sorgen gleich drei unserer Vertreterinnen für Schlagzeilen. So etwas ist nur in der SP möglich. Ich bin richtig stolz auf diese Frauen – und sie repräsentieren die Breite unserer Partei exzellent.

Eins ums andere: Was trauen Sie Evi Allemann als neue Regierungsrätin zu?

Sehr viel. Im Nationalrat hat sie ihre Macherqualitäten demonstriert, gerade in der Verkehrspolitik. Als Linke geniesst sie bis in die Mitte Sympathien und kann Allianzen schmieden. Sie wird uns in Bundesbern fehlen.

Tamara Funiciello Juso Bern
Auch Ex-Juso-Chefin Tamara Funiciello schafft den Sprung ins Bundeshaus. Sie wird sich dort rasch zurechtfinden. - keystone

Für sie rückt Flavia Wasserfallen in den Nationalrat – als langjährige Co-Generalsekretärin der SP wahrscheinlich eine Ihrer engsten Vertrauten.

Das ist tatsächlich so. In den letzten fünf Jahren verging wohl kein Tag, an dem wir nicht zusammen telefoniert haben. Sie vertritt, auch ihrem bisherigen Amt geschuldet, eine zentralistische SP-Politik und wird sich im Bundeshaus sehr rasch etablieren können.

Sie wird auch immer wieder als Kandidatin für Ihre Nachfolge genannt.

Dafür ist es noch etwas zu früh, schliesslich bin ich noch im Amt und hege keine Rücktrittspläne (lacht). Aber sie ist eine unglaublich begabte Politikerin und es ist schön, dass sie der Partei als Nationalrätin erhalten bleibt.

Linksrutsch im Kanton Bern - Nau

Nicht zuletzt hat auch Juso-Präsidentin Tamara Funiciello mit ihrer Wahl in den Grossrat für Aufsehen gesorgt.

Ja, sie hat bewiesen, dass sie den Wahlkampf beherrscht. Es überrascht mich immer wieder, wie sie in ihrem Alter Gegnern wie jüngst Roger Köppel die Stirn bieten kann. Sie hat viel Talent und wird sich weiter entwickeln. Ihre Vorgänger Cédric Wermuth und Fabian Molina haben das ja vorgemacht.

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